
Jetzt habe ich zweimal über Menschen aus dem Geschlecht der Overstolzen geschrieben. Nur, wo haben sie denn gewohnt? Jetzt könnte ich einfach „na im Overstolzenhaus“ sagen. Dies steht ja auch noch in der Rheingasse Nummer 8. Haben sie auch. Das ist aber nur der eine Teil.
Was wir über das „wo“ wissen
Als ich über Matthias Overstolz geschrieben habe, habe ich kurz ausgeführt, dass der Overstolz, auf den man das Geschlecht zurückführen kann, der Gewandschneider Gottschalk Overstolz war. Er hat von 1145 bis 1212 gelebt. Zu dieser Zeit hat er noch in der „Oversburg“ gewohnt, die ein Teil der Vorstadt im Mittelalter war. Das Gebiet lag um Sankt Maria Lyskirchen herum und zog sich bis zur „Kleine Witschgasse“.
Gottschalk Overstolz hat aber acht Kinder gehabt. Ist klar, dass die sich über die Stadt verteilt haben und man das „wo“ gar nicht mehr so genau zeigen kann. Zwei Söhne von ihm kauften zum Beispiel den Hof „Zedernwald“ und bauten dort sechzehn Häuser – die Straße heißt heute „Unter Sachsenhausen“.
Hauptsitz der Familie
Blithildis Overstolz aber, eine Tochter von Gottschalk Overstolz, hat den Ritter Werner von Schuren geheiratet. Der Name „Overstolz“ hat damals nur schon besser geklungen als „von Schuren“. Das soll heißen, dass der Name in der Kölner Gesellschaft mehr wert war, weswegen Werner nach der Hochzeit auch „Overstolz“ hieß. Nur das Haus, das beide ab 1220 in die Höhe zogen, hieß deswegen lange Zeit „Haus zur Scheuren“. 1230 zog die Familie ein.

Was heißt „die Familie“? Es war der Hauptsitz des Geschlechtes und eigentlich gehörten, man kann sagen, die Straßenzüge der Rheingasse und des Filzengrabens dazu. Das weiß man heute nicht mehr so, weil diese Grundstück durch die Erbteilung der Folgegenerationen, immer kleiner wurden.
Das Gebäude
Genau wie das jetzt gerade wieder in Mode kommt, arbeiteten und wohnten die Overstolzens damals zuhause. Im Parterre waren Wohnung und ein Raum, um Gäste zu empfangen. Wenn es etwas größer werden sollte, war in der ersten Etage ein großer Festsaal. Das ist da, wo im Bild hinter der Glasfront das Licht brennt. Die vier Etagen darüber waren Warenlager.

Die Overstolzen hatten vier Etagen nur für Waren… Wir haben hier in Köln übrigens nur das eine Beispiel, wie reiche Menschen im Mittelalter im Stil der Spätromanik gebaut haben. Diese Fassade mit den Stufengiebeln und der feinen Gliederung, finden wir in Köln nur hier. Andere Bauten in diesem Stil sind Sakralbauten.
Und er hat dort nach Blithildis gewohnt?
Sohn Johann erbt das Gebäude von seinen Eltern und gibt es in der Familie weiter. An wen genau, weiß man nicht, weil diese Schreinsbücher nicht gepflegt wurden. Erst 1337 findet sich, dass das Patriziergeschlecht „Hardefust“ es kauft und in ihm lebt. Sie leben dort aber auch „nur“ ein Jahrhundert. In der Folgezeit wechselt der Besitzer öfter und als es 1838 abgerissen werden soll, kauft die Stadt Köln es schnell.
Diese renoviert das Gebäude und die „Industrie- und Handelskammer“, sowie die Börse Kölns ziehen ein. Nach dem Zweiten Weltkrieg, stellt die Stadt es auch wieder auf. Mieter ist nun die Kunsthochschule für Medien. Wenn wir aus dem Stubenarrest sind, können wir wieder gucken gehen und versuchen uns vorzustellen, wie diese Patrizier hier gelebt haben…
Michael
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