
Ihr lieben, heute möchte ich euch mal wieder eine Geschichte aus dem alten Köln erzählen. Sie ist nicht ganz so bekannt, aber es geht um das Thema Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit. Themen, die immer passen. Aber genug gequatscht, jetzt geht es los mit der Geschichte…
Wir befinden uns irgendwann in der alten Zeit in Köln, es ist tiefster Winter, eiskalt und deshalb begeben wir uns lieber in eine Gaststube, um uns aufzuwärmen. Ah, da ist auch ein feines Plätzchen unweit des Ofens frei, den nehmen wir, oder?
In einer Ecke sitzen 9 Gestalten und unterhalten sich leise, den leeren Humpen nach, die auf dem Tisch stehen, haben sie schon ordentlich gebechert. Naja, arm sehen sie nicht gerade aus, arbeitsam allerdings auch nicht. Eher die Sorte junger Männer, die das Geld ihrer Väter durchbringen, sowas kommt immer mehr in „Mode“. Aber spielen wir doch ein wenig Mäuschen…
„Geld brauchen wir, dringend. Woher ist mir egal. Notfalls stehlen wir den Dreikönigsschrein“, sagte ein kaum erwachsener Jungspund mit Alkoholgeschwängerter Stimme, es war Walter Birklin. Rainer von Uhlenhaupt spielte mit seinem Spitzbart, noch flaumig und kaum als solcher zu bezeichnen, dann sagte er „ich habe da eine Idee, einzig Jost vom Eigelstein müsste einverstanden sein, dann könnten wir seinem Onkel einen Besuch abstatten“. „Der schläft immer total fest, ins Haus kommen wir, seine Dienerin kenne ich, die lässt uns rein. Seine Geldkiste ist gut gefüllt, noch“, meinte er mit einem breiten Grinsen.
Jost vom Eigelstein war einverstanden, er sah kein Risiko. Selbst wenn es schiefging, er könnte es vor der Familie als Streich hinstellen. Alle würden lachen, denn den alten Geizkragen konnte eh niemand leiden.
Und so tranken sie beschwingt weiter und wurden immer sicherer, dass sie einen klasse Plan hätten und schon bald wieder zu Geld kämen. Denn ihr Lebensstandard war recht kostspielig und ehrliche Arbeit bei ihnen nicht so hoch im Kurs. Irgendwann zahlten sie und verließen das Gasthaus.
Sie entfernten sich einige Meter von diesem, dann kramten sie in ihren Taschen und holten Masken heraus. Diese hatten sie ja schon einige Male gebraucht, wenn sie als Wegelagerer ein paar Kaufleute um ihre Groschen erleichterten. Wer will schon erkannt werden, wenn er Unrechtes tut.
Dann setzte sich der Tross von insgesamt neun Leuten in Bewegung. Am Ziel angekommen, drückten sie sich an die Hauswand, nur Rainer von Uhlenhaupt ging zur Tür und benutzte den Türklopfer. Es dauerte eine Weile, dann öffnete sich ein Fenster und die Dienerin streckte den Kopf heraus und fragte, wer so spät noch etwas wolle. Von Uhlenhaupt sagte, er habe eine wichtige Nachricht zu überbringen. Nun, die Dienerin erkannte ihn natürlich und einige Momente später öffnete sie die Tür.
In diesem Moment kamen die vermummten Gestalten an die Tür, eine Hand presste sich auf den Mund der alten Dienerin und ein Dolch blitzte vor ihrem Gesicht auf.
„Schweig, wenn du weiterleben möchtest, und zeige uns, wo dein Herr seine Schätze aufbewahrt“, sagte einer der Diebe. Die Dienerin nickte, die Hand löste sich von ihrem Mund.
„Das tue ich gern“, meinte sie. „Seit Wochen hat der Geizhals mir meinen Lohn nicht bezahlt, das geschieht ihm ganz recht“, flüsterte sie. „Schröpft ihn, er hat es verdient“, meinte sie noch. „Aber auch für mich sollte es sich lohnen, ich möchte ein Zehntel“, sagte sie. Die neun Junker sind soforteinverstanden, froh, dass es so gut läuft. Niemand zweifelt auch nur einen Augenblick an den Worten der Alten.
Dann setzte sich diese in Bewegung und stieg die Kellertreppen herab. Mit einer Kerze leuchtet sie in eine Ecke. Dort stand eine Kiste. „Darin findet ihr, was ihr sucht“, sagte sie. „Leider habe ich keinen Schlüssel, aber hier liegt genug Zeug herum, um sie aufzubrechen“
.Die Junker machen sich nun eiligst an der Kiste zu schaffen, niemand beachtete die alte Dienerin, die sich langsam in Richtung Ausgang schlich. Dann plötzlich blies sie die Kerze aus und lief die Treppe hinauf, indes war es nun stockdunkel im Keller. Noch bevor die Junker zur Treppe gefunden hatten, war die Alte oben. Sie schlug die Tür zu und schob den Riegel vor die Tür.
Die neun jungen Tunichtgute waren gefangen. Und langsam wurde ihnen klar, dass sie um ihre Köpfe fürchten mussten, denn als Streich würde es ihnen niemand abkaufen. Sie suchten verzweifelt nach einer Möglichkeit zu fliehen, aber es gab keine Chance, von hier zu entkommen.
So verging einige Zeit, dann hörten sie Menschen die Treppen herunterkommen. Die Tür öffnete sich und Gerichtsknechte und Ratsherren standen an der Türe. Eine Kerze brachte etwas Licht ins Dunkle und Bürgermeister Tillman vom Eigelstein betrat den Raum. Anhand der aussichtslosen Lage ergaben sich die Junker, ein Knecht trat vor, um ihnen die Masken abzunehmen, aber der Bürgermeister sprach: „Lasset die Masken auf, das Gericht soll urteilen, ohne zu wissen, wer hinter den Masken steckt“, „dann werden Stand und Ansehen nicht am Urteil rütteln“.
Der Versuch, es als dummen Jungenstreich hinzustellen scheiterte, und so brach der Bürgermeister den Stab über sie und übergab sie dem Henker.
Dieser vollstreckte das Urteil bereits eine Stunde später. Die Verurteilten wurden in große Säcke verpackt, dann brachte man sie in Booten zur Mitte des Rheins und versenkte sie in diesem.
So starben die Junker unerkannt, alle bis auf einen. Denn die alte Dienerin hatte ja Rainer von Uhlenhaupt erkannt und erzählte dies natürlich in der Stadt herum. Der Bürgermeister aber wartete tagelang auf seinen Sohn.
Dann wurde ein Sack mit der Leiche ans Ufer gespült und er hatte Gewissheit über das, was er bereits geahnt hatte, aber nicht wahrhaben wollte. Er hatte seinen einzigen Sohn zu Tode gerichtet. Über Nacht wurde aus dem stolzen Bürgermeister ein gebrochener Mann. Er trat von seinen Ämtern zurück und lebte fortan ein scheues, trauriges Leben.
Dies, liebe Leute war die Geschichte der neun Junker. Erzählt sie überall weiter, damit sie nie vergessen wird.
Euer Ronald
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