Kölsche Weihnacht

Kölsche Weihnacht

Mir ist diese Woche etwas klar geworden.

Weihnachten ist ja wie Karneval. Schön, aber es enthält auch Teile, die mag ich nicht so. Die Drängelei und das Geschiebe zwischen Buden mit immer nur billigem Kram, der teuer verkauft wird, und Fressbuden. Es mag auch daran liegen, dass, wenn ich mal Zeit habe, entweder das Wetter schlecht ist oder gerade ganz Köln zusammen mit Holland, Belgien und Frankreich da ist und die Engländer auch noch eingeflogen werden, um sich hier „Jingle Bells“ vom Band anzuhören und Ramsch zu kaufen.

Als ich letzte Woche am Vorplatz von Sankt Gereon ankomme, hat dort die Gemeinde ein paar Büdchen aufgestellt und hat sich mit Glühwein und Musik vergnügt. Da bin ich ja neugierig und stelle mich dazu. Kurz darauf werden die „Vogelsängerinnen“ angesagt. Was ich weiß ist, dass das ein Damenchor aus Vogelsang ist, der nur kölsche Lieder singt. Ein ganzer Chor auf dem kleinen Fest? Sie haben ja nicht mal eine Bühne!

Aber es geht. Der Chor steht eben in einem Hauseingang und nutzt das Licht, das von der Beleuchtung des Treppenhauses kommt, um die Noten zu lesen – und verdammt, klingt das gut! Kölsche Weihnacht, einfach so von einem Chor von Frauen, die das ganze Jahr üben, um sich am Ende in einem Hauseingang wiederzufinden, nur um kölsche Lieder zu singen. Da wurde mir klar, dass ich Weihnachten doch mag und es meist nur falsch angehe. Weihnachten gehört in das Viertel, wie der Karneval.

Ganz hinten, auf dem Bild nicht zu erkennen, entdecke ich Helga, die ich von der Arbeit aus kenne. Sie sieht mich, winkt und hinterher lachen wir zusammen und sie erzählt:

Die Vogelsängerinnen treffen sich seit mehr als 30 Jahren und üben jeden Dienstag für zwei Stunden zusammen. Das fing an, als zwei Frauen von Männern aus dem Männer-Chor in Vogelsang sich überlegt haben, dass Frauen das auch können. Bald fanden sich 16 Frauen, die es ausprobieren wollten und diese Gruppe wuchs dann schnell auf 30 Sängerinnen an. Der Chor singt mit zwei Sopran und einer Alt-Stimme und hat ein Repertoire von 83 kölschen Liedern, aus dem sie für diese Weihnachtssaison 12 fest einstudiert haben. Als ich „83!“ rufe, kommt als Antwort „Ja, ja, Lieder für die Weihnachtszeit. Dann haben wir noch eine Mappe für den Rest. Das sind auch 87.“ Und weiter sagte sie, dass, als sie vor vier Jahren ankam und mitmachen wollte, sie erstmal so eine Mappe bekam – und zeigt mit dem Daumen und dem Zeigefinger bestimmt drei Zentimeter. Da durfte sie dann Lieder studieren, die sie vorher noch nie gehört hatte. Ich habe an der Stelle nur noch an meinem Kölsch getrunken…m3

Wenn ich es richtig mitbekommen habe, ist übrigens aus all diesen Liedchen „Die Glocke vun Kölle…“ das, welches sie am liebsten haben.

Als ich auf dem Heimweg so über das fidele Grüppchen mit all seiner Lebensfreude, die es hat und weitergibt, nachdenke, kommt mir in den Sinn, dass ich selbst die „Sölzer Ringeldüvcher“ und natürlich das Chor-Grüppchen der „Fründe vun der Akademie för uns kölsche Sproch“ kenne. Aber ich glaube, es gibt noch mehr Menschen, ob Frauen oder Männer, die auf Kölsch singen. Wer von Euch singt denn auch? Und wie heißt Euer Chor? – Und vielleicht habt ihr einen kleinen Tipp, wo Ihr wann seid? Damit wir alle mal einen schönen Moment im Advent haben können.

Michael

m2

Ihr überlegt, Euch auch aktiv in einen Chor einzubrigen? Hier findet ihr die http://www.vogelsaengerinnen.de/

Hier den der Fründe vun der Akademie: http://www.fruende-akademie.de/chor-schmoelzchen.html

Die Sölzer Ringeldüvjer haben ihre Website hier: http://www.soelzer-ringelduevjer.de/

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