
Die „Köln-Düsseldorfer Deutsche Rheinschifffahrt GmbH“, kurz „Köln-Düsseldorfer“ und eigentlich sagen wir nur ganz kurz „KD“. Ab und an eine Tour mit einem Bötchen machen, ist doch fein. Zugegeben „Bötchen“ ist untertrieben, das sind Schiffe. Aber: das Sönnchen scheint, man sitzt oben an der frischen Luft, trinkt sich ein Kölsch und lässt das Panorama vorbeiziehen. Göttlich, oder? Da denkt man nicht mehr über solche Fragen nach und lässt sich treiben.
Was mich nur stört, ist der Name. Muss das sein, dass ein Unternehmen, das so fest mit Köln verbunden ist, ausgerechnet „Düsseldorf“ im Namen hat? Ist das nicht eine Strafe? Wie konnte das so kommen? Das wollte ich mal wissen.
Am Anfang eines Unternehmens ist immer ein Mensch, der bestimmt, dass es das Unternehmen jetzt gibt. In diesem Fall ist das Peter Heinrich Merkens. Er lebt von 1777 bis 1854. Geboren wird er in Mülheim am Rhein, das damals noch nicht zu Köln gehört. Der Vater, Matthias Daniel Merkens, war dort Bäcker und evangelischer Diakon. „Reich“ waren sie sicher nicht. Aber ich glaube, ein bisschen Vermögen hatten sie doch, weil der Vater schon im Jahr 1780 stirbt und sein Sohn, Peter Heinrich, trotzdem an einer Handelsschule in Mülheim lernen darf. Das muss man ja erstmal bezahlen können.
Als Peter Heinrich Merkens 14 Jahre alt ist, wechselt er geschickt zum großen Handelshaus Everhard Casper Schüll in Köln und lernt dort weiter. Als der damit fertig ist, fängt er bei Johann Jakob Schüll im Gewürz- und Weinhandel an. Das ist ein wichtiger Schritt für seine Karriere, weil er damit ganz nah beim Gründer des ersten Handelsvorstandes Kölns ist. Der Handelsvorstand ist der Vorläufer der „Industrie- und Handelskammer“. Kurz und gut: aus dem Bäckersohn wird ein Mann mit Einfluss. Er ist ein geschickter Händler. Am Bankhaus Seydlitz & Merkens ist er beteiligt, wie der Name schon sagt. Eine Versicherungsgesellschaft, aus der am Ende die Agrippina-Versicherung wird und auch die Colonia-Versicherung gründet er. Er hat die erste Präsidentschaft der neuen Industrie- und Handelskammer und vertritt Köln gegenüber den Preußen im neuen Provinziallandtag in Düsseldorf. Aber das erzähle ich nur, damit man eine Vorstellung bekommt, wer der Mann war, der im Jahr 1825 die „Preußisch-Rheinische Dampfschifffahrt-Gesellschaft“ ins Leben ruft.
Am 1. Mai 1827 fährt mit der „Concordia“ das erste Dampfschiff für diese Firma mit Handelsgut von Köln nach Mainz und schon am 8. Juni 1827 folgt die „Friedrich Willem“. Das Unternehmen wächst rasch und wird ab 1832 an der Kölner Börse notiert.
Dann geschieht etwas, das gefährlich wird: Kaufleute aus Mainz, Elberfeld-Barmen und Düsseldorf wollen 1838 ein Stück vom Kuchen abhaben und gründen 1836 die „Dampfschifffahrtsgesellschaft für den Nieder- und Mittelrhein“. Die Konkurrenz bedeutet Krieg: Wettfahrten auf dem Rhein und Preiskrieg. In den 1840er Jahren haben die Kapitäne sogar die Schiffe der Konkurrenz gerammt! So kann man nicht vernünftig wirtschaften.
Im Jahr 1853 einigen sich beide Seiten auf eine Betriebsgemeinschaft. Die „Kölnische und Düsseldorfer Gesellschaft für Rhein-Dampfschifffahrt“ teilt sich den Rhein von Straßburg bis Rotterdam auf und beschließt einen gemeinsamen Fahrplan. Im Verlauf der Industrialisierung wollen sich immer mehr Menschen erholen und der Wunsch kommt auf, zum Vergnügen auf dem Rhein fahren zu können. Ab 1867 teilt man sich auch das Geschäft. Mit der „Humboldt“ und der „Friede“ fahren die beiden ersten Schiffe, die nur für dieses Vergnügen da sind.
Nur, das Geschäft mit dem Rhein wird, durch den Ausbau von Straßen und Schienen, die ja auch eine Konkurrenz sind, immer schwieriger. So beschließen die beiden Gesellschaften, die ja immer noch voneinander unabhängig sind, im Jahr 1925, die Verwaltung zusammen zu legen und so Kosten zu sparen. Die „Dampfschifffahrtgesellschaft für den Nieder- und Mittelrhein“ aus Düsseldorf geht nun in der „Preußisch-Rheinische Dampfschifffahrt-Gesellschaft“ auf – das ist mir wichtig zu sagen. Seitdem heißt die Firma aber auch „Köln-Düsseldorfer Deutsche Rheinschifffahrt GmbH“.
Man kann jetzt sagen „Siehst du, nur Ärger mit den Düsseldorfern, versuchen sie doch Merkens das Unternehmen zu zerstören.“ oder „Einen guten Kompromiss haben sie da gemacht“. Es ist egal. Jetzt, wo ich mir das genau erklärt habe, dass die Gesellschaft nicht anders kann, als dieses „Düsseldorf“ im Namen zu haben, macht es mir wieder viel mehr Freude, im Netz nach der nächsten Tour zu gucken.
Michael
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Wer sicht jetzt sofort informieren möchte, was die KD im Moment bietet, dem sie die Hompage ans Herz gelegt: https://www.k-d.com/de/
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