Auto mit Flügeln auf dem Zeughaus

Flügelauto von H.A. Schult
Flügelauto von H.A. Schult

Was eine verrückte Idee, die „wir“ da hatten. Was habe ich mich damals geärgert, als das Auto auf den Treppenturm vom Zeughaus kam. Wisst Ihr noch, wie das war? Sicher. Ok, weil es so schön war und ein paar das lesen, die jünger sind als das Kunstwerk, erzähle ich es nochmal aus meiner Sicht.

Das Kunstwerk

Also, wir haben einen Künstler, den H.A. Schult. Genaugenommen ist es ein Künstlerpärchen, weil er eine „Muse“ hat, Elke Koska. Und weil hinter einem starken Mann meist auch eine starke Frau steht, muss man sie einfach immer zusammen nennen. Die beiden machen immer Sachen, die ich erst nur bescheuert finde und mit der Zeit drüber lachen muss, weil es ja auch immer kommt wie es kommt und wir am Ende eine neue Geschichte haben.

Im Jahr 1989 gab es einen „Aktionszyklus Fetisch Auto“ für den die Zwei alte Ford Fiestas – sagen wir – „kostümiert“ haben. Ein Auto wurde dabei zum Osterei, ein anderes sah aus, als ob aus Eis wäre und noch wieder ein anderes, als ob es aus Marmor wäre. Es gab noch mehr Autos, aber 1989 war ich beim Bund in Bremen, da habe ich das nicht so genau mitbekommen.

Stadtmuseum, Turm mit Flügelauto
Stadtmuseum, Turm mit Flügelauto

Das Auto aber, dass wir Kölschen von der Kunstaktion am liebsten hatten, ist das Flügelauto im Bild. H.A. Schult wollte darstellen, was wir nicht all für ein Gewese um unsere Autos machen. Ich bin ja auch mehr für das Fahrrad, wenn man sich in Köln bewegt, und finde es auch schade, dass wir solche Autobahnen mitten durch Köln gezogen haben, anstatt die Stadt nach dem Krieg wieder aufzustellen, wie sie war.

Einen Fetisch, finde ich, habe ich mit dem Fahrradfahren nicht, aber für mich könnten wir echt schon mehr dafür tun, dass wir nicht viel Autos in der Stadt brauchen. Aber gut, ich kann nur jammern und habe nichts zu sagen…

Franz Josef Antwerpes

Wer zu dieser Zeit nicht nur jammern konnte, sondern echt etwas zu sagen hatte, das war Franz Josef Antwerpes. Er war von 1978 bis 1999 Regierungspräsident. Er war ein Präsident, der auch ein echter kölscher Bischof gewesen sein könnte – immer gut dafür, Kölner zu nerven. Sein Spitzname war „Kurfürst von Köln“ – aber wir mochten ihn auch, oder?

Seine Leidenschaft war, neben dem Weinanbau im Regierungspräsidium, Autofahrer zu jagen. Die Bilder haben wir doch noch im Kopf, als er höchstselbst mitten in der Nacht an der Autobahn stand und Autos heraus gewunken hat, Tempo- und Alkoholkontrollen. Ich glaube, mit der Lobby, die das Fahrrad heute hat, wäre Köln jetzt schon eine andere Stadt.

Jetzt muss man wissen, dass H.A Schult und Elke Koska von den Ford-Werken gesponsort wurden. Ist klar, sind ja auch alles Fiestas. Das Flügel-Auto war nicht nur aufwändig in der Herstellung. – Immerhin sind da über eine Tonne Eisenbahnschienen drin verbaut, damit es stabiler steht.

Kölner Stadtmuseum
Kölner Stadtmuseum

Ein Flügel allein wiegt 800 Kilogramm und muss auch so einen Sturm wir Kyrill aushalten. Auch wenn es Flügel hat, wegfliegen wäre blöd. – Wie gesagt, wir mochten das Auto von allen Kunstwerken auch am liebsten, wie es 1989 so auf dem Turm des Stapelhauses präsentiert wurde…

Ein Streich?

Als die Kunstaktion zu Ende war, kamen die Autos in die Ford-Werke. Als sie bei Ford mitbekommen haben, wie wir an diesem Teil hängen, haben sie 1991 dieses Auto dem Förderverein für das

Kölnische Stadtmuseum geschenkt. Eben dieses Stadtmuseum ist ja im Zeughaus. Und natürlich kam es damit ganz oben auf die Spitze.

Gegenüber vom Zeughaus saß aber Antwerpes im Regierungspräsidium und musste den ganzen Tag auf sein Feindbild auf diesem historischen Bau gucken. Er verstand da keinen Spaß, dass man ihm da Ungetüm vor das Fenster gestellt hat, einfach so – und los ging der Streit.

Er sagte, es sei eine Genehmigung nötig und der Denkmalkonservator Ulrich Krings, der zu der Zeit frisch im Amt war, habe keine ausgestellt. War klar, geklärt hatte man das mit der Frau, die vorher den Posten inne hatte. Hiltrud Klier war der Ansicht, dass eine vorläufige Installation solch eine Genehmigung nicht bräuchte. Was willst du machen?

Antwerpes war Vertreter der „oberen Denkmalbehörde“ und sagte in dieser Funktion „fort damit“. Die anderen hatten aber Franz Josef Kniola von der „obersten Denkmalbehörde“ auf den Plan gerufen… Über diesen Streit konnten unsere Zeitungen bis in das Jahr 2005 erzählen, bis auf einmal der neue Regierungspräsident, Jürgen Roters, sagte „Nein, ist gut, kann bleiben, ist doch nett auf dem Turm.“ – Langweiler.

So steht das Auto mit den Flügel immer noch da oben und ja, für mich gehört es jetzt auch dahin.

Michael

Flügelauto von H.A. Schult
Flügelauto von H.A. Schult

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