
Heute möchte ich euch etwas über einen Brunnen erzählen, der mittlerweile gar keiner mehr ist, der nicht mal mehr vollständig ist und in Mülheim, da wo er steht, kaum Beachtung findet. Und trotz all dieser „Mängel“ ist er für mich ein Thema, denn er hat eine ereignisreiche Geschichte zu erzählen.
Die damals aus zwei Brunnen bestehende Anlage wurde um 1912 von Hans Wildermann geschaffen und in Stein und Bronze gefertigt. Errichtet wurden sie als Andenken an die Ursprünge der ehemals selbständigen Stadt Mülheim als Fischerort. Sie wurden auf Anregung des Mülheimer Verschönerungsvereins und der Firma Felten und Guilleaume aufgestellt.
Schon 1912 waren die beiden Brunnen auf einer Düsseldorfer Städte-Ausstellung zu sehen, bevor sie dann in Mülheim heimisch wurden. Der Handelsbrunnen am Nordende des Clevischen Rings und der Schifffahrtbrunnen am Südende.
Dann aber brauchte man Platz für die neue Mülheimer Brücke, denn die alte Schiffsbrücke sollte einer festen Brücke Platz machen, und so musste der Schifffahrtbrunnen abgebaut werden und kam in ein Depot.
Sein Glück, denn der Handelsbrunnen wurde während des zweiten Weltkriegs zerstört. Dies blieb dem zweiten Teil der Anlage gottseidank erspart. Bis auf die bekrönenden Figuren waren beide Brunnen in Gestaltung und Aufbau gleich, so dass wir uns auch den zerstörten Brunnen gut vorstellen können.
Beim erhaltenen Schifffahrtbrunnen trägt die Frauengestalt einen Anker, der die Fischerei symbolisiert. Rechts und links der Frau sind je ein Pferd mit Reiter dargestellt. Die Männer halten je eine große Muschel hoch, die sie mit ihren Köpfen abstützen. Ehemals als Brunnen angelegt, plätscherte das Wasser von den Muschelschalen herunter.
Der leider zerstörte Handelsbrunnen zeigte eine männliche Figur, die sich auf eine Drahtrolle lehnt. Die Pferdeleiber gehen in Fischleiber über. Auf den Pferden sitzen muskulöse Männer, die je eine große Muschel über dem Kopf tragen. Das Wasser fiel aus den Muscheln in die Becken.
Der damalige Vorsitzende der Mülheimer Bürgervereinigung Bernhard Kempkes entdeckte 1978 die Überreste des Brunnenpaares in einem Kölner Depot und brachte diesen Teil des Brunnens zurück nach Mülheim.
Wir finden den erhaltenen Brunnen am Wiener Platz, in unmittelbarer Nähe zum Rathaus und zur Stadthalle.
Übrigens, vor einigen Jahren wurden die beiden Schalen gestohlen, der Schaden war beträchtlich. Dank Bürgervereinigung und einiger anderer Helfer hat man es geschafft, eine Lösung zu finden und so konnten im August 2014 neue Schalen angebracht werden. Herzlichen Dank für euren Einsatz.
Seit 1982 haben die Jecken der Stammtischgesellschaft „Nie gehässig“ die Patenschaft des Schifffahrtbrunnen am Wiener Platz übernommen.
Am Brunnen finden befinden sich einige kleine Plaketten, die auf den Einsatz der Gruppen hinweisen.
Auf diesen steht folgendes:
Plakette 1: Restaurierung der Schalen durch die Bürgervereinigung Köln-Mülheim 1951 e.V. im August 2014
Plakette 2: Patenschaft Stammtischgesellschaft „Nie gehässig“, Köln Mülheim, gegr. 1928 e.V.
Plakette 3: Figuren des Mülheimer Schifffahrtbrunnens
Eine wechselvolle und spannende Geschichte verbirgt sich also hinter diesem Brunnen, und der vielfache Einsatz der Mülheimer zeigt deutlich, wie wichtig ihnen der ehemalige Brunnen ist.
So stehe ich hier am Rande des Wiener Platzes und wieder einmal berichte ich über ein Stück Kölner /Mülheimer Geschichte, denkmalgeschützt dazu, die man kaum unwürdiger in die Ecke hätte schieben können.
Dieser EX-Brunnen müsste eigentlich irgendwo am Rhein stehen, denn er erzählt von erfolgreichen Mülheimer Zeiten, als Fischfang und Schifffahrt hier von Bedeutung waren.
Liebe Stadtverantwortlichen, besinnt euch und findet endlich einen würdigen Platz für dieses Stück Mülheimer Geschichte. Hier gibt es einige schöne Brunnen und Denkmäler und einen wunderbaren Park dazu und ihr habt hier bewiesen, dass ihr es besser könnt. Worauf wartet ihr also.
Bleibt neugierig und aufmerksam
euer Ronald
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