
Jeder von uns hat im Laufe seines Lebens mit der Kirche zu tun. Sei es bei der Kommunion oder Konfirmation, bei Hochzeiten oder aber auch bei traurigen Anlässen. Die allererste Erfahrung mit der Institution Kirche aber machen die meisten von uns bereits bei der Taufe, das allerdings ist weit außerhalb unseres Erinnerungsvermögens, da wir in der Regel als Baby bereits getauft werden.
Ganz nebenbei möchte ich hier erwähnen, dass es auch möglich ist, sein Kind, oder aber, falls noch nicht geschehen und der Wunsch vorhanden ist, auch sich selbst im Kölner Dom taufen zu lassen und zwar in der Sakramentskapelle, allerdings nicht während der Advents- oder Fastenzeit und natürlich auch gerade in diesen Zeiten nicht, aber das ist hoffentlich bald alles wieder anders.
Da wir gerade beim Kölner Dom sind…hier findet sich der älteste Taufort, den es in ganz Köln gibt. Das Baptisterium. Eingeweiht wurde die Ausstellung dieses Taufortes, der sich angrenzend an neue Räumlichkeiten befindet, am 03. April 2016.
Aber gehen wir etwas zurück in der Geschichte. Entdeckt wurde dieser besondere Ort bereits 1866 und das zufällig bei Grabungen, danach gesucht hatte man gar nicht. Nach der Bauart zu urteilen, waren die Archäologen der Meinung, dieses Taufbecken wäre im 6. Jahrhundert entstanden. Dass das Christentum schon früh in Köln vertreten war, zeigt ja die Geschichte dieser Stadt und dieser Taufort ist das älteste Zeugnis dieser Zeit, welches Archäologen gefunden haben. Was die Tradition an sich betrifft, gibt es aber wohl Hinweise, dass diese selbst noch viel älter ist, als der Taufort an sich.
Der damalige Dombaumeister, Richard Voigtel, hatte die Bedeutung dieses Fundes erkannt und es konservieren lassen, indem er eine geschlossene Ziegelummauerung rund um das mitten im Baptisterium gelegene Taufbecken errichten ließ. Noch heute sind die erhaltenen Ziegelsteine zu sehen.
Die Planskizze mit den Maßen, die Voigtel anlegte, existiert noch heute, zu finden ist diese im Dombauarchiv.
Bald jedoch geriet das restliche Baptisterium wieder in Vergessenheit…bis 1926 die Gruft der Domherren (beim Domherrenfriedhof am Ostchor des Domes, ich hatte darüber berichtet) angelegt wurde. Und zwar in unmittelbarer Nähe des mit diesem Ziegelbau geschützten Taufbeckens. Und so stand jetzt die zweite von drei Grabungsphasen an. Diesmal durch die städtische Bodendenkmalpflege, welche damals durch die römische Abteilung des Wallraf-Richartz-Museums vertreten wurde.
Das, was Voigtel seinerzeit dokumentiert hatte, wurde überprüft und ergänzt…und für weitere Jahrzehnte passierte…gar nichts.
Kommen wir in die 1960er Jahre und die dritte Grabungsphase, diesmal unter Dombaumeister Willy Weyres. Wieder wurde aufgedeckt und begutachtet, was in den ersten beiden Grabungen zu Tage kam. Einige neue, aber nur kleine Fundstücke, wie Keramikfragmente, wurden entdeckt. Im damaligen Kölner Domblatt wurde dieses Wissen schnell veröffentlicht. Die östliche Wand des Schutzbaus um das Taufbecken wurde entfernt, und man konnte den Raum nun betreten. Egal, welcher Abschnitt der Grabungen es war, was muss das für ein Gefühl gewesen sein, vor diesem Zeugnis frühchristlicher Zeit zu stehen. Heute kann man das Taufbecken, welches nur einen kleinen Teil des Baptisteriums darstellt, von der Straße aus in einem großen Vorraum ausgestellt, betrachten.
Direkt vor diesem Fenster findet ihr übrigens den 1973 erschaffenen Dionysosbrunnen. Darauf zu sehen ist der Gott des Weines, der es sich augenscheinlich gut gehen lässt. Etwas verloren wirkt dieser Brunnen da ja schon, wo er steht, „Im Domhof“. Und ich finde, er hat etwas trotziges im Blick. Als wollte er sagen „die Alten (und damit sind die vielen vielen Reliquien und Überbleibsel alter Zeit gemeint) werden nie vergessen sein“. Ich finde, er hat recht. Denn was wäre Köln ohne all die wunderbaren „Alten“.
Bis bald
eure Ramona
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