
Machen wir ja auch. „Ich wohne in Mechernich, nicht Meschenich!“ oder „Wir kommen aus Rondorf, nicht aus dem asozialen Meschenich.“ Was man in der Zeitung liest, wiederhole ich hier nicht. Kriegsberichterstattung scheint eine neue Erfahrung für mich zu werden. Ich möchte es wissen.Verfehlen kann man Meschenich nicht. Der „Kölnberg“ weist den Weg schon von weitem. Der interessiert mich aber nicht. Ich will ja unser Veedel „Meschenich“ sehen. Ich versuche, mich mit dem Rad im Grünen zu halten, was bis Höningen gut gelingt. Danach muss ich parallel zur B51 fahren. Große Bäume säumen sie, eine schöne Allee, schnurgerade. Leider begünstigt das hohe Geschwindigkeiten und wenn der dichte Verkehr nicht fließt, Abgase. Immer dabei: der Lärm. Es fängt an, wie erwartet.
Im Ort selbst, ist die B51 die Hauptstraße. Da gibt es wirklich wenig Schönes zu sagen: Lärm, Gestank und schmale Bürgersteige, auf denen offiziell auch die Radfahrer fahren sollen. Notgedrungen kann man hier Einkäufe erledigen. Aufenthaltswert finde ich für mich hier nicht. Komisch, dabei ist es eigentlich eine ganz typische Orts-Hauptstraße: alte Gebäude, oft schön, aber ungepflegt. Mir kommt sofort ein Gedanke: Verkehr heraus, Bäumchen herein. Dann könnte man hier etwas nettes gestalten. Abends ein Feierabendbierchen oder einfach mal entlang bummeln mögen, wie in vielen Veedeln auch, kann doch nicht so schwer sein. – Mir fällt auf, dass man im Konflikt Rücksicht aufeinander nimmt. Die Meschenicher haben offensichtlich Übung mit der Enge, mein Eindruck.
Aber Meschenich ist ja keine Erfindung der Neuzeit. Eine Urkunde aus dem Jahr 1166 erwähnt den Ort „Meschingin“ zum ersten Mal. Hier müssen aber noch früher Menschen gelebt haben. Die Römerstraße nach Süden verlief hier entlang eines alten Rheinarmes. Im Jahr 1820 hat man hier zwei römische Sarkophage gefunden. Die zentrale Kirche, Sankt Blasius, wurde 1891 errichtet. Zu der Zeit war die alte romanische Kirche, die auf Fundamenten einer römischen Villa gebaut wurde, so baufällig, dass sie abgerissen werden musste. Diese war eine der ersten Kirchen in weitem Umfeld. Wir reden also von einem sehr alten Ort, der im Kern seit Jahrhunderten hier steht.
So biege ich von der Hauptstraße ab – und finde ein Idyll. Es ist Frühling! Überall duftet es nach Blumen, die blühen – und diese Farbenpracht! Kinderlachen von Kindern, die hier noch unbesorgt auf sauberen Straßen spielen können. Mit dem Fahrrad fährt man besser etwas verhalten. Die Grills in den Gärten laufen schon.
Geschirrgeklapper und die Gerüche machen Appetit. Familien sitzen im Garten und wirken fröhlich entspannt. Komisches Kriegsgebiet. Die Menschen, die mir begegnen, sind ausgesprochen freundlich. „Oh, jetzt bin ich wohl im Weg. Entschuldigung.“ Was kann er dafür, dass ich gerade ein Bild der Straße machen möchte?
Ein kleiner Friedhof mit einzelnen Kreuzen aus dem 18. Jahrhundert, finde ich. Die Gräber sind gepflegt, auch wenn ein paar dabei sind, bei denen das Holzkreuz langsam verwittert, weil sie seit Jahren nicht durch einen Stein ersetzt werden.
Die Gegend um den Reiterhof und den „Alt-Engeldorferhof“ ist einen Spaziergang wert. Am Hof entdecke ich Rehe und ein Naturschutzgebiet. Zum Beispiel der „Kulturpfad Rodenkirchen, Tour 6“ steht bei mir jetzt recht weit oben.
Meschenich hat mich so positiv überrascht, dass ich überzeugt bin, dass die Meschenicher seit Jahren darüber schmunzlen, dass 85 andere Veedel um sie einen Bogen machen. Nur, einen Bogen müsste man wirklich um sie machen, eine Umgehungsstraße.
Michael
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