„Die Geschichte von Griet zu hören, wäre auch schön“. – Liebe Barbara, die Du uns folgst und solche Hinweise gibst, da hast Du mir etwas angetan. Eine Geschichte von Griet, auf Deutsch Greta oder Margarete, gibt es nicht. Heute müssen wir hier etwas improvisieren und uns ein paar Gedanken machen.
Was wir über Griet wissen, ist eigentlich: nichts. Wie soll das auch angehen? Wir wissen ja nicht mal sicher, wo der berühmte Jan von Werth genau geboren wurde. Nur das Jahr wissen wir: 1591. Und das auch nur, weil er ein Held ist. Was sollen wir da von einer der vielen tausend Mägde wissen, die zu der Zeit keinen interessiert?
Was wir meinen zu wissen ist, dass Griet eine Magd auf dem „Kümpchenshof“ war. Wir haben noch eine Straße, die so heißt. Der Hof liegt seit 1395 innerhalb der Stadtmauer. Die Straße „Am Kümpchenshof“ verbindet auf der Höhe des „Mediapark“ den Hansaring und den Gereonswall. Das Stück liegt aber gerade außerhalb der alten Stadt. Die Straße mündet in die „Kyotostraße“.
Der Hof wird damit wohl eher an der heutigen Kyotostraße gelegen haben. Das wäre direkt innerhalb der Stadtmauer – wenn es der Kümpchenshof ist, der in der Sage gemeint ist.
Dort schuftete Griet also tagein tagaus als ihr Jan über den Weg läuft, weil er dasselbe macht: schuften, um seine Familie durchzubringen. Wir erinnern uns, dass der Vater verstorben ist. Griet ist so schön, dass Männer dutzendweise wissen wollen, was man mit ihr anstellen kann. Dass sie da in frühen Jahren schon aufpasst, mit wem sie sich einlässt, ist in dieser ernsten katholischen Welt zu verstehen. Da hängen Ansehen und Verdienst dran. Wie alt mag sie wohl gewesen sein, als Jan sie gefragt hat, ob sie ihn heiratet und mit ihm einen Hof führt?
Vielleicht 16 oder 18? Sie träumt von einem reichen Herren, der eine schöne Frau haben will, die man auch präsentieren kann. Es ist doch klar, dass sie so einem Kerl, der zu dieser Zeit seine Familie kaum ernähren kann, „denkst du wohl“ sagt. Dies muss sich um 1609 oder 1610 zugetragen habe, weil Jan mit 19 Söldner wird, um ihr zu zeigen, dass er doch etwas wert ist.
Acht Jahre danach bricht der Dreißigjährige Krieg aus und Jan ist schon vorher Offizier. Dass die Kölschen ihn gut leiden können, ist auch klar. Gegen die Franzosen gewinnt er mehr als zwei Dutzend Schlachten, die dazu beitragen, dass zwar der Krieg um Köln tobt, aber die Kölschen reich bleiben, weil sie mehr oder weniger ungestört handeln können.
Weiß Griet, wer dieser Jan ist, der aus der Ferne ja auch dafür sorgt, dass sie sicher arbeiten kann? Kurz bevor er 1638 in Köln einreitet, hat er als Feldmarschall, der er zu der Zeit ist, die Festung Ehrenbreitstein erobert. Die Franzosen hatten damit keine Macht mehr über den Rhein und Schiffe konnten wieder herab nach Köln fahren. Und in diesem Jubel trifft er auf Griet.
Griet sitzt da und verkauft Äpfel und Nüsse, als Jan vorbei kommt. Jan hat 1637 im Kriegsgeschehen noch Zeit gefunden, die Gräfin Isabella von Spaur zu heiraten. Diese Ehe ist also recht frisch. Ich kann mir vorstellen, dass er betrübt reagiert, als er Griet, seine Jugendliebe, dort unten sitzen sieht. Vielleicht denkt er sich „Es tut mir so leid. Dir habe ich das doch zu verdanken, dass ich nicht mit dir auf einem Hühnerhof im Umland von Protestanten abgeschlachtet wurde. Den Erfolg hätte ich gern mit dir an meiner Seite gehabt. Aber jetzt kann ich nicht mehr.“ und sagt „Wer es getan hätte.“.
Tja, und Griet muss ja um 45 Jahre alt sein, wie da auf der Erde sitzt und Äpfel und Nüsse anbietet, weil sie nie einen reichen Mann gefunden hat. Setzt man sich auf die Erde und verkauft Obst und Nüsse, wenn man weiß, wer da gleich vorbei kommt? Vielleicht versteht sie sogar in diesem Moment auch, dass Jan ohne den Korb, den sie ihm gegeben hat, nie so weit gekommen wäre.
Aber sie überlegt sich auch, dass sie das diesem Habenichts von damals niemals im Ernst hätte zutrauen können und sagt darum mit ein wenig Trotz „Wer es gewusst hätte“. Sie ist so unbedeutend geblieben, dass sich ihre Spur danach wieder verliert.
Im Jahr 2003, nachdem unser Reiterkorps „Jan von Werth“ diese Geschichte wieder zu Ende gespielt hatte, rief „Jan“, Mike Blosse, seine „Griet“, Gabi Schaaf, und zog sie zu sich auf das Pferd. Ich möchte glauben, dass Jan von Werth das auch gern getan hätte, wenn er nur gekonnt hätte. Ich glaube, dann wüssten wir auch, was aus Griet geworden ist.
Komm mir jetzt keiner mit der Behauptung, dass sich diese Geschichte ja auch gar nicht belegen ließe…
Was denkt Ihr denn über Griet?
Michael
–
Damit ich mir Gedanken zu der Geschichte machen konnte, brauche ich natürlich Quellen. Die erste und wichtigste Quelle ist natürlich die wunderbare Website des Reiterkorps „Jan von Werth“: https://janvonwerth.de/
Guckt Euch dort unbedingt um. Dort findet ihr weitere Details, die hier keinen Platz haben.
Ein Brot? Ja, ich erzähle heute einfach mal über Brot. Es ist aber auch ein Stück Kölner Stadtgeschichte. Es ist das frühe 20. Jahrhundert. Der erste Weltkrieg tobt seit dem 4. August 1914. Köln liegt in der Nähe der Westfront […]
Kölle Alaaf, leev Jecke! Hügg fiere ich Fastelovend. Ehr bestemmp och. Jo, ich weiß, en ganze Rötsch hee mag der Fastelovend nit. Ich mag en, ärg sugar. Et gitt natörlich Sigge vum Fastelovend, die mag wall keiner: Schabausköpp, Piss un […]
Wer bitte, baut eine Schalterhalle für eine Kreissparkasse so riesig? Über diese Geschichte stolpere ich in einem meiner Lieblingsbücher „Kölner Originale“ von Reinold Louis. Das habt ihr jetzt richtig kombiniert. Ein Kölner Original baut einen Saal, der es von der […]
Hinterlasse jetzt einen Kommentar