
Düxer Bock? Ja, habe ich schon von gehört. Mit dem FC hat er nichts zu tun. Da bin ich mir ziemlich sicher. Da gibt es doch irgendeine Geschichte zu. So ähnlich wird wohl der eine oder andere überlegt haben, als er die Überschrift las. Und ihr habt Recht. Es gibt eine ganz wunderbare und typisch kölsche Geschichte dazu. Macht es euch gemütlich und lasst sie euch von den Kölschgängern erzählen…
Die Geschichte spielt in Deutz, vor langer Zeit ist sie geschehen, aber bis heute wird sie immer wieder erzählt, denn sie ist einfach zu verrückt. Obwohl, wenn wir uns in der Nachbarschaft umsehen… Egal, los geht’s.
Es begann wie so oft im Leben mit einem an sich völlig harmlosen Streit unter Nachbarn. Also, im hübschen Deutz, in der Siegburger Straße, wohnte ein Schneider. Leider verdiente man zu dieser Zeit mit diesem Handwerk nicht viel. Um seinen Lohn aufzubessern, züchtete er in seiner Wohnung Singvögel und stellte sie in Käfigen im Fenster aus.
So konnte er wenigstens ein paar Taler dazuverdienen, und außerdem gefiel ihm das Geträller der kleinen Pieper, denn es brachte etwas Abwechslung in den tristen Alltag.
Leider wohnte gegenüber ein Steuereintreiber, dem das Gezwitscher am frühen Morgen auf den Sa… ging, er schlief gerne etwas länger und der Vogelgesang störte da gewaltig, da er morgens, sobald es hell wurde, durch das laute und für ihn gar nicht melodisch klingende Geträller viel zu früh geweckt wurde.
Also versuchte er, den Nachbarn zu überzeugen, sich ein anderes Hobby, oder Zubrot, oder wie auch immer, zu suchen. Der tat ihm leider den Gefallen nicht, und nach langen und fruchtlosen Diskussionen und Streitereien, verklagte der Steuereintreiber seinen Nachbarn. So kam, was kommen musste. Er zog vor Gericht. Zu seinem Pech hielt sich aber der Richter selbst ein paar Singvögel, und so war das Urteil klar. Der Steuereintreiber verlor vor Gericht.
Nun wollte aber der Steuereintreiber seine Niederlage nicht so einfach hinnehmen, und nach langen und nicht sehr fruchtbaren weiteren Streitereien kam ihm dann eine glorreiche Idee. Er besorgte sich einen Ziegenbock, baute sich einen Käfig für das Tier und platzierte den Bock schön an seiner Hauswand.
Da er ihn nur sehr wenig fütterte, meckerte dieser dauernd lautstark. Der Schneider merkte, worauf das ganze hinauslief. Außerdem waren die Nachbarn im Veedel längst aufmerksam auf die beiden Streithähne geworden und verspotteten den Schneider, da er den ganzen Tag das Meckern der Ziege ertragen musste. So riefen sie ihn nur noch
„Schneider meck meck meck“.
Es ist nicht bekannt, ob ihm der hungernde Ziegenbock leid tat, oder ob es andere Gründe waren, jedenfalls wollte er den Frieden in der Straße wieder herstellen und bot dem Steuereintreiber an, seine Singvögel zu verkaufen. Im Gegenzug sollte der Steuereintreiber den Ziegenbock verkaufen.
Der Steuereintreiber aber ging nicht darauf ein, er sah sich jetzt als Sieger des Wettstreits und kostete den Erfolg aus. Leidtragender an der Geschichte war der Ziegenbock, denn dieser verstarb nach 14 Tagen.
Nun glaubte der Schneider, dem das Gelächter hinter seinem Rücken mittlerweile zu schaffen machte, die Situation wäre ausgestanden.
Aber weit gefehlt. Der Steuereintreiber setzte noch einen oben drauf. Er ließ einen steinernen Bock anfertigen und diesen über seiner Haustür anbringen. Dies verstärkte den Spott natürlich noch. Nach einer Weile konnte der Schneider dies nicht mehr ertragen und so zog er mit seiner Familie fort.
Was die beiden Streithähne aber nicht wussten, die Schneiderstochter Gertrud, und Fritz, der Sohn des Steuereintreibers waren sich schon länger näher gekommen und trafen sich heimlich, denn ihnen war klar, dass ihre Väter mit der Partnerwahl nicht einverstanden wären. Nun, nachdem die Schneidersfamilie fortgezogen war, glaubte Fritz, sein Mädchen verloren zu haben und war sehr unglücklich.
Jahre vergingen, der Steuereintreiber verstarb und das Haus stand zum Verkauf. Die Schneiderstochter aber hatte ihren Fritz ebenfalls nicht vergessen. So kam sie heimlich nach Köln, kaufte das Haus mit dem Bock, heiratete ihren Fritz und sie lebten glücklich noch viele Jahre in diesem Haus.
So ihr Lieben. Das war die Geschichte vom „Düxer Bock“, sie ist bereits sehr alt, denn schon 1512 wurde in der Siegburger Straße ein Haus mit dem Namen „Im Bock“ erwähnt, und 1583 nannte man dieses Haus „Wirt im Bock“, und im Jahre 1795 „Das Haus mit dem Bocksbild“.
Selbst einen Brauch dazu gab es hier in der Gegend im Mittelalter. Ein Schneidergeselle musste nach bestandener Prüfung zu diesem Haus gehen, den Bock küssen und dreimal hochleben lassen.
Später wurde für dieses Haus sogar eine Bockfahne angefertigt, und so kam es langsam zu einem neuen Brauch. Die Düxer Bockfahne wurde jedes Jahr zum Schützenfest in Deutz ausgehangen, heute steht diese Fahne im Kölner Stadtmuseum.
Längst ist der Bock das inoffizielle Wappentier des Stadtbezirks Deutz, viele Vereine führen ihn als Wappentier, Logo oder Maskottchen. Seit 1963 steht in Deutz dieser Bock, vom Kölner Bildhauer Gerhard Marcks, der damit an diese Geschichte erinnerte. Übrigens stammt von Marcks unter anderem auch der Albertus Magnus vor dem Hauptgebäude der Universität.
Der Düxer Bock steht heute an der Lorenzstraße auf einem kleinen Platz.
Euch eine gute Woche, bleibt neugierig und aufmerksam,
euer Ronald
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