
„Reichensperger, Reichensperger…den Namen habe ich schon mal irgendwo gehört…“
Sagt ihr euch das auch gerade? Ja, dieser Name taucht in Köln tatsächlich des Öfteren auf. Unter anderem gibt es da den Reichenspergerplatz in der Kölner Neustadt Nord, das dortige Justizgebäude Reichenspergerplatz, sowie die U-Bahn-Station der Linien 16 und 18 mit gleichem Namen. Aber wer war denn nun dieser Namensgeber?
Nun, (und das folgende bitte mit einem Augenzwinkern verstehen) zu seiner Schande muss man sagen, er wurde nicht in Köln geboren, von echtem kölschen Adel also weit und breit keine Spur. Was also gibt es für einen Grund, über ihn zu schreiben und noch mehr die Frage: was gab es für einen Grund, seinen Namen in Köln zu verewigen? Fangen wir von vorne an…Ein Name mit Gewicht
August Reichensperger wurde am 22. März 1808 in Koblenz geboren. Nachdem sein Vater früh verstorben war, zog seine Mutter ihn und seine drei Geschwister allein auf und er, sowie sein Bruder bekamen sogar die Möglichkeit zu studieren. August machte im Jahre 1827 sein Abitur und studierte danach in Heidelberg, Bonn und Berlin Jura.
Immer noch kein Köln…aber jetzt!
Nach Münster und Koblenz trat er seinen Dienst beim Landgericht Trier von 1844 bis 1848 an.
Von 1849 bis 1879 wirkte er in Köln als Appellationsgerichtsrat (Appellationsgericht = Berufungsgericht) und schon vorher gab es einen wichtigen Punkt, womit sich Reichensperger schon um Köln verdient gemacht hat. Bereits seit dem Jahr 1840 war er um den Weiterbau des Kölner Domes bemüht, er war sogar Gründungsmitglied des Zentral-Dombau-Vereins zu Köln (1842). Seine weiteren beruflichen Aktivitäten, die auch in anderen Städten stattfanden, erläutere ich hier nicht weiter, lieber gehe ich noch kurz auf seine Bestrebungen in Köln ein. Ein einfacher Mensch schien er übrigens nicht gewesen zu sein, er vertrat seine Meinung in einigen Dingen sehr beharrlich, wenn nicht sogar schon aggressiv bis angriffslustig. Er war politisch sehr engagiert und war einer der Führenden des politischen Katholizismus. Des Weiteren war er auch Kunstliebhaber und ebenso wie für den Kölner Dom setzte er sich dafür ein, dass Baudenkmäler aus dem Mittelalter wieder instandgesetzt wurden. Dabei bestand er allerdings darauf, dass eventuelle frühere Veränderungen wieder in die ursprüngliche Form gebracht werden mussten.
Man sieht, ein streitbarer Geist.
Diesen streitbaren Geist zeigte er auch an anderer Stelle. Um nur zwei Punkte zu nennen:
Die Stadtmauer. Reichensperger war einer derjenigen, die vehement gegen den Abbruch dieser waren. Er galt diesbezüglich als fanatisch. So kam es zu dessen Ausspruch: „die Torburgen wurden wie Leichen behandelt, welche zu begraben man vergessen hatte“.
Das Dach des Kölner Domes: der damalige Dombaumeister Ernst Friedrich Zwirner stand für eine Metallkonstruktion im Dachstuhl des Domes. Reichensperger verhielt sich demgegenüber sehr kritisch und konservativ und bestand auf einer traditionellen Holzkonstruktion. Zum Glück konnte Zwirner sich durchsetzen, denn sicherlich hätte unser Dom den zweiten Weltkrieg sonst gar nicht überstehen können.
August Reichensperger war vielleicht kein waschechter Kölner. Aber für sein Engagement für die Stadt Köln in vielen Dingen wurde er im Jahr 1895 zum Ehrenbürger ernannt. Er starb am 16. Juli 1895 in Köln und liegt auf Melaten begraben…
Bis bald und bleibt gesund
eure Ramona
Hinterlasse jetzt einen Kommentar