
Köln hat so manch ein Wahrzeichen. Der Dom geht zuallererst voran. Der ist weltbekannt. Dann haben wir den Rathausturm, der als Zeichen für die Macht und den Reichtum der Kölner Bürger aufgestellt wurde. Die Kirchtürme, die so unzählig sind, dass sie uns den Ruf eingebracht haben, die heiligste Stadt nördlich der Alpen zu sein, das heilige Köln, gehören auch dazu. Und dann kann man heute Gebäude wie das „Henkelmännchen“, oder auch den Colonius dazu nennen. Für FC-Fans sicher auch das schönste Stadion der Welt, das hier in Köln steht.
Und dann ist da noch der Turm, der lange Zeit ein stolzes Symbol für unsere Freiheit war und ein bisschen was vergessen wird, der Bayenturm oder heutzutage der „FrauenMediaTurm“. Und da kam so:
Der Turm wird ab 1217 gebaut. Nur, als der Turm irgendwann nach 1220 fertig ist, ist da nicht nur der Turm. Es ist eine Burg. Heute steht da nur noch der Turm und auf der Westseite schließt sich ein kleines Tor mit einem Stück Mauer an. Es ist eine mächtige Burg, die im Osten mit Hilfe eines „Arks“, einem Bogen, bis in den Rhein hinein gebaut wird und so die mächtige Stadtmauer im Südosten abschließt. Der Ark ist übrigens nicht lange da. Er steht so ungünstig in der Strömung des Rheins, dass sie ihn im 15. Jahrhundert wieder abreißen.
Nun ist es in Köln aus Tradition so, dass wir Streit mit dem Erzbischof haben. An dieser Stelle genau zu beschreiben, warum diesmal, wäre ein bisschen viel. Davon schreibe ich lieber einen eigenen Beitrag. Aber so viel: im Jahr 1261 kommt Erzbischof Engelberg von Falkenburg in sein Amt und schon im Frühjahr 1262 steht er mit seinen Truppen, einem ganzen Heer, vor der Stadt und nimmt den Kunibertsturm im Norden und den Bayenturm im Süden ein. Die beiden strategischen Positionen reichen, um die ganze Stadt in der Gewalt zu haben und zu erpressen. Geld will der Lump haben und das nicht zu knapp. Die Kölner überlegen, was sie tun können und verstehen, dass sie kämpfen müssen, wenn sie nicht für Jahre oder Jahrzehnte zahlen wollen.
Also nehmen sie sich die Waffen und greifen die eigenen Festungen an. Die im Norden, der Kunibertsturm, fällt zuerst. Die im Süden, der Bayenturm, ist aber nicht so leicht einzunehmen. Die Truppen des Erzbischofs sind zäh und wehren sich lange. Es gibt ein Blutbad. Aber am Ende bricht der Widerstand und die Kölner stürmen mit dem Ruf „Köln voran“ oder „Köln über alles“ – „Kölle Alaaf!“ den Turm. Es ist ein wichtiger Sieg. Zwar ist es nicht das Ende des Konflikts, der in der Schlacht von Worringen gipfelt, aber ein wichtiger Etappensieg. Dadurch wird der Bayenturm mit dem Kölner Stadtwappen darauf für lange Zeit ein wichtiges Zeichen der Freiheit der Stadt.
Genutzt haben sie das Symbol für Freiheit aber eher, um den Schurken die Freiheit zu nehmen. Es wird ein Gefängnis. Im Untergeschoss sind die Zellen, darüber die Zimmer der Wachleute. Interessant ist dabei, dass man nicht einfach „gefangen“ ist. Nein! Die Insassen mussten den Lohn der Wachleute zahlen… Was genau sie tun mussten, um das Geld zu verdienen, kann ich nicht sagen, aber schlaue Texte werden sie nicht geschrieben haben.
Im Dreißigjährigen Krieg wird die Festung dann noch weiter ausgebaut. Wir sperren damit zu der Zeit den Krieg aus und die Freiheit ein. Aber das mit Erfolg. Deutz brennt und in Köln treibt man weiter Handel mit dem Kram, den man für einen richtigen Krieg so braucht.
Der Zweite Weltkrieg ist aber zu viel für den Turm. Ausgebombt bleibt nur noch das Fundament stehen und es dauert bis in die 80’er Jahre, bis er wieder aufgestellt wird. Es war mal wieder eine Frage des Geldes. Und wie der Rat hört, dass Alice Schwarzer, die Plage meiner Pubertät, die sicher auch den ein oder anderem Mann im Rathaus gequält hat, dort ein feministisches Archiv unterbringen will, ist die Entscheidung nochmal schwieriger. Aber wir kennen ja Alice. Sie setzt sich durch. Und seit 1994 kämpft sie hier für die Freiheit der Frauen und ist Chefin des „FrauenMediaTurms“.
Und ehrlich? Es ist gut so. Literatur über Frauen zu finden, die ja nie in der ersten Reihe der Geschichtsbücher über Köln stehen, ist nicht so leicht. Hier findet man so ziemlich alles über die Frauen, auch von Köln.
Mechel
Für diesen Artikel habe ich mich der Informationen der Hausseite des FrauenMediaTurms bedient: https://frauenmediaturm.de/
und auch das Buch „Das mittelalterliche Köln“ von Carl Dietmar. J.P. Bachem Verlag, ISBN: 3-7616-1589-2 war mir eine große Hilfe.
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