
Man will dich, man will dich nicht… Es ist ja oft so. Der Bismarckturm ist so ein Beispiel. Er steht am südlichen Ende des Gürtels, direkt am Rheinufer.
Otto von Bismarck
Otto von Bismarck lebte von 1815 bis 1898. Er war unter anderem unser erster Reichskanzler und brachte Deutschland seinerzeit ordentlich voran – oder auch nicht. Man kann ja immer so oder so auf etwas gucken. Der eine lobt die Sozialversicherung, der andere schimpft über die Kolonialpolitik zu dieser Zeit. Auf jeden Fall hat Otto von Bismarck Fans.
Der Bau
1898, als Otto von Bismarck gerade verstorben war, kommt der Wunsch auf, hier in Köln ein Denkmal für ihn zu haben. Wie dieses aussehen soll, wird in einem Architektenwettbewerb schnell geklärt. Arnold Hartmann bekommt den Zuschlag. Aber danach geht es sofort los: wer zahlt das? Spenden müssen her.
Heinrich Stollwerck, der die berühmte Schokoladenfabrik betreibt, wohnt nebenan in seinem „Haus“. Die Villa heißt schon „Bismarckburg“, und so zahlt er eine ordentliche Summe – eigentlich den Löwenanteil. Trotzdem reicht es nicht ganz. Der Turm wurde mit einer Höhe von 36 Metern geplant. Ein stämmiger Unterbau in Form eines Felsenhügels ist nicht zu finanzieren. Der Bau wird so nur 27 Meter hoch.
Warum der Bau aussieht, wie er aussieht
Felsenunterbau? Ja, der Turm soll ja Bismarck, den „eisernen“ Kanzler, ehren. Das Gesicht der Figur soll ihn zeigen, zumindest im Groben. Die Rüstung, die sie trägt, stellt den „Roland“ dar. Die Ritterfigur ist seit dem Mittelalter das Symbol für Freiheit und Eigenständigkeit. Natürlich soll der Turm mächtig wirken, wie alle Gegenstücke entlang des Rheins. Eine Wacht gegen unsere Feinde von damals: die Franzosen. „Der Rhein ist deutsch“ ist der Leitspruch. Nur für den Kunstfelsen reicht es eben nicht – da fehlt am Ende dann doch der Antrieb, ist das Geld zu schade. Unsere Vorfahren tricksen mit dem Grün, um den Turm besser zu präsentieren. – Der Schein soll gewahrt werden, wenn es auch nichts kosten soll – klingt modern, oder?
Am 21. Juni 1903 wird der Turm eingeweiht. 3000 Menschen singen stolz „Die Wacht am Rhein“, die mit Erdöl betriebene Feuerschale wird entfacht…
…und sofort schon wieder Ärger.
Das mit dem Erdöl in der Feuerschale geht nicht lange gut. Das Umfeld ist wirklich genervt. Der Ruß des Erdöls ist der Grund. Schon 1907 nimmt man Gas aus der Gasleitung, die die Stadt in der Nähe sowieso gelegt hat. Dies nützt aber nichts, das Feuer brennt damit nicht gut, so dass man wieder zum rußigen Öl greift.
Aber die Schiffer auf dem Rhein mögen den Turm sehr. Wenn die Feuerschale brennt, ist der Turm gut, um sich zu orientieren…1939 kommt der Krieg und damit sich die Bomber des Feindes nicht auch orientieren können, wird das Feuer abgeschaltet – und nie wieder eingeschaltet.
Und nach dem Krieg?
Die Aussicht für den Turm war ja nicht rosig. 1980 kommt dann der Denkmalschutz. Es ist nicht gleich alles gut, aber die Abstände, in denen man sich ein wenig um den Turm in dem kleinen Park kümmert, werden kürzer. Etwas versteckt, hinter jetzt für den Turm zu großen Bäumen, steht er in dem kleinen Park, der mit seinen Stieleichenhecken für ein kleines bisschen Ruhe sorgt.
Man kann heutzutage vom Bismarck halten, was man will. Das Denkmal hat seine Symbolkraft auch längst verloren und wirkt dunkel. Aber ich finde es gut, um an unsere noch junge Vergangenheit zu erinnern. Nur müsste man mehr erklären, warum es überhaupt da steht. Oder wusstet Ihr das? Ich nicht.
Michael




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