Bischöfe an der Spitze

Warum haben im Mittelalter die Erzbischöfe das Sagen?

Ich kann hier bei Kölschgänger nicht alles so ganz exakt wiedergeben, was ich so alles finde, wenn ich in die Bücher gucke. Da wird ja sonst der Kaffee beim Lesen kalt. Trotzdem habe ich wochenlang über die Overstolzen etwas hier eingestellt. Die haben aber auch immer so unterhaltsam gegen die Erzbischöfe gekämpft! Dabei kam mit aber genau die Frage in den Sinn, wieso hier im Mittelalter die Erzbischöfe das Sagen hatten.

Es sah ja nicht gut für Christen aus

Es ist lange Zeit nicht leicht, ein Bischof von Köln zu sein. Die Römer verfolgen ja zunächst Christen, so auch in Köln. Als die Christen sich gerade mit den Römern arrangieren, kommen diese durch die Franken unter Druck. Die Heiden nehmen sich Köln im Jahr 355, als die Römer gezwungen sind, Soldaten aus dem Militärstützpunkt Köln nach Rom zu holen. Sie sollten bei dem Ärger, den es dort gab, helfen. Als Christ kommt man zu dieser Zeit durch, hat aber nichts zu sagen.

Besser wird dies erst, als König Chlodwig I. sich selbst taufen lässt. König Chlodwig I. ist ein Franken-König vom Geschlecht der Merowinger. Die Taufe muss im letzten Jahrzehnt des 5. Jahrhunderts oder im ersten Jahrzehnt des 6. Jahrhunderts vollzogen worden sein. Auch damit hatten aber die Bischöfe nur etwas für die Christen zu sagen. An Politik ist nicht zu denken.

Eine Männerfreundschaft

Jetzt kennen wir ja alle Karl den Großen. Das ist der Franken-König, der die Wende bringt, die für die Macht der Erzbischöfe sorgt. Ich habe schon vor langer Zeit die Sage aufgeschrieben, die um das Krieler Dömchen herum spielt und erzählt, wie es zu der Freundschaft zwischen Karl dem Großem und dem Pfarrer Hildebold kommt, so dass Hildebold das „Pöstchen Erzbischof“ bekommt. Im richtigen Leben war das sicher nicht so romantisch wie in der Sage:

Wie das immer so ist, weiß man selbst bei berühmten Menschen oft nicht, wann sie geboren sind. So ist dies auch bei Bischof Hildebold. Aber im Jahr 787 wird Hildebold auf Wunsch Karls Bischof von Köln. Hildebold ist ja nun auch mehr als ein „Freund“. Er ist der Erzkaplan Karls, auf den er hört. Man kann sagen, er ist der Chef der fränkischen Christen. – Der erste Christ im Land.

Zu diesen Zeiten gibt man so verdienten Gefolgsleuten Land, um sie zu entlohnen. Hildebold soll sein Einkommen aus Köln und dem Land, das drumherum liegt, ziehen. Aber Karl der Große veranlasst noch mehr. Er bekommt es hin, dass der Papst Köln zum Erzbistum erhebt. Das heißt, dass Köln noch vor den anderen Bistümern steht und Hildebold vom Rang zwischen Papst und den anderen Bischöfen. Zum Beispiel darf Hildebold auch selbst Bischöfe ernennen. – Na ja, ist klar, dass es mehr als eine Ansicht gibt, ob das so richtig ist.

Warum bekommt Köln denn diesen Rang überhaupt?

Warum Karl Köln begünstigt und nicht Aachen, wo er ja gekrönt wurde, ist nicht ganz klar. Es heißt, dass er gesagt haben soll, dass Köln die schönste und aufstrebendste Stadt in seinem Reich ist. Die Fachleute meinen, es liegt daran, dass Köln eine römische Colonia war und damit, wie die Erzbistümer Trier und Mainz, einfach in einer großen Tradition stand. Am Ende geht es ja nicht um die Regierung des Frankenreiches, sondern um die römisch-katholische Kirche.

Und dies bringt Macht?

Zu dieser Zeit ist nicht ganz klar, wer kölsche Interessen nach außen hin gut vertreten kann. Die römische Regierung, die gut organisiert war, ist schon lange fort und die Franken sind eher ein Bauernvolk als Stadtmenschen, die auf Handel aus sind. Da tut so ein mächtiger Mann, der es mit Köln gut meint, die Stadt fördert und beschützt, auch mal gut. Klar, denken die Erzbischöfe auch ans eigene Geld. Denn nur wo Geld verdient wird, hat man auch als Oberhaupt ein gutes Einkommen. – Wenn du eine Kuh melken möchtest, musst du sie auch zur Weide führen.

Man muss sagen, dass dies Hildebold und seinen Nachfolgern so gut gelungen ist, dass Köln so überhaupt erst erwachsen werden und seine eigenen Entscheidungen einfordern konnte. Und deswegen, wenn wir über unsere Erzbischöfe schimpfen, müssen wie dies immer im Hinterkopf behalten.

Michael

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