
Spaziergang von St. Ursula zu St. Gereon
(Beitrag enthält unbezahlte Werbung)
Dies ist eine Tour abseits des Mainstreams. Denn obwohl zentral gelegen, treffen wir im Gereonsviertel kaum auf Touristen. Wir schauen uns heute die St. Ursula Kirche an. Besonders die goldene Kammer ist lohnenswert. Des Weiteren erfahren wir, was es mit der Ursulasage auf sich hat. Wie üblich kehren wir zwischendurch auch in einige Lokalitäten ein. Da drängt sich das Brauhaus zur Schreckenskammer geradezu auf. Zum einen wegen der unmittelbaren Nähe zu St. Ursula, zum anderen und hauptsächlich aber, weil es dort sehr leckeres Schreckenskammer-Kölsch gibt.
Danach wenden wir uns der Kölner Stadtgeschichte zu und schauen uns ein gutes Stück mittelalterliche Stadtmauer an. Um im steten Wechsel zwischen Erfrischung und Kölner Geschichte zu bleiben, statten wir
nun dem Gasthaus „Em Hähnche“ einen Besuch ab. Von hier aus spazieren wir ins nahegelegene St.Gereon.Von dort ist es auch nicht weit zum Römerturm. Nun bewegen wir uns in Richtung Hauptbahnhof, aber nicht, ohne uns das schöne Brauhaus „Gaffel am Dom“ näher anzusehen und evtl. ein Glas Gaffel zu genießen. Aber lasst uns losgehen.
Wir starten am Hauptbahnhof und halten uns rechts bis es in die Marzellenstraße abgeht. Dieser folgen wir bis zum Ursulaplatz, in dessen Mitte sich die Kirche St. Ursula befindet. Errichtet wurde diese etwa 1135 auf einem römischen Gräberfeld. Wenn wir einmal an ihr hochschauen, sehen wir bereits die erste Besonderheit. Diesen Kirchturm ziert nicht wie üblich ein Hahn oder ein Wetterfähnchen, sondern eine Krone.

Ursula war nämlich eine Königstochter, die aber keinen allzu großen Drang spürte, den für sie ausgesuchten Sohn des englischen Königs zu ehelichen. Eine göttliche Eingebung half ihr, das zu verhindern, indem sie vom Königssohn verlangte, sich taufen zu lassen und ihr eine dreijährige Frist bis zur Hochzeit zu gewähren, damit sie auf Pilgerreise gehen konnte. Gesagt, getan. So machte sie sich mit 10 weiteren Jungfrauen auf die Reise gen Rom. Zu jeder der Jungfrauen sollten sich 1000 weitere jungfräuliche Damen gesellen. Auf der Durchreise in Köln erschien ihr dann ein Engel, der ihr auftrug, auf der Rückreise erneut
nach Köln zu kommen, da es ihre Bestimmung sei, den Märtyrertod zu erleiden. Auf dem Rückweg wurden die Jungfrauen vor den Toren Kölns von Attila und seinen Hunnen niedergemetzelt. Nur Ursula wurde verschont, da Attila sie ehelichen wollte. Als Ursula dies ablehnte, wurde auch sie getötet und die Prophezeiung damit erfüllt. So kam Köln an diese riesige Menge an Reliquien.

Bis 1802 war St. Ursula ein Kloster, wurde aber dann aufgehoben und ist seit 1804 Pfarrkirche. Übrigens wurden 1802 alle Klöster in Köln im Rahmen der Säkularisierung (Verweltlichung) aufgehoben und meist einer Gemeinde zugeteilt. Unbedingt anschauen müssen wir uns die Goldene Kammer. Diese begehbare Reliquienkammer ist bis zur Decke
mit Gebeinen und Knöchelchen gefüllt, dazu noch jede Menge Reliquienbüsten. Sie wurde 2005 eröffnet. Unbedingt anschauen.
Nachdem wir St. Ursula verlassen haben, bietet sich ein leckeres Kölsch in der Schreckenskammer an. Direkt neben St. Ursula befindet sich das Brauhaus zur Schreckenskammer. Erstmals 1442 urkundlich erwähnt. Hier gibt es ein eigenes Kölsch, das im Lohnbrauverfahren gebraut wird. Dieses Kölsch wird nach hauseigenem Rezept gebraut und ohne Kohlensäure abgefüllt. Bei schönem Wetter könnt ihr auch im hübschen Biergarten sitzen. Achtung, separater Eingang.
Aber wie kommt man zu so einem Namen? Nun, das ursprüngliche Brauhaus stand in der Johannisstraße und genau gegenüber befand sich eine Eisenbahner-Lehranstalt. Die Lehranstalt hatte aber nicht genug Räumlichkeiten und deshalb wurden die Prüfungen in den
Räumen des Brauhauses abgehalten. Irgendwann kam einmal ein Prüfer und suchte diese Räumlichkeiten mit dem Satz, “Na, wo ist denn nun die Schreckenskammer“. Eine andere Erklärung ist, dass die Verurteilten auf dem Weg in die Weckschnapp ( ihr erinnert euch sicher) im Brauhaus ihre Henkersmahlzeit bekamen. Das Kölsch schmeckt jedenfalls hervorragend. Nicht wundern, wenn der Boden sehr sandig ist. Dieser alte Dielenboden wird meist mit Sand gereinigt. Früher wurde Sägemehl benutzt. Heute ist das aber aus Brandschutzgründen verboten.
Nach einer kleinen Stärkung wollen wir nun weitergehen und uns die Reste der mittelalterlichen Stadtmauer und die Gereonsmühle anschauen.

Aus der Schreckenskammer kommend gehen wir die kleine Straße entlang und stoßen nach wenigen Metern auf die Eintrachtstraße. Hier biegen wir links ab und kurz darauf gehen wir rechts in die Cordulastraße. Der Name kommt von der Heiligen Cordula, einer Weg- und Leidensgefährtin der Heiligen Ursula. Jetzt erreichen wir den etwa 2,5 Hektar großen Klingelpützpark. Hier stand bis 1969 die Justizvollzugsanstalt. In den 30er Jahren war das Gefängnis gleichzeitig auch die zentrale Hinrichtungsstätte der Nazis im 2. Weltkrieg. Über
1000 Menschen wurden hier hingerichtet.
Wir durchqueren den Klingelpütz Park und halten uns links. So kommen wir auf den Gereonswall. Hier steht der Gereonsmühlenturm und ein gut erhaltenes Stück der Stadtmauer. Der Gereonsmühlenturm ist Bestandteil des 113 Meter langen Restes der mittelalterlichen Stadtmauer und liegt zwischen Gereonswall und Hansaring. Die Mühlen waren extrem wichtig für die Stadt, da sie im Falle einer Belagerung die Versorgung mit Getreidemehl garantierten. Der Gereonsturm wurde 1446 erstmals urkundlich erwähnt. Er gehörte zu den 12 Toren und 52 Türmen, die ab 1180 die Stadt mit der Stadtmauer umgaben.
Der Turm wird seit den 50er Jahren durch die Einrichtung der Katholischen Studierenden Jugend genutzt und deshalb auch gerne „KSJ – Tower“ genannt. Südwestlich der Gereonsmühle gibt es noch ein kleines Stück der Stadtmauer. Hier wurde ein Wohnhaus fast
komplett in die Mauer gebaut. Der Halbturm ist Teil des Wohnraumes. Erst 1980 hat man die Mühle und den Rest der Stadtmauer endgültig restauriert, was mich ein wenig an die Dauer des Dombaus erinnert. Scheint in Köln alles ein wenig zu dauern.

Nicht weit von hier ist der Hansaring. Dieser hat seinen Namen nicht, wie viele glauben, vom Hansa-Hochhaus, lange Zeit das höchste Hochhaus Europas, sondern er erinnert daran, dass Köln lange Zeit den Vorsitz der deutschen Hanse in diesem mittelalterlichen Städtebund inne hatte. Hier in der Ecke befindet sich auch die Straße am Kümpchenshof.
Und genau auf diesem Kümpchenshof soll das Drama um Jan und Jriet seinen Anfang genommen haben. Aber das nur am Rande. Gereon kommt hier im Veedel in sechs Straßennamen vor, was die Präsenz von St. Gereon für dieses Veedel erklärt.
Entlang der Stadtmauer gehen wir weiter, bis wir links in die Probsteigasse einbiegen. Nach 200 Metern geht es rechts auf die Christophstraße, auf der sich die Kneipe „Em Hähnche“ befindet. Ein sehr hübsches kleines Gasthaus. Gezapft wird Gilden Kölsch. Es besteht auch die Möglichkeit, draußen zu sitzen.
Nach einer Stärkung gehen wir wenige Meter zurück und biegen dann Richtung Gereonskloster ab und 100 Meter weiter wieder links auf den Gereonshof. Nun schauen wir uns St. Gereon in Ruhe an. Die Kirche St. Gereon gehört zu den zwölf großen romanischen Kirchen in Köln. Zum Bau dieser Kirche gibt es natürlich auch wieder einige Legenden.
Angeblich war Gereon der Anführer einer Thebäischen Legion, der den Auftrag hatte, die Christen zu verfolgen. Da er sich weigerte, diesen Auftrag auszuführen und in Köln seine Waffe dem Kaiser zu Füßen legte, wurden er selbst und seine 318 Männer geköpft. Eine andere Legende sagt, dass an dieser Stelle der Brunnen gestanden haben soll, in den die Körper der Märtyrer geworfen wurden. Tatsächlich konnte aber nie ein Brunnen nachgewiesen werden. Auch die Geschichte, dass die hl. Helena den Bau der Kirche auf Gereons Grabstätte veranlasste, ist allein zeitlich gesehen schon eher unwahrscheinlich.
Erwiesen ist allerdings, dass die Geschichte St. Gereons bereits zu Zeiten des römischen Reiches seinen Anfang nahm.

Einer anderen Legende zufolge, ließ der Erzbischof Anno II. die Kirche erweitern, nachdem ihm die Gefährten Gereons im Traum erschienen waren. In diesem Traum sollen sie dem armen Mann Prügel angedroht haben, wenn er nicht dafür sorge, dass ihre Gebeine in einer für Helden angemessenen Umgebung begraben lägen.
Übrigens ist Gereon auch der Schutzpatron der Soldaten und, man höre und staune, auch der gegen Kopfschmerzen. Diese Ehre hat er allerdings nicht seiner späteren Kopflosigkeit zu verdanken, sondern der Legende, dass ein Bischof von seinen Kopfschmerzen befreit wurde, nachdem er den Staub aus dem Brunnen von St. Gereon eingeatmet hat.
Wenn wir St. Gereon von außen betrachten, stellen wir fest, dass um die Kirche herum viel Grün ist und dass man schon fast das Gefühl bekommt in einem Park zu sein. Direkt daneben im “Gereonsdriesch” finden wir dann tatsächlich noch einen kleinen Park. Mitten drin steht die 1858 gestaltete Mariensäule. Diese stand früher mitten auf der Gereonstraße.
In diesem Park stehen drei Linden, die der bekannte Künstler aus der verbotenen Stadt, Joseph Beuys, 1985 mit Basaltsteinen hier aufstellte. Dazwischen liegt die bekannte Kopfskulptur des Märtyrers Gereon auf dem Boden. Hergestellt wurde diese 2005 von Iskender Yediler.
Jetzt gehen wir weiter, bis wir rechts in die Steinfelder Gasse einbiegen können. Nach 150 Metern geht es links ab auf die Friesenstraße und direkt danach wieder links auf die Zeughausstraße. Der Straße folgend treffen wir auf den Römerturm.
Dieser Römerturm war ein Eckturm der Kölner Stadtmauer aus dem 2. und 3. Jahrhundert, die insgesamt neunzehn Türme hatte. Der Durchmesser von 9,20 Metern und eine Mauerstärke von 2,50 Metern sind schon stattliche Maße. Sehr hübsch ist die ornamentale Ausschmückung mit Hilfe unterschiedlicher Gesteine. Wenige Meter entfernt an der St. Apernstraße steht die Ruine eines weiteren Turms inmitten einer kleinen Grünanlage. Eine kleine Oase mitten in der City.
Wir folgen nun dem Straßenverlauf wieder Richtung Hauptbahnhof. Hier liegt das Brauhaus Gaffel am Dom im traditionsreichen Deichmannhaus. Dieses hat übrigens nichts mit der Schuhfirma zu tun, sondern Deichmann war Besitzer einer eigenen Bank und 1870 Mitbegründer der Deutschen Bank. Außer gut essen und trinken, besteht hier auch die Möglichkeit, das „Zappes-Diplom“ abzulegen und zu einem perfekten Kölsch- Zapfer zu werden. Eine kurzweilige und launige Geschichte.
Viel Spaß auf diesem Rundgang wünscht euch Ronald
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