Der Höllenhund

Geschrieben von Ramona Krippner für Kölschgänger - Geschichte und Geschichten über Köln

Relief "Triumph des Todes" an der Elendskirche in Köln
Der Höllenhund
Es war einmal…so beginnen Märchen in der Regel. Mit dem Begriff „märchenhaft“ hat die folgende Geschichte allerdings nur sehr wenig zu tun…
Es war spät geworden an diesem Abend. Der Kaufmann Dietrich hatte Besuch von seinem Freund Rupert, ebenfalls Kaufmann, bekommen. Rupert hatte dieser Tage geschäftlich in Köln zu tun und nutzte nun die Gelegenheit, einen schönen Abend bei Dietrich und dessen Frau mit gutem Essen und viel Wein zu verbringen. Die Zeit verging wie im Flug und Rupert beschloss, dass es an der Zeit war, zu seiner Unterkunft, wo er während der Zeit seines Aufenthaltes in der Stadt wohnte, zurückzukehren.
Dietrich aber reagierte etwas seltsam auf die bevorstehende Verabschiedung des Freundes. Rupert sprach ihn darauf an und bat ihn um eine Erklärung. Dietrich druckste etwas herum, fragte seinen Freund dann aber, ob er wirklich zu dieser späten Stunde noch in die Nacht hinaus wolle, er könne auch gerne in seinem Haus übernachten. Sogar ein eigens für ihn bereitetes Bett stünde bereit. Rupert lachte, bedankte sich, sagte aber, dass er doch keine Angst vor dem Dunkeln hätte. Selbst Dietrichs Einwand, dass er doch aber am Elendsfriedhof vorbei müsste, stimmte Rupert nicht um. Er verließ das Haus mit den Worten: „was soll mir denn schon passieren, es ist noch nicht einmal Mitternacht. Es werden mir schon keine Geister begegnen“.
Dietrich rief ihn noch einmal zurück und erzählte ihm von zwei Menschen, die einst auch so furchtlos in der Andreasnacht, und die wäre genau in dieser Nacht wieder, am Elendsfriedhof vorbeigegangen waren, und einem Wesen, dass beide als Höllenhund beschrieben hatten, begegnet waren. Die Begegnung wäre so grauenvoll gewesen, das eine Frau, noch jung an Jahren, ergrautes Haar bekam und ein Mann, ein Bettler, seither mit einem verkrüppelten Körper durchs Leben ging. Seither wagte sich kein einziger Mensch in der Andreasnacht auch nur in die Nähe des Elendsfriedhofes.
Rupert hielt die Ausführungen Dietrichs allenfalls für eine gelungene Gruselgeschichte, verabschiedete sich abermals und zog von dannen…
Er genoss seinen nächtlichen Spaziergang bei milder Luft und Vollmond sehr, als er sich eben genanntem Friedhof näherte. Plötzlich drangen seltsame Geräusche zu ihm, ein Rascheln und Knurren und als ihm gerade wieder die Worte Dietrichs ins Gedächtnis kamen, starrten ihn zwei riesige rotglühende Augen böse an. Rupert drehte sich um und rannte um sein Leben. Der Höllenhund war nah hinter ihm, er fühlte dessen Atem im Genick. Im letzten Moment erreichte er das Haus seines Freundes wieder, schlug mit beiden Fäusten gegen die Tür, um Einlass bittend. Als Dietrich die Tür öffnete, stolperte Rupert leichenblass ins Haus. Verlassen hat er es in dieser Nacht nicht mehr…
Ihr habt eben in der Legende vom Elendsfriedhof gelesen. Dieser Elendsfriedhof befand sich seit dem 14. Jahrhundert dort, wo sich heute die Kirche St. Gregorius im Elend (oder auch am Elend) befindet, in der Kölner Altstadt-Süd.
Warum Elendsfriedhof? An diesem Ort wurden überwiegend, oder nur, Pilger, Arme (Elende) und Menschen ohne Heimat bestattet.
Dann kam eine Familie nach Köln, die ebenfalls einen Leidensweg gegangen war. Es war die Familie von Groote, die um das Jahr 1580 aus den Niederlanden geflohen war, wo sie aufgrund ihres katholischen Glaubens verfolgt worden war. Da die von Grootes das Schicksal, sprich das Elend, ob ihrer eigenen Geschichte mit den dort Bestatteten vergleichen konnten, eigentlich sogar teilten, denn auch sie waren nun Heimatlose, kümmerten sie sich fortan um das Gelände des Friedhofs, auf dem sich zu dieser Zeit bereits eine kleine Kapelle, die Michaelskapelle befand.
Im Jahre 1677/78 rief Jacob von Groote d. J. eine Familienstiftung ins Leben, um in der Kapelle, die er später vergrößerte und dem heiligen Papst Gregor I. weihen ließ, einen Gottesdienst abhalten zu können.
Fast hundert Jahre später stifteten die Brüder Everhard Anton und Franz Jacob Gabriel von Groote die Kirche, die wir heute kennen. Diese wurde ab 1765 erbaut und im Jahre 1771 geweiht. Auch diese Kirche, die sich übrigens auch heute noch im Familienbesitz der von Grootes befindet, wurde im zweiten Weltkrieg schwer beschädigt, lediglich die Außenmauern blieben stehen. Seither fanden viele Wiederaufbauarbeiten und Renovierungsarbeiten, innen wie außen, statt, diese hier alle zu nennen, würde schlicht zu viel werden.
Ein besonderes Merkmal allerdings findet sich außen am Kirchenbau. Der Tod in Form eines Skeletts, das aus einem Sarg steigt. Ich gebe zu, nachts möchte ich mich hier dann doch nur sehr ungern allein aufhalten. Ihr? Und hatte ich eigentlich erwähnt, dass hier auch Ehrlose und Hingerichtete bestattet wurden?
Denkt daran und achtet auf seltsame Geräusche, wenn ihr des Nachts, besonders in dieser einen, einen Spaziergang entlang des Elendfriedhofs planen solltet…
Bis bald, eure Ramona
Zu diesem Beitrag hat mich Yvonne Plum’s Geschichte „Das Ungeheuer auf dem Elendsfriedhof“ aus dem Buch „Teufelswerk und Geisterspuk“ inspiriert.
Geschrieben von Ramona Krippner für Kölschgänger – Geschichte und Geschichten über Köln

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