
Letztens war ich mal wieder in der Innenstadt unterwegs, genauer gesagt, vom Bahnhof in Richtung Appelhofplatz, ich wollte mir den Lysolphturm mal genauer ansehen. Daran vorbeigelaufen bin ich schon unzählige Male, aber ich habe mir ehrlich gesagt diese „Verkehrsinsel“ noch nie genauer angesehen. Wird also Zeit. Irgendwie ist das ja ein eher ungünstiger Standort, um sich diesen „Rest-Turm“ anzusehen.
Tja, wie schon so oft in unserer Stadt, kaum fängt man an zu buddeln, schon stößt man auf die Römer. So auch 1964. Auf einmal war Köln um ein Stück Stadtmauer reicher, ein ca. 30 Meter langes und 5 Meter hohes Mauerstück und dazu das Halbrund eines Wehrturmes. Dä. Und auch typisch Köln, fast hätte man ihn abgetragen und irgendwo in die „Karpaten“ gesetzt, schließlich stand das Teil im Weg und in den 60ern wollte man neues und nicht noch mehr von dem alten Kram.
Zum Glück setzten sich die Denkmalschützer durch. Naja, teilweise. Die Mauern wurden ein Stück weit abgetragen, jetzt hat er noch eine Höhe von 3,90 Meter. Irgendwie musste ja doch wieder rumgepfuscht werden. Immerhin kamen wir so zu einer Verkehrsinsel. Galgenhumor.
Aber zum Turm selbst. Einst war er ein Teil der römischen Stadtbefestigung. Lysolphturm heißt er, benannt schlicht und einfach nach der Familie Lysolph, die sollen nämlich im Mittelalter in diesem Turm gewohnt haben. Er gehörte damals zur etwa 7,20 hohen römischen Stadtmauer wie etwa 20 andere Türme auch. Der Durchmesser beträgt 9,20 Meter.
Tja, heute wohnt hier natürlich niemand mehr, aber als ich mir die Insel angesehen habe war ich schon ein wenig erschrocken. Zugemüllt war die Ecke und starker Uringeruch trotz nicht so schöner Witterung. Schade, dass viele Menschen so respektlos mit unserem Stadterbe umgehen. Und irgendwie ist es dann ja doch ähnlich wie 1964, als man den „alten Kram“ auch nicht so recht zu schätzen wusste. Vielleicht haben wir auch einfach zu viel davon, bei zu großen Mengen sinkt ja bekanntlich der Wert.
Aber egal, ich bin trotzdem froh über dieses Stück Geschichte und in dieser Umgebung und der typisch kölschen Art der Verbauung könnte es kaum kontrastreicher sein, hier mitten auf dieser kleinen Verkehrsinsel.
Euch eine gute Zeit, bleibt neugierig und aufmerksam,
euer Ronald
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