Loss jon – typisch kölsch

Orgel im Dom
Eine typische Aussage. Vielleicht als Aufforderung zu verstehen, in die Kneipe zu gehen…oder eben später auch wieder hinaus. Oder einfach, um etwas zu erledigen. Anwendungsmöglichkeiten gibt es genug. Es gibt allerdings eine Anwendung dieses Ausspruchs, wo ich dachte: typisch, das gibt es auch nur in Köln. Und tatsächlich nicht nur einmalig in Köln, sondern auf der ganzen Welt findet man so etwas kein zweites Mal.
Was ich meine? Nun, stellt euch vor, ihr sitzt im Dom. Es ist kurz vor 10 Uhr, jeden Moment beginnt die feierliche Messe. Ich habe die Erfahrung gemacht, auf das jetzt gleich einsetzende Spiel der Kirchenorgel zu warten und wenn es dann beginnt, trotzdem das Gefühl zu haben, DAMIT nicht gerechnet zu haben.
Dieser Klang der Orgel weit oben, der den Dom komplett ausfüllt, ist so berührend, einfach ein „Gänsehaut-Erlebnis“. Ihr werdet wissen, wovon ich rede. Und um genau diese Orgel weit oben, die Schwalbennestorgel, geht es.
Im Jahr des 750-jährigen Jubiläums der Grundsteinlegung des Domes, 1998 also, bekam der Kölner Dom eine neue Orgel. Diese gewaltige Orgel über dem Mittelschiff des Domes, bestehend aus 25.000 einzelnen Teilen und mit einem Gewicht von sage und schreibe 30 Tonnen, hängt in einer Höhe von 20 – 45 Metern, verankert im Dachstuhl des Domes. So weit, so gut. Bisher nichts ungewöhnliches.
Aber auf eben dieser Orgel ganz rechts oben, neben den anderen Registern, welche Namen wie „Prinzipal“ oder „Praestant“ tragen, findet sich ein weiteres Register mit dem Namen „Loss jon“.
Zieht der Domorganist nun dieses Register, öffnet sich unter der Orgel eine Klappe und eine hölzerne Figur samt Narrenkappe auf dem Kopf fährt heraus. Dazu spielt die Orgel: „Mer losse d’r Dom in Kölle“. Gibt es da noch mehr zu sagen, als: typisch kölsch?
Ursprünglich trug dieser kleine Narr in den Entwürfen der Orgelbaufirma Klais eine Kappe in den Kölner Farben rot und weiß. Das allerdings ging für den damaligen Dompropst Bernard Henrichs so gar nicht. Die Orgelbauer schauten den Propst entsetzt an, da er bis kurz zuvor noch so begeistert von dem Vorhaben war. Der Propst, natürlich wissend um den Schrecken der Mitarbeiter der Firma Klais, führte nun an, dass er, in seiner Eigenschaft als Dompropst des Kölner Domes, Feldkaplan der 1902 gegründeten Ehrengarde sei und deren Farben seien schließlich grün und gelb. Nicht rot und weiß. Gesagt, getan, der Narr bekam eine Kappe in den „gebührenden“ Farben verpasst.
Seitdem wird das Register zweimal im Jahr gezogen, jeweils am Ende des Gottesdienstes. Einmal, vor der Proklamation des neuen Dreigestirns, bei einer ökumenischen Feier der Karnevalsgesellschaften Kölns und am Karnevalssonntag nach der 10-Uhr-Messe.
Tja… Köln, du bist eben anders als alle anderen. In diesem Sinne: loss jon!
Bis bald
eure Ramona
Köln, Dom, Impressionen des Innenraums
Foto Copyright: Ramona Krippner

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