
Im Dezember suchen wir ja das Licht, weil die Sonne sich immer nur kurz blicken lässt. Die Dunkelheit nervt mich jedes Jahr mehr und ich freue mich immer mehr, wenn es draußen hell ist.
Und dabei habe ich selbst es recht einfach. Ich bekomme nicht wirklich Depressionen oder habe in dunklen Ecken Angst. Es nervt mich nur und das nicht nur zur Weihnachtzeit, in der wir uns alle über bunte Lichter freuen und es mit dem Weihnachtsschmuck wieder losgeht. Vielleicht stehe ich auch deswegen gern da und gucke hin, wenn wir in Köln ein bisschen mit dem Licht spielen. Die Unterführungen am Bahnhof zum Beispiel, wo man versucht, die „Angsträume“ etwas freundlicher zu machen und die jetzt so viel fotografiert werden.
Als ich dieser Tage wieder die Straße entlang „Maria in den Trümmern“ und am Kolumba-Kunstmuseum fuhr, sehe ich das „Ufo“ auf dem Bild wieder da hängen und bin tatsächlich das erste Mal neugierig, was das wohl ist. Also, runter vom Rad und genau hingeguckt.
Ein Platz, der hell und freundlich ist und dann darüber dieser Metallball. Das muss ja eine Lampe sein…
Ist es auch. Am südlichen Ende des Platzes der Satz „Alles kann durch das Licht verändert, deformiert oder eliminiert werden. Es ist genauso geschmeidig wie der Pinsel“. Ok, da ist für mich klar, dass es Kunst ist. Schnell den Namen des Platzes aufgeschrieben, L.-Fritz-Gruber-Platz, und heim, um nachzulesen.
L. Fritz Gruber – das „L.“ steh für „Leo“ – findet man schnell im Netz und ein wenig schäme ich mich, dass ich von ihm noch nie gehört hatte. Er war ein kölscher Junge, der 1908 hier geboren ist und auch hier im Jahr 2005 gestorben ist. Er studiert auch in Köln. Für Sprachen, Philosophie, Kunst, Völkerkunde und noch etwas mehr interessiert er sich, ist Mitbegründer des „Kölner-“ und „Westdeutscher Kurier“, bekommt Ärger mit den Nazis und findet sich in London wieder. Von 1945 an ist er Photograph der britischen Rheinarmee und bleibt dem Metier treu, als er 1949 wieder nach Köln zieht. Er ist der Gründer der „Photokina“ und der „Deutschen Gesellschaft für Photographie“! Kein Wunder, dass sie dem Mann einen Platz widmen, der mit Licht zu tun hat. Hat er doch sein ganzes Leben mit Licht „gemalt“. Wie gesagt, irgendwie kann ich es nicht glauben, dass ich den Mann nicht kannte.
Um seiner zu gedenken, hat man sich diesen Platz geschnappt und ihm seinen Namen gegeben. Alte Bilder zeigen, dass das früher ein Schandfleck war. Ein hässlicher Platz, der für Müll und Autos gut war und vermutlich ein Angstraum, der nicht mal einen Namen hatte. Das konnte ja so nicht bleiben, weil das Kolumba-Museum auch im Bau war. Wie hätte das denn ausgesehen, so eine Drecksecke neben dem Prestige-Objekt? 2012 war der Platz fertig.
Jetzt findet man auch schnell die Beschreibung, dass der helle Beton auf dem Platz im Format „sechs zu neun“ verlegt ist, was einem Kleinbild-Format entspricht. Mit der Lampe darüber wird der eigene Schatten selbst ein Stück Kunst, weil das Licht mit ihm spielt und man Bilder „malt“ – so die Idee. Das wollte ich ausprobieren und komme wieder, als es dunkel ist. Ist ja gerade nicht schwer. Und was ist? Ätsch, schon kaputt, die Lampe.
Kaputt – und dabei wurde der Platz gerade erst 2017 mit dem „Deutschen Landschaftsarchitektur-Preis“ belohnt. – Bitte, ersetzt doch mal gerade die Birne in der Lampe…
Michael
Keine Vorstellung davon, wo der Platz ist? In unserem Find-Penguins-Profil findet ihr alle Beiträge auf einer Karte am Ort der Handlung: https://findpenguins.com/…/footprint/5df1ffc44f7ba4-06414569
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