
Kleiner Hinweis vorab: Ich habe versucht, diesen Beitrag so kurz wie möglich zu halten, aber ich fürchte, wirklich gelungen ist mir dies nicht (ich hoffe, er gefällt euch trotzdem)..
Was macht ein Dombesucher, wenn er den Dom betritt? Vielleicht zündet er, so wie ich, zuerst eine Kerze für seine Lieben an. Vielleicht aber, und ich denke, so ist es in den meisten Fällen, geht er direkt weiter und bekommt diesen wunderschönen Blick durch das Langhaus bis zum Schrein der Heiligen drei Könige zu sehen. Diesen Anblick, von dem man, egal, wie oft man sich im Dom aufhält, nie genug bekommt. Erst dann beginnt man, nach rechts und links zu schauen, nimmt bestimmt vieles wahr, doch ist man zum ersten Mal hier, ganz sicher nicht alles.
Zum Beispiel Einzelheiten der farbenprächtigen Fenster. In meinem Beitrag „Magie des Lichts“ hatte ich davon berichtet, das es ca. 10.000 Quadratmeter Fensterfläche im Kölner Dom gibt. Teils schlicht, teils mit farbigen Ornamenten. Und dann gibt es noch die, die uns Geschichten erzählen. Und jetzt kommen wir zu dem Punkt, worauf ich hinaus will.
Wie gesagt, beim hineingehen hat man das Dominnere vor sich und beim hinausgehen ist man gedanklich vielleicht schon bei dem, was der Tag noch so bringt. Aber gerade in diesem Bereich, vor dem Ein- bzw. Ausgang, oder anders gesagt, im Erdgeschoss der Turmhallen können wir etwas ganz besonderes sehen.
Davon abgesehen, was für ein unglaubliches Gefühl es ist, wenn man sich bewusst macht, dass sich hier 157 Meter Gestein über uns auftürmen…sind euch schon mal die Fenster hier aufgefallen? Wenn man sie zu „lesen“ weiß, verweilt man an diesem Ort vermutlich etwas länger. In den acht Fenstern der beiden Turmhallen wird die immerwährende Botschaft der heiligen Schrift dargestellt. In diesem achtteiligen Bilderzyklus finden wir die alttestamentliche Heilsgeschichte in den Fenstern des Nordturmes (zum Ausgang gehend rechts), wohingegen sich die neutestamentliche Heilsgeschichte in den Fenstern des Südturmes anschließt.
Um zu verstehen, wie man diese Geschichten „lesen“ kann, eine kleine Erklärung: Außer auf dem ersten Fenster im Nordturm, zu dem ich gleich komme, welches in Reihe von oben nach unten gelesen wird, werden die Reihen, die jeweils aus 4 Bildern nebeneinander bestehen, immer von unten nach oben gelesen, wobei die unterste Zeile als Stifterzeile des jeweiligen Fensters zu verstehen ist. Stifterzeile deshalb, weil 6 der acht Fenster im 2. Weltkrieg zerstört wurden und dank der Spenden einzelner Leute oder Organisationen nach den Originalentwürfen von Johannes Klein, welcher die Fenster im 19. Jahrhundert entworfen hat, rekonstruiert werden konnten. Bei den Fenstern, die zusätzliche Unterteilungen in ihren Bahnen (jedes Fenster besteht aus 4 Bahnen) beinhalten, weise ich gesondert darauf hin.
So, nun auf zur Nordturmhalle. Hier beginnen wir mit der Schöpfungsgeschichte, welches im ersten (nur halben) Fenster dargestellt ist. Wir sehen Gott, umgeben von den vier Elementen sowie den zwölf Tierkreiszeichen. In den unteren Reihen wird die Erschaffung Adam und Eva’s gezeigt, ihr Verhalten im Paradies und ihre Vertreibung aus diesem. Im Fenster rechts daneben sehen wir die Ordnung der Welt, sprich die Elemente, die Himmelsrichtungen, Jahreszeiten usw. Das nächste Fenster zeigt die Urgeschichte sowie ihre Patriarchen, beginnend bei Kain und Abel, über die Sintflut bis Josef und seinen Vater Jakob (hier sind die beiden linken Bahnen getrennt von den beiden rechten Bahnen zu betrachten).
Im letzten Fenster ganz rechts zeigt sich die Geschichte des Volkes Gottes, beginnend mit den Israeliten in Ägypten bis zum Wiederaufbau Jerusalems nach der babylonischen Gefangenschaft (na, kommt euch gerade meine kleine Warnung ganz am Anfang in den Sinn?). Ich werde hier nicht alle Bilder erklären, das würde dann wirklich den Rahmen sprengen. Am Ende dieses Beitrages stelle ich euch aber ein Buch vor, dass diese Fenster wunderbar beschreibt.
Gehen wir nun zur Südturmhalle. Hier setzt sich der Zyklus mit dem Fenster links außen fort, auf welchem das Leben und Wirken des Jesus von Nazaret zu sehen ist. Daneben findet sich die Offenbarung des Johannes. Ein kleiner Ausblick hier: Der Sieg Erzengel Michaels über den Drachen oder die Schalen des Zorns. Im folgenden Fenster sind die Gleichnisse zu sehen (hier stellen die beiden linken Bahnen ein Gleichnis dar, die beiden anderen Bahnen jeweils eines). Das letzte Fenster, wieder ein halbes, zeigt das jüngste Gericht.
So Ihr Lieben, jetzt möchte ich euch noch das eben erwähnte Buch nennen:
„Biblische Geschichten auf Glas. Die Fenster von Johannes Klein im Erdgeschoss der Turmhallen des Kölner Domes“.
ISBN: 978-3-922442-67-7
Wenn ihr den Dom das nächste Mal besucht, schaut euch mal die Fenster an. Vielleicht entdeckt ihr das ein oder andere wieder.
Bis bald, eure Ramona
Köln, Dom, Bilder des Dominnenraumes
© Foto: Ramona Krippner
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