
In direkter Nachbarschaft zu der romanischen Kirche St. Gereon befindet sich eine kleine Parkanlage, der Gereonsdriesch. Anfangs dachte ich, dass an diesem Ort der heilige Gereon als Märtyrer sein Leben verloren hat, weil hier der Kopf desselben aus Stein gemeißelt liegt, aber wie uns Ronald kürzlich berichtete, geschah dies auf einem Feld in der Nähe Kölns, dem späteren Mechtern. Sein und die Körper seiner Männer sollen laut Legende dann in einen Brunnen geworfen worden sein, eben den Mechternbrunnen im heutigen Ehrenfeld.
Nun finden wir hier am Gereonsdriesch aber noch etwas anderes, was nicht weniger erwähnenswert ist.
Eine Mariensäule. Aber nicht irgendeine, nein, sie ist eine der ältesten rheinischen Mariensäulen. Vincenz Statz entwarf die neugotische Säule, welche 1858 aus Udelfanger Sandstein hergestellt wurde.
Aber wie kam es in dieser Zeit eigentlich zu dieser verstärkten Marienverehrung? Es war die Folge des von Papst Pius am 08.12.1854 verkündeten Dogmas über die unbefleckte Empfängnis der Maria. Im katholischen Köln, dessen Bürger seit 1815 mit ihrer preußischen Stadtverwaltung haderten, entstand 1855 ein Verein zur Errichtung eines Standbildes „Maria Immaculata“ (die Unbefleckte). Weil diese Idee eines Standbildes aber bei der Bevölkerung umstritten war, weil unpraktisch, was sollte man denn mit einer Säule anfangen, erwog man sogar als Alternative den Bau eines Krankenhauses. Der Kölner Dom war ja, wie wir wissen, noch nicht fertig.
Der Verein gab jedoch nicht auf, und so wurde, im „Kampfblatt für Neugotiker“, ein Blatt des Organs für christliche Kunst, ein Entwurf der Säule von Vincenz Statz veröffentlich. Und hier zeigten sich jetzt die Gegensätze der Stadt, denn mit den Planungen zur Errichtung der Mariensäule wurde bekannt, dass die Stadt Köln sich mit dem Gedanken an die Errichtung eines großen Reiterdenkmals für den Preußenkönig Friedrich Wilhelm III. trug.
Die preußische Verwaltung, mit dem Bürgermeister Hermann Joseph Stupp und dem Reiterdenkmal einerseits, die katholischen Bürger Kölns mit der neugotischen Mariensäule andererseits. Schutzherr und Beschützerin der Stadt und des Erzbistums Köln.
Nachdem am 2. Juni 1857 ca. 25.000 Menschen die Grundsteinlegung der Säule feierten, wurde sie im Mai 1858 fertiggestellt, eingeweiht jedoch erst im September 1858 bei der 10. Generalversammlung der katholischen Vereine Deutschlands.
Wunschstandort für die Säule war der „Alter Markt“, davon aber wollte die Stadtverwaltung nichts wissen und lehnte diesen ab. Und so wurde als Standort ein Platz in der Gereonstraße gewählt, vor dem erzbischöflichen Palais. Aber auch dort musste die Säule zu Anfang des 20. Jahrhunderts weichen, als der Fortschritt Einzug hielt und die Straßenbahn ausgebaut wurde. Der Platz wurde nun für einen Schienenstrang benötigt. 1901 bekam sie dann ihren noch heutigen Platz am Gereonsdriesch, südöstlich vor dem Chor von St. Gereon, oder einfacher gesagt – links vom Eingang. Sie wirkt durch ihren neugotischen Baustil ein wenig, als hätte man ein Stück vom Dom hierher verfrachtet. Man stößt hier in Köln eigentlich immer wieder auf ihn, denn selbst, wenn die Mariensäule nichts mit ihm zu tun hat, verbindet man doch ihre Optik mit ihm.
Vielleicht verbindet ihr ja einfach mal einen Spaziergang durch die Stadt mit einem Besuch bei der heiligen Maria. Es lohnt sich, denn mit dem Wissen um etwas, betrachtet man es doch nochmal ein wenig anders.
(von Ramona Krippner)
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