
– schön war es. Aber ganz ehrlich, mit Strumpfhose und Fasanenfeder kann man mich jagen. Das Ornat Eurer Deftigkeit finde ich schon immer schöner mit dem Dreschflegel, dem wappengezierten Wams und den prächtigen Straußenfedern. Passt figürlich auch besser.
Habt ihr Euch eigentlich mal gefragt, wie es dazu kommt, dass ein Bauer Köln repräsentiert?
Was ist denn Euer Bild vom alten Köln? Denkt Ihr, wie ich, an gewiefte Händler, pfiffige Handwerker, Gaffeln und Zünfte, zänkische Bischöfe und reiche Patrizier? Ein Bauer taucht in meinen Gedanken spät auf. Vielleicht, wenn ich an Szenen auf den Marktplätzen denke. Dann sind es aber eher ärmliche Gestalten, die nach zehrender Arbeit ihr Waren anbieten. Ehrbar, aber doch nicht repräsentativ! Und doch ist der Bauer ein Symbol für die Stadt.
Selbstverständlich ist die Stadt nicht einfach so auf die Idee gekommen. „Schuld“ ist ein schönes neues Ordnungssystem aus dem Mittelalter, welches Herzöge, Grafen, Ritter, Edle und eben auch Städte in Stände unterteilt. „Quaterionensystem der Reichsverfassung“ schimpft sich das Ungetüm. Tja, und Kölle gehört eben neben anderen Reichsstädten zum Bauernstand.
Warum das so ist, weiß ich nicht. Ist aber nicht schlimm, schließlich überrascht die Kunde den Rat der Stadt ja auch. Eine Erklärung findet dieser dazu auch nicht. Das ist aber auch wieder nicht schlimm, denn wenn man heute ein wenig nach Erklärungen sucht, stößt man schnell auf die Meinung, dass es „nicht ganz logisch“ ist. Vorstellen kann ich mir aber die ohnmächtige Fassungslosigkeit im Rat, in der Stadt und überhaupt.
Aber da ist er nun, der Bauer, als Symbol der Stadt Köln. Und es ist ja wie immer im Leben. Wenn man dich braucht, fallen deinen Mitmenschen Loblieder ein. Dann holen sie dich aus deiner täglichen Plackerei, loben dich in höchsten Tönen, polieren dein Image kräftig auf und stellen dich fein herausgeputzt ins Rampenlicht. Tättäää! -Der Bauer!
Dann bist du nicht mehr der elende, an der Scholle klebende Niemand, der gefälligst einen Großteil seines Ertrags abzugeben hat, für Leute, die sich zu höheren berufen fühlen. Nein! Dann bist du auf einmal die Stütze der starken Stadt, ohne den es sie nicht gäbe, der sie versorgt und im Streitfall die Zinnen bewehrt und schützt.
Ach was, Stütze der Stadt, des gesamten Reiches! Unten, auf dem Sockel der Statue auf dem Bild, steht „Halt fest du kölscher Bauer, bleib beim Reich, es fällt süß oder sauer.“ Da schwingt doch eine gewisse Abhängigkeit mit, bei dem „Was auch passiert, bleib um Gottes Willen hier!“.
Letztendlich hat er in seiner Bedeutung um 1870 seinen Platz auch im Dreigestirn gefunden.
Versteht Ihr jetzt ein wenig, weshalb mir der Bauer näher steht?
Michael
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