Die Sternengasse kann was erzählen…

Gedenktafel in der Sternengasse
Gedenktafel in der Sternengasse

Ja, die kleine Sternengasse, eine kleine Seitenstraße in Köln, hat was zu erzählen, denn sie hat eine ganze Menge Persönlichkeiten beherbergt. Im Haus Jabach machte einst Goethe Station, hier in dieser Straße gab der jugendliche Beethoven eines seiner ersten Konzerte. Niemand ahnte wohl damals, welch genialem Musiker er gerade lauschte. Der berühmte Domkapellmeister Carl Leibl lebte hier in dieser Straße, er war einer der bedeutendsten Kölner Musikschaffenden und war von 1826 -1862 Domkapellmeister. Er erwies sich als Glücksgriff für Köln, denn außer der Dommusik schaffte er es auch, Kirchenmusik und Karnevalslieder zu vereinen. Das „O-jerum -Lied“ wurde 1827 zu einem beliebten Song unter den Karnevalisten. Dass der berühmte Maler Wilhelm Leibl hier aufwuchs, ist ja nicht sonderlich verwunderlich, schließlich war er des Kapellmeisters Sohn.

Wenn ich heute durch die Sternengasse gehe, käme ich im Leben nicht auf die Idee, hier könnten weltberühmte Menschen gelebt haben. Die Straße wird von einem Zweckbau der Telekom dominiert und nichts erinnert an die berühmte Vergangenheit. Nichts? Das stimmt nicht ganz. Eine kleine Tafel gibt es. Sie weist auf Unglaubliches hin, denn die bisher Genannten waren nur ein Teil der berühmten Persönlichkeiten hier in der Sternengasse.

Im damaligen Haus Nr. 10 wuchs Peter Paul Rubens auf. Sein Vater Jan Rubens verdiente sich seinen Lohn als Anwalt in Köln. Als Calvinist musste er aus seiner Heimatstadt fliehen, kam 1568 als Emigrant in Köln unter, musste dann nach einem Techtelmechtel mit einer Prinzessin erneut mit seiner Frau fliehen, diesmal nach Siegen, wo Peter Paul Rubens dann das Licht der Welt erblickte. In Siegen. Mann, hätte der Vater seine Finger von der Prinzessin gelassen, dieser später berühmte Maler wäre Kölner. Aber so…Siegen. Da fällt mir doch der beliebte Spruch unter den Fußballfans ein, „was ist schlimmer als verlieren?….Siegen“, okay flach, zugegeben.

Zurück zu Paule. Nach einem Jahr in Siegen kam die Familie zurück nach Köln und Peter Paul verbrachte noch 12 Jahre in Köln, ehe die Mutter nach dem Tod seines Vaters zusammenpackte und nach Antwerpen zurückkehrte. Jan Rubens liegt übrigens nicht weit von der Sternengasse in St. Peter begraben. Peter Paul Rubens kam nie mehr nach Köln zurück, auf Bestellung des Kölners Everhard Jabach und in Erinnerung an seine Kindheit in Köln malte er aber das Bild „Kreuzigung Petri“, dieses hängt heute noch in St. Peter.

So, und ihr Lieben, ich lege jetzt noch einen drauf, denn das waren immer noch nicht alle Berühmtheiten. Es geht weiter. Später logierte hier im gleichen Haus die französische Königin Maria de Medici.

Dä.

Am französischen Hof war es zu Intrigen zwischen ihrem Sohn Ludwig XIII. und dem berüchtigten Kardinal Richelieu gekommen, Leidtragende war am Ende die Königin, die Frankreich verlassen musste und nach einigem hin und her 1641 nach Köln kam. Leider starb sie bereits am 3.7.1642. Ihr „Herz“ wurde damals in der östlichen Achskapelle des Doms beigesetzt, direkt vor dem Dreikönigsschrein. Ihr „Leib“ wurde nach St. Denis überführt, wo sie in der Königsgruft begraben liegt.

Aus dem Haus in der Sternengasse wurde später ein Brauhaus und im Hinterhof logierte in der Zeit von 1926 bis 1938 unser Puppentheater Hänneschen.

Neben dem Eingang zum Fernmeldeamt mit der Hausnummer 14-16 findet ihr ein Relief in weißem Marmor und Kupfer, dieses weist auf Rubens und die französische Königin hin.

Tja, das hättet ihr in dieser kleinen Seitenstraße nicht erwartet, oder? Ich ehrlich gesagt auch nicht. All diese berühmten Menschen haben hier auf diesem kleinen Fleck, in einer kleinen unscheinbaren Straße gewohnt. Gelebte Geschichte in der Sternengasse. Spannend.

(von Ronald Füllbrandt)

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