
Ich denke, viele Kölner kennen den Wochenmarkt auf dem Wilhelmplatz. Preiswert einkaufen geht hier immer, aber den Charme vieler schöner Wochenmärkte finde ich hier leider nicht. Dafür habe ich eine kleine, aber sehr zu Herzen gehende Anekdote gefunden, die ich heute erzählen möchte.
“Eine Anekdote aus längst vergangener Zeit”
Es ist die Geschichte der Elise Simon, einer Frau, die das Schicksal hart getroffen hatte. In jungen Jahren, sie ging in Porz zur Schule, wollte sie nach der Beendigung dieser, auf die Bühnen der Welt.Ballett sollte es sein, die junge Elise hatte das Künstlerblut in sich entdeckt.
Und sie arbeitete hart an ihrer Ausbildung und schaffte es tatsächlich, in einem Kölner Ballett unterzukommen. Mehr ist leider nicht aus dieser Zeit bekannt.
Danach lief es nicht mehr gut in ihrem Leben, es folgten zwei Weltkriege, die sie zwar überlebte, nicht aber ihr Mann und ihr Kind. Harte und bittere Zeiten in Armut folgten.
„Wie es auch sei, das Leben, es ist gut“
Mit diesem Motto ging sie durch ihr eher trostloses Leben, arbeitete in Hotels, trug Zeitungen aus oder hielt sich mit irgendwelchen Tagelöhnerarbeiten über Wasser.
Dann 1948 fand sie eine feste Bleibe in einem Pferdestall. Hier richtete sie sich häuslich ein mit ihren paar Habseligkeiten. Ein paar Ölbilder, ein alter Teewagen, eine Couch und zwei Stühle. Eine Pferdebox als Wohnung, unvorstellbar. Und sie schaffte es, immer noch lächelnd durch die Straßen zu gehen.

Sie hatte nun ein neues „Geschäftsmodell“, hatte sich einen Kinderwagen besorgt, mit diesem ging sie täglich zum Wilhelmplatz nach Nippes. Dort gab es eine Dame, die dort einen Blumenstand hatte.
Bei dieser, Agnes Weiß hieß sie, kaufte sie frische Blumen, füllte damit ihren Kinderwagen und zog los um unterwegs die Blumen zu verkaufen.
“Vom Wilhelmplatz über Nippes nach Niehl”
Mittlerweile hatte sie sich wohl eine eigene kleine Welt aufgebaut. So erzählte sie gerne von ihrer Ur-Ur- Großmutter, die eine Gräfin gewesen sei. Auch ihr Vater sei ein Künstler gewesen, hätte aus Kork „Gebilde“ geformt. Na ja, das hört sich für mich eher nach …ich mach mir meine Welt, wie sie mir gefällt…an. Aber verstehen kann ich es bei diesem Schicksal.
“Kunterbunte Kleidung gegen ein graues Leben”
Bunt sollte ihr Leben sein, und so zog sie sich ganz im Stile einer Diva an. Bei aller Armut besaß sie 16 bunte Florentinerhüte, teils in riesigen Ausführungen, Spitzenkleid, Schafpelzkragen, alles abgetragen und flusig.“
Mit 80 Jahren immer noch lebenshungrig
Unsere Mona Lisa, diesen Namen hatte sie längst überall auf den Straßen, zog also kunterbunt und mit vornehmem Gehabe durch die Straßen von Nippes und Niehl, tänzelte fröhlich auf die Menschen zu und bot ihre Blumen an, das ganze im Alter von stolzen 80 Jahren.
Im Alter von 84 Jahren ist sie gestorben, geblieben von ihr ist nichts, oder besser fast nichts. Denn ich erinnere heute an diese Frau, die ein schweres Leben hatte, es aber auf ihre ganz eigene, etwas schrullige Art meisterte.
Für mich ist sie ein Original unserer Stadt.
Und so sitze ich hier an meinem Laptop und habe diese kleine Geschichte aufgeschrieben. Endlich, denn sie beschäftigte mich schon lange. Nun kann ich damit abschließen, machs gut, liebe Mona Lisa.
Auch wenn unsere Zeit momentan von Corona geprägt ist, und wir alle jammern und uns grämen. Diese Person hat 2 Weltkriege erlebt, Armut und Hunger, und doch sah sie ihre Welt bunt.
„Wie es auch sei, das Leben, es ist gut“
Euer Ronald
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