Die doppelte Gaea – oder eine typisch kölsche Posse

Gaea Köln
Gaea Köln

Vor kurzem bin ich auf einen schon etwas älteren Bericht über die Bronzeplastik der „Gaea“ gestoßen. Und ja, irgendwo im Hinterstübchen regt sich was. Da war doch damals ein Riesentheater, oder? Also habe ich noch einmal nachgelesen, was denn damals los war. Und ich kann euch sagen, ich war sprachlos. In Köln passieren Dinge, man glaubt es nicht. Aber der Reihe nach…

Kommen wir erst einmal zum Künstler selbst. Ab 1950 arbeitete Gerhard Marcks freischaffend in Köln, wo ihm die Stadt ein von Wilhelm Riphahn erbautes Haus in Köln-Müngersdorf zur Verfügung stellte. Von ihm stammen unter anderem die Skulpturen „Die Trauernde“, diese steht im Lichhof vor St. Maria im Kapitol, die „Albertus Magnus“ Skulptur vor der Universität oder auch der „Düxer Bock“ in Deutz. Oder eben die beiden Plastiken der „Gaea“, um die sich diese kleine Geschichte dreht. Marcks ließ sich hier ganz klar von seinen vielen Aufenthalten in Griechenland beeinflussen, als er 1965 die Skulptur der Gaea schuf. Die Bronzefigur stellt eine Göttin der griechischen Mythologie dar, die als Mutter der Titanen und Giganten einen zentralen Platz in der Götterfamilie einnimmt.

Seit 1986 nun stand die Figur in der Stollwerck-Passage in unmittelbarer Nähe des Wallraff-Platzes. Den Standort hatten die Imhoffs und die Verantwortlichen der Stadt Köln gemeinsam ausgesucht. Früher gehörte die Figur der Familie Imhoff. Mit dem Verkauf des Stollwerck Gebäudes gehörte nun auch die Figur den neuen Besitzern, oder auch nicht, dies wurde wohl nie ganz geklärt. Der neue Besitzer, die Stollwerck AG, wiederum gehörte zu einem Schweizer Konzern. Und diese ließen damals die Figur abmontieren und wollten sie eigentlich versteigern lassen. Der Aufschrei in der Stadt war groß. Sogar der damalige Oberbürgermeister Fritz Schramma schrieb damals Stollwerck an und bat darum, nicht zu verkaufen.
Jedenfalls war die Figur auf einmal weg, und das ging gar nicht.

Im Jahre 2005 ließ die Stadt Köln mit finanzieller Unterstützung der Imhoff Stiftung in Rinteln an der Weser eine neue Figur für den Betrag von immerhin 62.000 Euro gießen. Damit wollte man einem langen Rechtsstreit mit der Stollwerck AG, ob es sich um deren Besitz oder öffentlichem Eigentum handelte, aus dem Weg gehen. Diese „neue Gaea“ steht jedenfalls seit dem in der Stollwerck-Passage an der Hohen Straße. Da damals der Sockel zerstört worden war, baute die benachbarte Dombauhütte einen neuen.

Mittlerweile hatte sich die Firma Stollwerck aber anders entschieden. Ich denke mal, es war irgendwann aufgefallen, dass ein großer Imageschaden entstanden war. Also versuchte man zu retten, was zu retten war und überließ die erste Figur nun der Stadt Köln als Schenkung.

Lustig, da ja nicht geklärt war, ob die Gaea nicht eh der Stadt gehörte. Also jemanden etwas schenken, was ihm eh gehört?

Nun stand die Stadt auf einmal mit zwei Figuren da. Die „Gaea II“ jedenfalls ließ sich nicht noch einmal vom Sockel stoßen, aber wohin mit der anderen?
Nun, es fand sich eine Lösung. Die erste Gaea steht nun seit 2007 im Rosengarten des Rheinparks.

Aber wer sich die beiden Figuren anschaut, wird eines feststellen. Die Figuren sind nicht ganz identisch, denn Gerhard Marcks hat 1981, kurz vor seinem Tod, Änderungen an der Gussform vorgenommen, da er wohl nicht so richtig zufrieden mit dem Ergebnis war. Schaut euch mal das Gewand an, vielleicht fällt euch ja etwas auf.

Jedenfalls haben wir hier keine genaue Kopie, sondern zwei Originale.
Sachen gibt’s!!

Euer Ronald

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.