
Früher waren Fässer sehr wichtige Transportgefäße. Nicht nur flüssige Güter wurden darin transportiert, sondern auch z.B. eingesalzene Heringe wurden in Holzfässern transportiert. Und diese Fässer musste ja schließlich jemand herstellen, dies waren die sogenannten „Fassbinder“, andernorts auch Böttcher, Küfer oder als Tonnenmacher bezeichnet. Natürlich stellten diese nicht nur Fässer, sondern auch andere Alltagsgegenstände wie Kannen, Becher, oder Eimer her. Diese Handwerker schlossen sich dann zu einer Zunft zusammen. Wann genau diese Zunft gegründet wurde, ist leider nicht bekannt. Man schätzt, dass sie irgendwann im 12. Jahrhundert entstanden ist. Damit würde sie zu den ältesten Zünften gehören, entstanden aus dem Wunsch der Handwerker, sich zusammenzuschließen, um ihre Angelegenheiten selbst regeln zu können, so wie es seit längerem bereits den Kaufleuten zugestanden wurde. Natürlich bekamen sie so auch mehr politische Macht. Die Zunft gehörte aufgrund ihres Einkommens und ihres politischen Einflusses zu den bedeutendsten Berufsgruppen der Stadt. So wurde ihnen das Recht auf Ausübung militärischen Schutzes der Stadt zugesprochen, dies war wichtig im ewigen Streit mit dem Erzbischof.
Nach der Bürgerrevolution 1396 organisierten sich die Kölner in den Gaffeln und gaben der Stadt eine neue Verfassung. Dadurch konnten die Zünfte mehrere Vertreter in den Rat der Stadt einbringen und ihre Macht wurde weiter gestärkt.
Nun waren die vielen Fassbinder in einer eigenen Zunft vereinigt und hatten auch ihr eigenes, prächtiges Zunfthaus am Filzengraben, ausgestattet mit aufwändigem Giebelaufbau und großen Doppelfenstern. Dieses dreistöckige Haus war wohl eines der ersten und eines der ganz wenigen Bauten in Köln, die als Renaissancebau errichtet wurden. Zur Straße hin waren an den Giebelseiten flankierende Figuren zu sehen, die wohl Agrippa und Marsilius darstellten. Dazu sah man zwei aufgerichtete Löwen, die eine Wappenkartusche mit dem Zunftzeichen hielten. Oben sorgte eine schmiedeeiserne Blume mit einer Wetterfahne dafür, dass man dieses Haus bereits von weitem sehen konnte.
Dieses Zunfthaus wurde 1539 erbaut, 1943 im Krieg zerstört und leider nicht wieder aufgebaut. Trotzdem gibt es heute wenigstens eine Bronzetafel, welche an das Zunfthaus erinnert. Zu verdanken haben wir diese dem Kaufmann Dr. Joachim Bohn, er hatte das brachliegende Grundstück 1957 erworben und ließ dort ein Wohn- und Geschäftshaus errichten. In Erinnerung an das alte Zunfthaus ließ er vom chinesischen Bildhauer Hon Sang Tong 1961 die Fassade des Zunfthauses auf einer Bronzetafel festhalten, unter der Fassade ließ er eine Inschrift anbringen. Diese lautet: „1539-1943. An dieser Stelle stand das Fassbinderzunfthaus“.
Noch heute können wir diese Tafel an diesem Geschäftshaus am Filzengraben 18-20 bewundern.
Schaut sie euch doch mal an, wenn ihr mal in der Gegend seid.
(von Ronald Füllbrandt)
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