Spaziergang von Poll zur Deutzer Brücke

Rheinufer in Poll

Ich habe ja noch viele Menschen, Ereignisse, Sagen, Legenden und Bauten, über die ich noch erzählen möchte. Aber geht es Euch auch gerade so: raus an die Luft und einfach einen Spaziergang machen? Aber wo kann man den in Köln machen und geht dabei Menschenmengen aus dem Weg?

Auf der rechten Rheinseite laufe ich gern von der Rodenkirchener Autobahnbrücke am Rhein entlang zur Deutzer Brücke. Wenn das Wetter schlecht ist, ist man da oft fast allein und wenn nicht, ist es auch nicht so eng, dass man sich ins Gehege kommt.

Klar, die Poller Wiesen bieten Platz. Aber meist geht es für mich immer direkt entlang der Wasserkante. Das ist ein Gefühl wie Urlaub, wenn der Wind ein wenig an dir zerrt und in den Ohren pfeift oder man hört es von den Wellen, die ans Ufer stoßen, leise plätschern.

Wenn ich mir die Buhnen anschaue, wird mir klar, was ich zuletzt gelesen habe: der Name „Poll“ kommt vermutlich vom niederländischen „Poel“, was „Polder“ bedeutet, also Land, das angeschwemmt oder aufgeschüttet wurde. Das war hier lange Zeit kein Vergnügen, es war sumpfig und nass. Es war so schlimm, dass wir Kölner das Problem hatten, dass der Rhein immer nach Westen drückte und aus dem Bett wollte. Das wäre fatal gewesen. Stellt euch vor, der Rhein wäre aus Köln abgehauen! Der ganze Handel wäre ja zusammengebrochen, nichts mehr mit Stapelrecht und so. Das hättest du in der Pfeife rauchen können.

Seit der Zeit um 1200 gibt es hier Dämme, die den Rhein im Bett halten sollen. Nur waren die Bauern und Fischer des alten Polls zu wenige und hatten zu wenig Geld. Folglich waren die Dämme zu niedrig und brachen, wenn das Hochwasser kam. Erst als die Kölschen um 1400 das Recht bekamen, sich darum zu kümmern, war es besser. Eine Folge davon sind übrigens die Buhnen, die man „Poller Köpfe“ nennt.

Übrigens kann „Poll“ auch von „Boll“ kommen, was „Hügel“ bedeutet. Wenn es mit dem Rhein arg kam, sah man von Poll oft nur noch einen kleinen Hügel herausgucken: der Hügel „Auf dem Sandberg“. Und dieser liegt schon bei der Siegburger Straße, ganz weit hinten.

Wenn man auch immer nah bei der „Alfred-Schütte-Allee“ ist, bekommt man da unten ja nicht mehr viel von der Industrie mit, die die Gegend hier rechts- und linksrheinisch geprägt hat. Klar, Schiffe fahren auf dem Rhein und das zuhauf. Aber selbst gegenüber, in Marienburg, muss man wissen, wo man hingucken muss, um noch Spuren von Industrie zu finden. Erst wenn man auf einmal an der Südbrücke steht, drängt sich das auf. Diese wurde 1910 aufgestellt, damit Güterzüge Köln umfahren und damit den Güterverkehr aus dem Hauptbahnhof holen. Das ist ja heute noch so. Direkt nach der Brücke kommt ja auch, rechts hinter dem Damm, das große Hafenbecken des Deutzer Hafens, der sich bis zur Severinsbrücke zieht.

So alt ist der Hafen eigentlich noch nicht, wenn man bedenkt, wie lange in Köln schon Güter umgeschlagen werden. Aber dazu hat Köln über Jahrhunderte das Werthchen gegenüber benutzt, das heute der Rheinauhafen ist. Der Warenverkehr, der hier in Deutz seit dem 15. Jahrhundert über einen Treidelpfad abgewickelt wurde, hat man von Kölner Seite nie gern gesehen. Es gab ja das Stapelrecht! Dieses hat Deutz aber nicht daran gehindert, im 18. Jahrhundert einen Kran aufzustellen, um beim Laden schneller voran zu kommen… Alte Uferbefestigungen aus dieser Zeit, bevor es den Hafen gab, sieht man heute noch.

Der Hafen war ja erst für die 40 Nachen gedacht, die die Brücke gebildet haben, die ab 1822 von Köln nach Deutz führte. Die Nachen mussten ja, wenn es Eis gab, sicher untergebracht werden. Dazu hat man einen kleinen Seitenarm des Rheins zu dem kleinen Hafenbecken im Norden ausgebaut. Erst als man im Jahr 1903 einen alten Turm abreißen konnte, den das Militär bis dahin gebraucht hatte, konnte man auch das große südliche Becken bauen. Aber das ist Industriegeschichte und da erzählen wir noch mal extra drüber.

Oft gehe ich am kleinen Becken auf der Flussseite bis an die Spitze vom Hafen und versuche, unter der Severinsbrücke durch, das eine besondere Bild von Köln zu machen. Ehrlich, ich weiß nicht warum, aber diese Stelle hat es mir angetan. Und es geht nicht nur mir so. Man trifft dort ab und an Leute, die in der Großstadt gern mal ein Stündchen ganz allein auf Köln gucken.

Von dort aus muss man aber ein kleines Stückchen zurück über die Drehbrücke, um weiter in Richtung Deutzer Brücke zu kommen. Und hier ist auch noch eine besondere Stelle. Also eine mit einem „Aha-Effekt“ für mich. Ich hatte vor über einem Jahr geschrieben, dass das Schokoladenmuseum wie ein Schiff aussieht. Damals habe ich überlegt, wie ich es hinbekomme, dass man das sieht. Daran bin ich gescheitert, weil ich nicht auf die Idee gekommen bin, mir das Museum mal von Deutz aus anzugucken. Tja, was soll ich sagen? Hier ist auch das Foto zu dem Beitrag aus Januar 2019…

Was ich an der ganzen Wegstrecke schön finde ist, dass man vom Urlaub, aus der Natur, Stück für Stück wieder zurück nach Köln kommt und sich am Ende noch ein Bierchen trinken kann. Ach ja, hat ja gerade nichts auf. Gut, dann gehe ich zum Heumarkt und kaufe mir ein Eis beim Poldi. Auch gut.

Michael

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