Quod duodecim portae

Tür im Kölner Dom

Ich möchte euch heute wieder auf einen kleinen Rundgang um unseren Dom mitnehmen, und euch etwas zeigen, was vielen sicher bislang verborgen geblieben ist. Jeder von uns ist schon oft über die Domplatte, den Roncalliplatz oder auch vom Hauptbahnhof her kommend am Dom verbeigegangen. Und jeder weiß um die Portale in der Westfassade, sowie der Nord- und auch Südfassade. Aber wisst ihr auch, wieviele Türen diese Portale haben? „Quod duodecim portae“… die zwölf Türen…

In Verbindung gebracht wird die Anzahl der Türen mit der biblischen Geschichte des himmlischen Jerusalem, in der die Zahl Zwölf eine große Rolle spielt. Zwölf Tore zur Stadt, zwölf Apostel usw… und wie ich euch ja schon berichtet hatte, war unser Dom als genau das gedacht. Als himmlisches Jerusalem auf Erden.

Ich schreibe heute bewusst nur von diesen zwölf Türen. Im Dom gibt es insgesamt über 350 Türen, aber durch die meisten bleibt uns der Durchgang verwehrt. Nur durch einige wenige kommt man bei Führungen hindurch, aber das ist ein anderes Thema. Unsere zwölf Türen aber, die Eingänge in unser irdisches „himmlisches Jerusalem“ sind, jede für sich, etwas besonderes, auch wenn die meisten verschlossen sind.

Beginnen wir mit der Westfassade. Allein der Anblick der beiden in den Himmel ragenden Türme ist schon beeindruckend und hier, durch das Hauptportal, welches 9,30 Meter breit und mit seinem Wimperg (verzierter Giebel) über 28 Meter hoch ist, strömen täglich tausende Menschen in den Dom. Über diesem Portal wird die Zeit vor der Erlösung dargestellt. Überraschenderweise ist genau dieses eine Portal dasjenige, welches keinen eigenen Namen trägt. Denn links daneben zum Beispiel befindet sich das Drei-Königs-Portal. Geschaffen wurde dieses, wie auch viele neugotische Skulpturen für den Kölner Dom, von Peter Fuchs, einem deutschen Bildhauer zwischen 1872 und 1880.

Rechts sehen wir das Petersportal. Das besondere an diesem Portal ist, dass es das einzige, noch originale Portal aus dem Mittelalter ist, aus der Zeit um 1370/80. Selbst fünf der dort angebrachten Figuren stammen aus dieser Zeit und zwar sind das die ersten drei auf der linken Seite und die ersten beiden auf der rechten Seite. Auf allen Bronzetürflügeln dieser Portale der Westfassade finden wir gotisches Maßwerk, Schrift, Engel und Figuren mit einer bestimmten Symbolik. Sie wurden 1887 – 1890, also nur wenige Jahre nach der Domvollendung von Hugo Schneider aus Kassel entworfen.

Gehen wir weiter zur Südfassade (Roncalliplatz). Stehen wir hier nun vor den Portalen, befindet sich links das Ursulaportal. Dort im Typanon (Bogenfeld über dem Portal) wird das Martyrium der heiligen Ursula gezeigt, der Bogenlauf zeigt deren Gefährtinnen. Märtyrer, die im Dom verehrt werden, finden sich hier als Standfiguren.

In der Mitte befindet sich das Passionsportal, in dessen Wimperg Jesus zwischen den vier Evangelisten steht. Im Feld darunter wird sein Leben und Sein gezeigt, daher der Name Passionsportal. DasTypanon des Gereonsportals rechts daneben stellt den heiligen Gereon und sein Martyrium sowie seine treuen Gefährten dar, sowie weitere Heilige. Und jetzt kommt ein in Köln bekannter Name ins Spiel: Ewald Mataré. Kein Geringerer als dieser Bildhauer wurde nach dem zweiten Weltkrieg mit der Neuschaffung eben dieses viertürigen Südportals beauftragt. Aus verschiedenen Gründen wurde die letzte, die rechte Tür aber erst einige Jahre nach dem 700sten Jubiläum der Grundsteinlegung (1248), dem eigentlichen Termin, zu dem das Portal fertig sein sollte, vollendet, nämlich im Jahre 1954. Und auch hier, in der linken Tür, unten rechts, erscheint wieder das Thema des himmlischen Jerusalems, denn ein Relief zeigt das brennende Köln. Inmitten diesen Infernos des zweiten Weltkrieges ragen die beiden Domtürme gen himmlischem Jerusalem, Gottes unzerstörbarer Stadt. Auch Noah, mit zum Gebet erhobenen Händen nach der Sintflut wird gezeigt. Ich verrate euch nicht wo, ich weiß, ihr werdet es finden…

Zu Mataré möchte ich euch an dieser Stelle den Hinweis geben, dass Ronald am Donnerstag einen Beitrag über den Taubenbrunnen an der Domplatte veröffentlicht, der ebenfalls von diesem Künstler erschaffen wurde. Die Geschichte wird euch gefallen.

Na, könnt ihr noch? Dann gehen wir weiter, vorbei am Chor und dem Domherrenfriedhof zur Nordfassade. Auch wenn hier die Sicht auf die Portale oftmals versperrt ist, durch notwendige Sanierungsmaßnahmen, versteckt sich hier etwas Imposantes. Die Gründungsgeschichte des Christentums.

Aber beginnen wir wieder mit dem linken Portal, dem Bonifatiusportal. Auf dem Wimpert (ihr erinnert euch, das ist der Ziergiebel über dem Portal) seht ihr eine Kreuzblume, auf der sich Bilder des Lebens des Apostels Paulus zeigen. Die kleinen Figuren auf dem Wimperg selbst stellen irische Mönche dar, deren Predigt von Waldbewohnern verfolgt wird. Im Tympanon darunter dann wird die Geschichte des heiligen Bonifatius ersichtlich, im Bogenlauf finden wir 30 Schutzheilige in in den Bereichen seitlich der Türen Patrone und Bischöfe der Kölner Kirchenprovinz.
Die Sterne im Fußboden weisen auf die Menschen hin, die Spenden in größerer Höhe getätigt haben, zugunsten der Kulturstiftung des Domes.

Im mittleren, dem Michaelsportal erscheint die eben genannte Gründungsgeschichte, beginnend mit der Übergabe des Hirtenamtes an Petrus. Rechts daneben nun sehen wir in unserem Rundgang das letzte Portal, das Maternusportal. Maternus, der erste Bischof Kölns gilt als erster Schüler Petri und er war es, der das apostolische Lehramt auf den Kölner Stuhl übertrug. Die dargestellten Heiligen bezeugen dieses.

Ich möchte euch zum Ende meines Beitrages gern etwas verraten. Als ich vor zwei Jahren zum ersten Mal etwas bei Kölschgänger über unseren Dom geschrieben habe, dachte ich, dass die Anzahl der Geschichten um diese Kathedrale nicht sehr groß werden würde. Ich habe mich getäuscht, denn auch heute bin ich damit noch lange nicht am Ende…und ich bin mir sicher, ihr werdet bei euerm nächsten Gang um den Dom die Portale mit anderen Augen sehen. Das wäre mein größter Lohn.

Bis bald, eure Ramona

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