
Wie entsteht so ein echter Kölner Stadtteil?
Also, wie Köln gegründet wurde, wissen die meisten hier. Aber so ein Veedel? Da war ja vorher alles grün. Ein paar Holzhütten von Kelten und Germanen standen und vergingen, auch richtig.
Ja, die Römer haben auch das Umland besiedelt, wie zahlreiche Funde beweisen. Eine „Villa rustica“, heute würde man sagen ein Gehöft, diente vor den Toren den Stadt den Familien als Lebens- und Arbeitsraum.
Hofanlagen, das ist die Lebensform bis ins Mittelalter. In der Regel war die Anzahl der Personen, die dort lebten, über die Jahrhunderte mehr oder weniger konstant. Schwung kam meist erst mit der Industrialisierung in die Sachen. Fabriken, Wohnungen, Bevölkerungszuwachs, Verdrängung der Höfe…
Eine Ausnahme bildet da Lindenthal…
Auch hier stehen ja zunächst kleine Dörfchen, Hofgüter und Weiler: Kriel, Lind, Deckstein, Hohenlind, Melaten. Die Lage ist heute oft nur noch schwer zu zeigen und vor allem im Text hier zu beschreiben, so verwachsen ist es jetzt.
Zwischen Lind / Hohenlind und der Linderhöhe befindet sich damals eine kleine unbesiedelte Senke entlang der Straße, die mit Linden bepflanzt ist und nach Düren führt. Bei so viel „Lind“ liegt doch der Name „Lindenthal“ auf der Hand, oder?
Die ungefähr 10 Hektar, die sich ziemlich genau zwischen Dürener-, Theresien-, Herder- und Falkenburgstraße befinden, sind der Ursprung des Viertels.
Herr Thelen und Herr Fühling, beide Bürger von Köln, haben 1843 den Plan, einfach mal so, aus Idealismus, einen Kölner Stadtteil zu gründen. Wenn man Geld hat, macht man sowas, glaube ich.
Sie kaufen dieses Gelände, legen zunächst Kieswege als Straßen an und stecken kleine Parzellen ab. Diese verkaufen sie für wenig Geld. Die Käufer dürfen den Preis sogar zinslos in wöchentlichen Raten zahlen. Sie wollen eine kleine Stadt vor der Stadt errichten und sich damit einen Namen machen.
Das scheitert zunächst daran, dass die Leute die Parzellen zwar kaufen, aber eher als Garten, ähnlich einem Schrebergarten nutzen und weiter in der Stadt wohnen. Das ist nicht im Sinn von den beiden.
Herr Fühling selbst baut 1846, um ein Beispiel zu geben, das erste Haus in der Gartenstadt. Die Grundsteinlegung ist wohl ein großes Fest, nur weiß keiner mehr, wo dieses Haus genau stand. Als das aber nicht hilft, baut er ein zweites Haus, die Falkenburg, die da stand, wo heute Dürener-, Krieler- und Falkenburgstraße aufeinander treffen. Diese wird zwar im zweiten Weltkrieg vollständig zerstört, aber immerhin, der Standort dieses zweiten Hauses ist bekannt.
Das ist aber jetzt auch die Initialzündung. Die Käufer haben es begriffen und ein Haus nach dem anderen entsteht. Lindenthal wird von heute auf morgen ein beliebtes Viertel, umgeben von Gärten und baumreichen Straßen. – Und dann kommt es zwischen den Bürgermeistereien Efferen und Müngersdorf und den Kölner Expansionswünschen zu Vertragsverhandlungen. Kriel, Melaten, Weyertal und Linderhöhe werden Lindenthal zugeschlagen. Lindenthal wird 1888 wiederum in die Stadt Köln eingemeindet.
Und so wird man Viertelsgründer. Das Viertel wird wohl ewig mit den Herren Fühling und Thelen verbunden bleiben.
Michael
Die Informationen zu diesem Beitag habe ich hauptsächlich dem Buch „Lindenthal“ von Konrad Adenauer und Volker Gröbe, erschienen im Bachem Verlag unter ISBN 3-7616-1603-1, entnommen. Ich denke auch die Informationen, die man im Netz findet fußen auf diesem besonders schön recherchierten Buch.
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