Ein neues Jahr

Rheinpanorama

Acht Brücken hat Köln

Wie komme ich denn jetzt von 2020 nach 2021? Was für eine Brücke habe ich da? Ok, Brücke…

Zu Köln gehören acht Brücken: die Rodenkirchener-, die Süd-, die Severins-, die Deutzer-, die Hohenzollern-, die Zoo-, die Mülheimer- und die Leverkusener Autobahnbrücke.

Die Leverkusener Autobahnbrücke? Die liegt auf der rechten Seite auf Leverkusener Grund und ist ja gar nicht im Kölner Brückengrün bemalt. Alle Brücken über den Rhein auf Kölner Grund sind immer grün. Diese Farbe hat Konrad Adenauer damals extra dafür bei Bayer in Auftrag gegeben.

Gut, ich glaube, auch er hatte eine grobe Idee davon, dass die Stadtfarben eigentlich rot und weiß sind. Er wollte eine wetter- und lichtbeständige Farbe haben. Gibt es in rot und weiß nicht. Heraus kam dieses Chromoxidgrün, mit dem wir seit 1929 unsere Kölner Brücken streichen.

Aber Leverkusen braucht ja gar keine Brücke, weil es ja nur auf der rechten Rheinseite liegt. Also ist es ja wohl eine Kölner Brücke. Die Logik ist doch jetzt zwingend, oder?

Weshalb eigentlich Brücken?

Andererseits muss man sagen, wir Kölner brauchen ja irgendwie auch keine Brücken.

Die Römer haben im vierten Jahrhundert den ersten Brückenschlag gewagt. So ungefähr auf der Verlängerung der Salzgasse bauten sie damals die Brücke über den Rhein zum Deutzer Ufer. Das war aber eher so ein römisches Kulturding. Als die Römer weg waren, wollte die wieder keiner. Sie verfiel. Spätestens ab dem Jahr 960 ärgerten wir uns allenfalls noch über die Stümpfe der römischen Steinpfeiler, die gerade bei Niedrigwasser den Schiffsverkehr bedrohten.

Wir Kölner fuhren jahrhundertelang lieber mit Bötchen, den „Nachen“, hinüber. Später gab es sogar einen richtigen Linienverkehr für uns. Einfach mal wieder eine Brücke zu bauen, war bis ins 18. Jahrhundert zwar möglich, aber nicht machbar. Nicht zuletzt hatte das Heer der ganzen Fährleute andere Interessen. Das muss so ähnlich gewesen sein, wie der heutige Nachtfahrtakt der KVB und die Wünsche der Taxi-Betreiber.

Schon wieder die Preußen

Als 1815 die Preußen nach Köln kamen, waren sie schon etwas verwundert. Da bauten wir Kölner dann 1822 etwas, dass man verschämt „Brücke“ nennen mag: eine aus 42 Nachen zusammengesetzte schwimmende Brücke. Am Ende musste sie bis zu dreißigmal am Tag auseinanderzogen werden, damit Schiffe passieren konnten. Nervig, oder? War uns trotzdem lieber als eine richtige Brücke.

Erst die Eisenbahn, die Industrialisierung und militärische Notwendigkeiten zwangen uns wirklich aus der eher gemütlichen Einstellung zur Rheinquerung. 1859 bauten die Preußen eine richtige Eisenbahnbrücke zum Hauptbahnhof. Und dann überrumpelte man uns vollends! 1911 ersetzte die Hohenzollernbrücke diese erste Eisenbahnbrücke. Bis zur siebten Brücke, der Rodenkirchener Autobahnbrücke 1941, entstanden dann alle innerhalb von 30 Jahren. Mit dieser Tat sind wir bis heute nicht im Reinen, wie ich bestimmt jetzt nicht weiter erläutern muss.

Die achte Brücke, die Leverkusener Autobahnbrücke, ist ein Kind der 60’er Jahre. Lassen wir also die Brücke einfach den Leverkusenern. Sie gehört ja eh der Bundesrepublik und nicht der Stadt.

Sieben Brücken – ein Symbol für das heilige Köln

Und sowieso, wenn schon Brücken sein müssen, dann sieben. Sonst passt das auch mit der kölschen Zahlenmystik nicht so. Sieben ist die Summe aus drei und vier: Vier Brücken gehören ja der Stadt, nämlich die Mülheimer-, die Zoo-, die Deutzer- und die Severinsbrücke. Sie stehen für die vier Evangelisten. Drei Kölner Brücken, die Hohenzollern-, die Süd- und die Rodenkirchener Brücke gehören dem Bund oder der Deutschen Bahn. Sie stehen für die Dreifaltigkeit. Die Summe ergibt die Zahl sieben. Dies entspricht der Zahl der Chorkapellen im Dom. Und das wiederum zeigt, wie fromm wir sind. Diese Zusammenhänge kennen ja überhaupt nur noch sehr wenige Kölner. Gut, dass Ihr uns habt!

Aber egal. Brauchen tun wir eh nur eine Brücke nach Deutz, damit wir die Altstadt wackelfrei knipsen können. „Schatz, was war das für eine leckere Creme, in der das Vanille-Eis gebadet hat? Eierlikör!? Ach was!“

Frohes Neues Jahr!

Michael

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