
Heute nehme ich euch mit auf den Westfriedhof, um euch ein Kunstwerk und Mahnmal gleichzeitig zu zeigen und zu beschreiben. Nicht ganz einfach, sich in dieser eher dunklen Jahreszeit so einem Thema zu nähern, denke ich mir noch. Oder ist es am Ende gerade jetzt einfacher, als beispielsweise im Sommer, wenn man eher auf „fröhlich“ eingestellt ist?
Ehrlich gesagt, als ich anfing, den Beitrag zu schreiben, konnte ich diese Frage nicht beantworten. Hinterher schon. Angesehen habe ich mir dieses Werk bereits vor ein paar Monaten, aber irgendwie wurde der Beitrag immer wieder nach hinten geschoben. Nun scheint seine Zeit gekommen zu sein.
Kunstwerk vor einem Gräberfeld
Der Künstler Ossip Zadkine schuf dieses Werk bereits 1943, seit 1958 steht ein Abguss davon auf dem Westfriedhof in Vogelsang. Es ist im Besitz der Stadt Köln und steht vor einem Gräberfeld für Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft. Dies ist natürlich kein Zufall, die 1,90 Meter hohe Skulptur kommt hier gut zur Geltung und hat eine Botschaft für uns.

„Diese Skulptur erinnert an die Leiden der französischen Bevölkerung unter deutscher Besatzung“. Die Stadt Köln stellte diesen Abguss hier auf dem Ehrenhain des Westfriedhofs auf, um an die Opfer der Gestapo und des zweiten Weltkrieges, die hier bestattet sind, zu gedenken.
Ein Kunstwerk mit klarer Botschaft
Kommen wir nun zum Kunstwerk selbst. Es steht auf einem Sockel und zeigt uns folgende Szene:
In einem einfach und grob gebauten Gitterkäfig aus Vierkantstäben sind zwei Gefangene in diesem viel zu engen Käfig zusammengepfercht. Sie können sich kaum bewegen und atmen, kaum stehen, hängen mehr in den Stäben verkeilt. Die Körper sind nur grob angedeutet, die Gesichter spiegeln das Leid wider und sollen die Hoffnungslosigkeit und das unmenschliche Handeln damals ausdrücken.
Welcher Ort kann für so eine Aussage besser stehen, als ein Friedhof. Dieses Werk drückt unendlich viel aus und es hat eine klare Botschaft.
Keine Engel
Insgesamt sind fünf Güsse hergestellt worden, das Original schuf der Künstler damals in New York. Diese Art Denkmal ist eher selten, meist findet man Denkmäler mit Engeln, die Hoffnung vermitteln wollen, hier wurde das Leid der Menschen hervorgehoben.
Tiefe Traurigkeit und Scham überkommen mich
Tja, Kunstwerk oder Mahnmal, was ist es nun. Ich kann nur für mich sprechen, ich denke, es ist beides, aber mein Gefühl schlägt eher in Richtung Mahnmal.
Gerade in diesen Zeiten, in denen ich am Fernseher verfolge, wie die Ratten sich wieder aus den Löchern trauen und mir ihre sinnfreien Parolen ins Gesicht schleudern. Und ja, wahrscheinlich haben mich diese Bilder veranlasst, euch heute dieses Mahnmal vorzustellen.
Und wieder einmal ist das eingetroffen, was ich schon so oft bemerkt habe. Auf meinem Laptop stehen immer mindestens 50 Ideen. Aber bei manchen, besonderen Themen entscheide nicht ich, wann ein Beitrag geschrieben wird. Der Beitrag kommt zu mir, wenn die Zeit reif ist, und dann schreibt er sich fast von alleine, denn ich schreibe mit Herz, mein Ziel ist nicht irgendeine Auflage die erreicht werden muss. Und das ist gut so.
Bleibt gesund und wachsam
Euer Ronald

Mahnmale sind fast immer Kunstwerke, das sind keine Gegensätze, da kann man also ganz beruhigt über das Gemahnte ernsthaft nachdenken und -fühlen und gleichzeitig das Kunstwerk bestaunen. Ich danke Dir für Deine Informationen – das Werk ist wirklich in jeder Hinsicht eindrucksvoll.