Abtei Brauweiler

Brauweiler Abtei

Sommersonnensonnenschein – klares Licht, warme Luft, Bewegungsdrang, ab aufs‘ Rad.

Die Melodie von Meiers Kättche im Kopf radele ich stillvergnügt durch das Umland im Westen. Zwar bin ich nie ganz allein, oft brausen Autos die Landstraße lang, aber die Landsraßen werden von Radwegen begleitet und so durch die Felder zu fahren und zu sehen, wo unser Korn wächst, die leichte Brise, die über die Ähren streicht zu spüren, Gehöfte und kleinere Ortschaften mal wieder zu entdecken – da kann ich bei entspannen.

Eine kleine Steigung findet sich – tatsächlich. Die Melodie von Meiers Kättche ist kurz nicht mehr so schwungvoll im Kopf, geht eher in ein verbissenes Stakkato über, als ich auch schon auf der Spitze des Hügelchens bin und feststelle, dass ich „irgendwo“ angekommen bin: die Abtei Brauweiler.

Um die vorletzte Jahrtausendwende ist es für Adelige schicklich, sein Geld für Kirchen und Klöster zu spenden. Pfalzgraf Ezzo-Ehrenfried lenkt im Jahr 1024 die Geschicke so, dass er „sein“ Kloster auf seinem Land am wichtigen Weg nach Aachen und Roermond erbauen kann.

Benediktiner arbeiten und beten hier fast 800 Jahre, schaffen Werte. Bis Napoleon kommt und 1802 mit der Säkularisation das Kloster aufhebt. Die Abteikirche ist jetzt Pfarrkirche. Soviel gesteht er den Katholiken zu.

Zur Klosteranlage fällt den Franzosen 1811 ein, dass man hier gut arme Leute unterbringen kann – die armen Leute von Köln.

Kurz darauf kamen die Preußen. Ganz preußisch veränderten sie diese – nennen wir es mal – Verwahranstalt, in eine Arbeitsanstalt. Das ist eigentlich das gleiche, nur schweißtreibender. Natürlich finden sich hier auch wieder die Armen wieder – die von Köln.

Ein Jahrhundert später wird man hier direkter. Das ehemalige Kloster wird zum „Zellengebäude“ für die Justiz – die Kölner Justiz.

1933, der Tiefpunkt, ist die altehrwürdige Abtei kurz ein Konzentrationslager – für Juden aus Köln.

Danach findet sich 1944 sogar Konrad Adenauer hier wieder, als Inhaftierter der Gestapo. Es ist wieder eine Haftanstalt – für die Gestapo von Köln.

1954 bis 1978 nutzt der Landschaftsverband Rheinland (LVR) das Kloster, um psychisch- und Abhängigkeitskranke zu behandeln. – Die Kranken von Köln.

Irgendwie dunkel, das alles. Mir kommt das Wort „abschieben“ in den Sinn.

Heute ist die Nutzung gefälliger: hauptsächlich ein Archiv und das Amt für Denkmalpflege des LVR ist hier angesiedelt – auch für die Denkmäler von Köln.

Und wenn ich heute so bei lichtem Sonnenschein auf der Bank im gepflegten Garten des alten Klosters sitze, nach Osten in Richtung Köln schaue, kommt in mir eine Frage auf: Ist dies nicht auch ein Stück Köln?

In den Wirtschaften in meinem Rücken hinter dem Kloster geht es auch nach bester Kölner Tradition zu: es gibt ein wenig zu essen und ein gepflegtes Kölsch.

Radelt mal hin.

Michael

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