11 Fragen an Michael Waßerfuhr

Kölschgänger Michael Wasserfuhr

Hier ein schönes Spezial zur Osterzeit. Wer steckt hinter Kölschgänger? Ist unser Gedanke falsch, uns nochmal persönlich vorzustellen? Wir wissen es nicht und tun es einfach. Von Karfreitag bis Ostermontag beantwortet jeder von uns elf Fragen.
Ihr habt zusätzlich die ein oder andere Frage? Stellt sie gern in den Kommentaren.
Heute: Michael

  1. Wie bist du zu Kölschgänger gekommen?

Ich wurde von Ronald, unserem Boss, gekidnappt. In der „Akademie för uns kölsche Sproch“ hatte ich zuvor das Examen abgelegt, einfach um eine Idee zu haben, wie man Kölsch schreibt. Danach kam mir der Gedanke, dass wenn ich jetzt nicht weiter übe, ich alles wieder vergessen würde. Zudem ist mein Englisch sehr schlecht und auch das wollte ich üben. So richtete ich mir ein Instagram-Konto ein, in welchem ich zu jedem Bild ein, zwei Sätze auf Kölsch und Englisch schreibe. Und eben das entdeckte Ronald und hat mich einfach mal angesprochen und mit mir vereinbart, dass ich versuche, jede Woche ein paar Zeilen zu schreiben.

  1. Wie schaffst du es, einmal die Woche eine neuen Beitrag zu schreiben?

Hier habe ich gerade eine halbe DIN A4-Seite als Antwort gelöscht. Es läuft alles auf den Punkt „Freude“ hinaus. Freude über Zuwendung von Menschen, die mir mit Hinweisen, freundlicher Kritik und konkreter Mitarbeit helfen. Freude über das richtig gut funktionierende Team mit Ronald, Ramona und ElLa. Freude, nicht zuletzt, über die immer wieder großartigen Reaktionen der Menschen, die den Text lesen. Das versteht man nur, wenn man es erlebt. Ein Text pro Woche ist mir ein Bedürfnis. Eigentlich mehr, aber das bekomme ich zeitlich nicht hin.

  1. Hat sich dein Leben verändert, seitdem du für Kölschgänger schreibst?

Ja, hat es. Definitiv. Ich habe das Gefühl bekommen, in einem riesigen Freundeskreis zu leben. Menschen, die sich mir zuwenden. Ein paar geben mir Hinweise oder „fachsimpeln“. Das ist sehr bereichernd. Gerade von älteren Menschen erfährt man vieles, das nicht in Büchern steht und schon gar nicht im Netz zu finden ist. Und natürlich bin ich auch immer neugierig, wie die Jüngeren Köln erleben. Ich muss nur zuhören – und versuchen, mir alles zu merken.

Alice kam als allererste und sagte „Das ist schon gut, aber zeig mir den kölschen Text gern vorher.“ Kölsch ohne ein zweites Augenpaar zu schreiben, ist schwierig. Es gibt keine automatische Korrektur, wie im Hochdeutschen und letztendlich ist es wie im Beruf, nach der Lehrzeit, fängt das Lernen erst richtig an. Ute, die die Kölner Stadtteilliebe druckt und eine Seite immer mit einem Kölschgänger-Beitrag füllt, ist viel mehr als nur eine „Abnehmerin“. Und letztendlich habe ich das Schmölzchen der Kölsch-Akademie-Gruppe. Sie sind ein wahre Fundgruppe an Anregungen und irgendwie auch gern meine ehrlichsten Kritiker. Sie wissen, was ich alles nicht weiß. Bei Kölschgänger unterstützen wir uns zudem gegenseitig. Auch wenn ich Stunde um Stunde vorm Rechner sitze, habe ich immer das Gefühl, ein Teil eines Teams zu sein. Das ist schön.

  1. Bist du auch an anderer Stelle im Netz oder im richtigen Leben zu finden?

Ja, hier bei Facebook unter „Michael Waßerfuhr“ schreibe ich manchmal, was mir so drolliges passiert ist und das Konto „michael_and_cologne“ auf Instagram gibt es immer noch. Wenn ich ein Bild habe, aber keine Geschichte, die hierhin passt, setze ich es gern da hinein. Übrigens hab ich mich für das Karnevalsbild für dieses Interview entschieden, weil es derzeit meine persönlichen Konten schmückt. Wer mir folgen will, ist selbstverständlich willkommen. Die Sicherheitseinstellungen sind recht hoch, weil ich einmal den falschen zugelassen habe. Ich möchte vermeiden, dass diese Menschen eure Namen aus meiner Kontaktliste nehmen.

  1. Was verbindet dich mit Köln?

Ich bin hier geboren und aufgewachsen. Ich lebe hier und vermutlich werde ich hier später einmal begraben sein. Was soll ich sagen? Es ist der Ort, der mein Leben ist.

  1. Welcher Ort gefällt dir in Köln am besten?

Es ist tatsächlich das Rheinufer. Am liebsten da, wo man direkt an der Wasserkante steht. Ohne den Rhein gäbe es Köln, gäbe es diese über 2000jährige Geschichte nicht. Ich mag dieses sanfte, stoische Plätschern, wenn nicht gerade wieder ein dickes Schiff mich daran erinnert, dass ich gar nicht im Urlaub bin.

  1. Hast Du ein Lieblingslokal?

Da es das schönste, beste, dollste Lokal in Köln nicht gibt, ist es immer die Kneipe an der Ecke, die ein bisschen auch ein Wohnzimmer ist. Seit zehn Jahren lebe ich in Klettenberg. Die nächstgelegenen Wohlfühllokale sind das „Kölsch Kultur“, insbesondere wenn bei uns die Küche kalt bleibt und zum Fußball und das Bierchen am Wochenende der „Klettenberger Hof“.

  1. Wer ist für dich eine „echte“ kölsche Persönlichkeit?

In der ersten Reihe stehen für mich Konrad Adenauer, Tommy Engel und Lukas Podolski, wenn man die berühmten Namen heranzieht. Der eine hatte und die anderen haben ihren eigenen Kopf. Und genau an diesem Satz merkt man, wie vielen ich unrecht tue, wenn ich sie hervorhebe.

  1. Wo würdest du leben wollen, wenn nicht in Köln?

Ich brauche manchmal Ruhe von der Großstadt. Die finde ich in Portugal und in Skandinavien. Dort sind die Menschen auch freundlich und manchmal skurril. Aber zum langfristigen Leben gibt es keine Alternative.

  1. Wenn du einen Tag OB wärst, was würdest du ändern?

Oh, da wäre hier Tabula Rasa im Straßenverkehr. Ich würde die Stadt den Menschen zurückgeben wollen. Die Bahnen führen unterirdisch, jede Linie hätte ihr eigenes Gleis, wie in Paris, sie führen ohne Takt pausenlos, auch nachts und umsonst. Die Anbindungen an die umliegenden Gemeinden sähen ähnlich aus. Dafür würde ich den Autoverkehr herausholen, soweit es geht. Bürgersteige wären breiter, es gäbe wieder mehr Bäume und die Radfahrer hätten keine Not mehr, sich über die Bürgersteige schummeln zu müssen. Das haben wir all die Jahre verpasst und da müssen wir ran.

  1. Was ist für dich das kölsche Jeföhl?

Die Frage hat wieder jemand formuliert, der nicht bei der Kölsch-Akademie war. Man schreibt es „Geföhl“, weil der Kölsche weiß, dass ein anlautendes „G“ wie „J“ gesprochen wird. Also das kölsche Geföhl beschreibt ein großer Akademie-Kritiker, Tommy Engel, passend in einem Satz „Du nimms jeden op der Ärm und an de Hand“. Besser geht es für mich nicht, außer in der Schreibweise…

Michael

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