Kölschgänger zu Besuch beim „Waldmaler“ – Dem Pionier der Baummalerei

Waldmaler

Während meiner Recherche zum Beitrag „ALWEG-Bahn“ besuchte ich natürlich auch Fühlingen, um ein paar Fotos zu „schießen“. Dabei sah ich einen Baumstamm, der mit einem ALWEG Motiv bemalt war. Ich war absolut begeistert von diesem Kunstwerk, und da der Künstler unterschrieben hatte konnte ich sofort „googeln“. Was ich dann auf der Seite www.waldmaler.de zu sehen bekam, haute mich regelrecht aus den Schuhen. Der Mann macht richtig tolle Sachen und ich musste ihn einfach kennenlernen, um ihn unserem Kölschgänger-Publikum zu präsentieren.

Den Kontakt herzustellen war denkbar einfach, wie der Zufall es will, wohnt Wolfgang Schieffer, so heißt der „Waldmaler“ eigentlich richtig, gerade einmal ein paar Gehminuten von mir entfernt. Also, angerufen, freundlicherweise einen Interviewtermin bekommen und los ging es.

Ich traf auf einen feinen Menschen, freundlich, gut vorbereitet und in blendender Laune. So entwickelte sich ein sehr angenehmes Gespräch in seiner Wohnung zwischen Staffeleien und Bildern, die er mir bereitgestellt hatte.PicsArt_03-16-04.06.59

Der gelernte Medizintechniker, früher tätig in der Entwicklungsabteilung, machte sich später als Taxiunternehmer selbstständig. Nebenbei war er bereits seit 1972 Rallyefahrer. Egal ob Isle of Man, Belgische oder Deutsche Meisterschaft, er war überall dabei. Bei der Europameisterschaft erreichte er sogar eine Top Ten Platzierung. Inklusive einiger schwerer Unfälle. Aber wie meinte er lakonisch. „Das gehört dazu“.

Heute mag er es gerne etwas ruhiger, neben dem Angelhobby hat er sich einen hervorragenden Ruf als Künstler erarbeitet. Er malt. Aber natürlich fährt er auch hier seinen eigenen Stil. Neben der Malerei auf Leinwand bemalt er Bäume aller Art. Egal ob Ast oder Baumstumpf, Wolfgang malt – oder sollte ich besser sagen – zaubert wunderbare Motive auf Leinwand und Baum.

Nun, wie kam es eigentlich dazu wollte ich wissen. Und Wolfgang erzählt…

„ich hatte eines Abends einen Bericht über den „Schnellmaler“ Bob Ross gesehen und wurde nachts wach, weil mir jemand sagte „ab heute malst du“, natürlich hatte ich das geträumt, vermutlich hatte der Film vom Abend mich inspiriert. Jedenfalls ging es los. Eine Freundin besorgte Staffelei und Material, ich fing an, malte mein erstes Bild und war erstaunt über das, was ich hinbekam. Ich konnte tatsächlich malen. Ich traf andere Künstler und lernte von ihnen. So trat ich in den Kölner Malerkreis ein und zwei Jahre später begann ich Bäume zu bemalen. Ich spazierte morgens durch den Wald im äußeren Grüngürtel und kam auf einmal an einem Ast vorbei, der hatte eine Stelle, die sah aus wie ein Gesicht. Komm, dachte ich, gönne dir mal einen Gag und male ein Gesicht darauf. Ich nach Hause, meine Utensilien geholt und stand nun vor dem Ast. Dachte dann aber, ne, mal was mit Landschaft. So malte ich innerhalb eines halben Tages mein erstes Baumbild. Ich legte diesen Ast in der Nähe einer Bank ab, und als ich am nächsten Tag dort vorbei kam, war der Ast verschwunden. War ja nicht schlimm, ich dachte mir, da hatte wohl jemand Spaß dran. Da auch ich Spaß daran hatte, bemalte ich einen größeren Ast, den man nicht so einfach wegtragen konnte.

Tja, und danach ging es richtig ab. Schnell kam der erste Bericht im Kölner Stadtanzeiger, das Telefon stand nicht mehr still. Kurz darauf bekam ich Bescheid von der Stadt Köln. Ok, dachte ich, die erste Ordnungsstrafe, denn was ich tat war ja nicht erlaubt. Manchmal werden Aktionen von Künstlern allerdings geduldet. Jedenfalls bekam ich einen Brief vom Grünflächenamt und darin wurde mir eine Ausstellung in Gut Leidenhausen angeboten. So hatte ich auf einmal eine Ausstellung für 6 Monate. Wahnsinn. Ich malte in dieser Zeit auf Gut Leidenhausen immer Sonntags live vor Ort, es kamen mich immer mehr Leute besuchen, um sich das anzuschauen. Auf einmal fand ich Berichte über meine Malereien u.a. in Zeitungen in Kanada. So kam eines zum anderen. Berichte im Internet, zig Zeitungsberichte, WDR Kulturradio, die Lokalzeit meldete sich, RTL, Bildzeitung u.s.w., und eh ich mich versah, war ich in aller Munde. So wurde im Wilhelmshof www.jugendfarm-wilhelmshof.de in Longerich, dort hatte ich mittlerweile ebenfalls 2 Bäume bemalt, ein Film über mich gedreht.PicsArt_03-16-04.09.47

Ich bemalte Bäume in Longerich an Spazierwegen, im Kölner Zoo, auf Gut Leidenhausen, in Fühlingen für die ALWEG-Bahn und einige mehr. In Fühlingen ist er auch selbst Mitglied im Heimatverein „Wir Fühlinger e.V.“ .

„Zwischendurch haben wir auch schon Sachen versteigert für die Kinderkrebshilfe“, sagt er. Auserdem gab es eine ganz wunderbare Aktion mit dem Namen „Rievkooche für den guten Zweck“ . Hier wurde durch den Verkauf von Reibekuchen auf einem Wochenmarkt Geld gesammelt für den Förderverein für krebskranke Kinder e.V.Köln. Auch hier war Wolfgang glücklich mit am Start sein zu dürfen. Zusammen mit Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes wurde ein live auf dem Markt gemaltes Bild meistbietend versteigert.

Wolfgang ist immer gerne bereit an solchen Aktionen teilzunehmen und sein Können für den Guten Zweck einzusetzen. Dies sei Ehrensache für ihn und es ist eine „Riesenmotivation sich richtig ins Zeug zu legen“, damit ein möglichst hoher Preis erzielt werden kann.
www.krebskrankekinder-koeln.de

Raus ins Grüne

„Da diese Kunstwerke der Witterung ausgesetzt sind, müssen sie natürlich jedes Jahr überarbeitet werden. Also drehe ich jetzt im Frühling meine Runde und erneuere die Kunstwerke. Schließlich sollen sich die Leute auch in diesem Jahr wieder an den Kunstwerken erfreuen können. Mittlerweile kommen sogar schon Leute aus Holland, um sich die Sachen anzuschauen. An der Uniklinik liegt seit neuestem ebenfalls ein Baum, der von mir bemalt wurde. Auch dort finden immer wieder Aktionen zugunsten der Kinderkrebshilfe statt. Auch werden dieses Jahr einige neue Sachen dazu kommen. So zum Beispiel in Porz“.

So hat er auch längst einen eigenen Stil entwickelt. Bei seinen Bildern vom Stüverhoff hat er ein Schwarz-weiß Foto von der Straße gemacht und malt das dann aber wie aus den Sechzigern. Als ich vor diesen Fotos stand, war es mir ein leichtes, dieses Gefühl aufzunehmen. Ich konnte den Lärm der Hauptstraße hören und sah die Menschen in den Klamotten aus dieser Zeit vorbeigehen. Der Blick in diese Straße war einmalig. Und es wurde hervorragend verewigt. Oder sein Bild von der Wahner Heide. Hier hat er absichtlich exakt das Farbspiel von Monet verwendet, ebenfalls sehr gut gelungen. So probiert Wolfgang Schieffer immer wieder neue Sachen aus, lernt beständig dazu und gibt sein Wissen auch gerne weiter. Im Haus des Waldes auf Gut Leidenhausen kann man bei ihm Malkurse besuchen. Die Info dazu gebe ich euch unter dem Beitrag.

So verging die Zeit wie im Fluge mit diesem sehr sympathischen Künstler. Nach mehreren Tassen Kaffee und spannendem Klaaf wollten wir aber (trotz Dauerregen) noch nach Longerich fahren, damit ich noch einige seiner Kunstwerke im Jugendhof und im nahen Wäldchen fotografieren kann. Auch hier entwickelte sich schnell ein nettes Gespräch im Dauerregen. Und wenn es eines Beweises bedurft hätte, wie sehr dieser Mensch seine Berufung zum Malen liebt, dann habe ich ihn hier bekommen. Wolfgang zeigte mir alle Werke, erklärte mir dieses und jenes und ich hatte das Gefühl, er nimmt den Regen gar nicht wahr. So geht es einem nur, wenn man in seinem Element ist und das, was man gerade macht, wirklich liebt. Wir Kölschgänger kennen das selbst auch von vielen Touren durch die Stadt, wenn man vor Begeisterung die Welt um sich herum vergisst.

Durchgefroren und komplett durchnässt kam ich später wieder heim und war sehr zufrieden. Ich hatte einen wunderbaren Vormittag mit einem sehr sympathischen Künstler verbringen dürfen, einiges gelernt, vor allem aber wurde mir wieder einmal eines ganz klar vor Augen geführt:
Wenn du etwas mit Herz und Liebe machst, und es der Sache wegen tust und nicht, um dich zu bereichern, dann hast du eine große Chance, glücklich zu sein und wirst reich beschenkt. Bei Wolfgang Schieffer, dem Waldmaler, hatte ich dieses Gefühl. Und eines ist sicher, ich werde immer mal die Gelegenheit nutzen und ihm bei der Arbeit über die Schulter schauen, unserem kölschen Waldmaler. Und, falls ihr ihm einmal bei der Arbeit irgendwo begegnet, sprecht ihn ruhig an.

Vielen Dank an Wolfgang Schieffer (Waldmaler) für das Gespräch.
Info´s unter: www.waldmaler.de Ein paar schöne Videos findet ihr auch auf youtube unter „Waldmaler“.

Hier wie versprochen die Daten seiner Malkurse im Haus des Waldes auf Gut Leidenhausen.
Malkurs-Malen auf Holzscheiten
Termine: Freitag 24.04.2020, 16:00-19:00 Uhr, Freitag 15.05.2020, 16:00-19:00 Uhr und Freitag 12.06.2019, 16:00-19:00 Uhr
Bei diesem besonderen Malkurs malen die Teilnehmer*innen mit Acrylfarben auf Holz. Mitzubringen sind ein leeres Marmeladenglas für die Pinsel und ein alter Lappen. Farben und Holz werden gestellt. Teilnehmerbeitrag: 10 Euro pro Person. Anmeldung unter der Telefonnummer : 02203/39987 oder per Mailunter Nennung des Termins an sdw-nrw-koeln@netcologne.de
Leitung: HDW, Wolfgang Schieffer (Waldmaler)
Zielgruppe: Kinder und Erwachsene von 8-88 Jahren
Treffpunkt: Haus des Waldes, Gut Leidenhausen
www.sdw-nrw-koeln.de

Euch allen eine gute Zeit
euer Ronald

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