„Hoff to Malaten“ – Die Geschichte eines Friedhofs

"Hoff to Malaten" - Die Geschichte eines Friedhofs

…es ist ein einsamer Weg, der vor ihnen liegt, an diesem kalten Tag im November. Der Weg schlammig vom Regen, Nebel versperrt die Sicht. Eine trübe Stimmung liegt über dem Moment…“was machst du für einen Lärm mit deinen Schellen?“ ruft ein aufgebrachter Bürger. „Gebt acht, Herr, wollt Ihr Euch nicht anstecken, so haltet Euch fern, lasst Euch warnen“.

So könnte sich eine solche Situation im Köln des 12. Jahrhunderts zur Zeit, als die Lepra wütete, zugetragen haben.

Der, welcher den Lärm machte, war der Schellenknecht. Er führte die Gruppe der Leprakranken an, die nur an Feiertagen das Leprosenheim verlassen durften, um in der Stadt zu betteln, und warnte so die Bürger vor der drohenden Ansteckung. Aber gehen wir zum Anfang…

Woher kommt der Name „Melaten“ überhaupt und was bedeutet er? Dieser Begriff „malade“ stammt aus dem französischen und bedeutet soviel wie krank sein. Leprakranke Menschen waren Aussätzige, die, in Köln ab dem 12. Jahrhundert in einem Heim für eben diese Kranken, außerhalb der Stadt lebten. Hier befand sich der Hof Melaten. An den Schellenknecht erinnert noch heute ein Denkmal am Eingang zum Friedhof, an der Aachener Straße, mit der Inschrift:

„Gedenke, dass du sein wirst, was wir sind. Den Kranken Kölns ein Denkmal“

Urkundlich erwähnt wurde der „Hoff to Malaten“ allerdings erst im Jahre 1243.
Bis ins 18. Jahrhundert zog sich diese Krankheit. Erst, als sie weitestgehend zum Erliegen gekommen war, wurde auch das Heim für die Leprakranken geschlossen, um genau zu sein, geschah dieses im Jahre 1767.

Als nun am 6. Oktober 1794 Köln durch die Franzosen besetzt wurde, wurde in der Stadt einiges anders gehandhabt. So auch die Art und Weise der Begräbnisse. Napoleon erließ am 12. Juni 1804 ein kaiserliches Dekret, welches Beerdigungen innerhalb von Städten oder Räumen, die geschlossen waren, verbot. Aus hygienischen Gründen. So kam es, dass dort, wo sich einst das Leprosenasyl befand, nun ein Friedhof entstehen sollte. Die Stadtverwaltung ließ die meisten Gebäude auf dem inzwischen von ihr gekauften Grundstück abreißen, nur die Kapelle, auf die ich später noch näher eingehe, blieb, und wurde Teil des Friedhofs, welchen kein Geringerer als Ferdinand Franz Wallraff gestaltete. Der Pariser Friedhof „Père Lachaise“ diente hier als Vorbild.

Als Besonderheit möchte ich hier erwähnen, dass Wallraff diese Umgebung nicht nur als Friedhof, sondern auch als einen Ort der Erholung und als öffentliche Grünanlage plante. Der damalige Dompfarrer Michael Joseph DuMont weihte den neuen Melatenfriedhof am 29. Juni 1810 ein. Nachdem alle anderen Friedhöfe innerhalb der Stadt geschlossen worden waren, wurde die erste arme Seele hier am 01. Juli 1810 beerdigt.

Nun durfte auf Melaten aber nicht jeder zur letzten Ruhe gebettet werden. Bis zum Jahr 1829 durften dort ausschließlich Katholiken beigesetzt werden. Die „Anderen“ (Protestanten und Juden) kamen auf den Geusenfriedhof und nach Deutz.

Trotz, dass Melaten immer mehr erweitert wurde, reichte der Platz bald nicht mehr aus und man musste in den kommenden Jahrzehnten den Nord-, Süd-, West- und Ostfriedhof eröffnen (wären es Bahnhöfe, könnte es glatt an Monopoly erinnern).

Im zweiten Weltkrieg hat auch dieser Friedhof, wie fast alles in Köln, gelitten. Vieles wurde zerstört, ausgerechnet auch die eindrucksvolle Grabstätte des Planers dieses Ortes, Ferdinand Franz Wallraff sowie auch Johann Heinrich Richartz. Heute steht dort nur noch ein einfacher Grabstein zur Erinnerung an beide.

Ach ja, die Kapelle…diese Kapelle, St. Maria Magdalena und Lazarus, stammt noch aus der Zeit des Heims für Leprakranke und wurde 1245 von Konrad von Hochstaden geweiht, bevor dieser 3 Jahre später den Grundstein zum Bau unseres Kölner Domes legte. Sie sah damals noch etwas anders aus und das groteske war, das Hauptschiff war für die Leprakranken bestimmt und es gab ein Seitenschiff für die gesunden Gottesdienstbesucher.

Heute ist der Melatenfriedhof der Zentralfriedhof Kölns. Er grenzt im Norden an den Stadtteil Lindenthal und im Süden an die Aachener Straße. Mit einer Fläche von 435.000 Quadratmetern und über 50.000 Gräbern ist Melaten nicht nur einer der größten Friedhöfe Kölns, sondern aufgrund der teils monumental gestalteten Grabstätten sicher auch der prachtvollste in ganz Deutschland.

Ich kann euch einen Spaziergang auf diesem außergewöhnlichen und besonderen Friedhof nur empfehlen.

Bis bald, eure Ramona

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