
Friedrich Schlegel – Ein deutscher Romantiker
Die deutsche Romantik hatte im 19. Jahrhundert ihre beste Zeit. Nun, unsere Heimatstadt Köln tat sich da eher nicht so besonders hervor. Aber ein ganz kleines Stückchen vom Kuchen bekamen auch wir ab, denn der berühmte Romantiker Friedrich Schlegel wirkte auch hier in Köln. Wenn auch nur kurz.
Wer war Schlegel eigentlich?
Er wurde am 10.3.1772 in Hannover geboren, als jüngstes von zehn Kindern. Die Eltern hatten es nicht leicht mit ihm, galt er doch als schwer erziehbar. Nach der Schule hatte der Vater den Plan, sein Sohn sollte eine Banklehre anstreben. Zur damaligen Zeit ein sehr guter Beruf.
Doch Friedrich war auch hier wieder ungehorsam und wollte studieren, konnte sich aber erstmal nicht durchsetzen und musste die ungeliebte Banklehre absolvieren, die er aber später doch abbrach. Dafür holte er seine Gymnasialausbildung nach und studierte Philologie (Wissenschaft, die sich mit der Erforschung von Texten in einer bestimmten Sprache beschäftigt, insbesondere Latein und Griechisch).
Gerade in Griechisch war er schon sehr bald eine Koryphäe. Besonders die Beschäftigung mit Plato und Novalis ließ ihn nie mehr los. In seinem Bruder August-Wilhelm fand er seinen größten Förderer. Die beiden bekamen später den Spitznamen „Götterbuben“. In Jena baute er sich einen Freundeskreis auf, mit dem er philosophieren konnte. Dieser Kreis wurde als die weltbekannte „Romantische Schule“ bezeichnet.
Später gründete er mit „Athenäum“ eine eigene Zeitschrift. Doch dies war nur der Anfang, es erschien sein bekannter Roman „Lucinde“, hier nahm er sich dem Thema „Frau“ an. Sie sollte „aus dem Ozean der Mode und häuslichen Moral endlich mit ihrem ganzen Wesen emporsteigen“. Alice Schwarzer hätte ihre Freude an ihm gehabt.
Weitere spannende Stationen waren u. a. seine Mitarbeit an der Zeitschrift „Deutschland“. Hier spaltete er die Deutschen mit seiner harschen Kritik an den Gedichten Friedrich Schillers.
1797 lernte er eine Frau Namens Dorothea Veit kennen. Um für sie und ihren Sohn sorgen zu können, suchte er nach einer festen Anstellung, um ein ordentliches und sicheres Einkommen zu haben. Dies funktionierte nicht wirklich und so zogen sie 1802 nach Paris.
Jetzt kommt Köln ins Spiel
Hier in Paris lernte Schlegel die Kölner Kaufleute Melchior und Sulpiz Boisserée und deren Freund Johann Bertram kennen. Diese drei hörten sich bei Schlegel privat Vorlesungen an, denn eine Professur hatte er in Paris nicht erhalten. So kam, was kommen musste. Die Boisserées überredeten ihn, nach Köln überzusiedeln. Sie versprachen, ihm in Köln eine Professur zu verschaffen und baten ihn, vorher eine wissenschaftliche Arbeit über die Gotik zu schreiben.
Nun, das Interesse Sulpiz Boisserées an der Gotik und dem Kölner Dom hat unsere Ramona ja bereits eingehend beschrieben.
Schlegels Arbeit zur Gotik war neben Goethes Aufsatz zur deutschen Baukunst die wichtigste Arbeit, denn diese beiden Arbeiten lösten eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Gotik aus, die maßgeblich zum Weiterbau unseres Domes beigetragen hat.
1804 siedelten die Schlegels nach Köln um, sehr zur Freude Sulpiz Boisserées. Sie bekamen eine noble Wohnung im Hause der Äbtissin von St. Maria im Kapitol, Frau von Blankart. Dies zeigt eindeutig den Stellenwert Friedrich Schlegels zu dieser Zeit.
Eine sichtbare Erinnerung an Friedrich Schlegel
Nun, zum einen ist es in zugegeben kleinem Rahmen unser Dom, denn er half durch seine Arbeit mit, dass weitergebaut wurde. Zumindest war er ein kleines Mosaiksteinchen des Ganzen.
Ich meine aber eine Tafel. Sie ist in der Casinostraße 3, über der Haustür angebracht, unmittelbar bei Maria im Kapitol. Auf dieser Tafel steht:
In diesem ehemaligen Äbtissinnenhause
des Stiftes St. Maria im Capitol wohnte
von 1804 bis 1806 der Dichter und Forscher
Friedrich Schlegel
der Mitbegründer der Deutschen Romantik
Schlegel war sehr wichtig für Köln
Er war zwar „nur“ zwei Jahre in Köln, aber sein Aufenthalt hier hat eine weittragende Bedeutung für die Stadt. Er wurde hier zu einem der wichtigsten Fürsprecher zum Weiterbau des Domes und zeigte den Kölnern, welch architektonischer Reichtum sich doch in der Stadt befand.
Ebenfalls regte er die Brüder Boisserée zu ihrer bedeutendsten Sammlung mittelalterlicher Tafelmalerei an. Diese ist heute sehr kostbar und befindet sich leider in München. Schlegel las hier vor den wichtigsten und vornehmsten Menschen in Köln und war sehr geachtet.
Am 18.04.1808 wurde die Ehe zwischen Friedrich Schlegel und Dorothea Veit in der Kölner Dompfarre erneut geschlossen. Sie waren zwar bereits verheiratet, da Dorothea aber jüdischer Abstammung war, gab es wohl Probleme mit der Gültigkeit.
Kurz darauf siedelten sie nach Wien um, da Schlegel dort eine Anstellung als Hofsekretär bekam. Schlegel starb am 12.01.1829. Dorothea ließ für die Kölner Dompfarre einen Kelch schaffen.
Über unsere Heimatstadt schrieb sie:
Köln ist und bleibt unsere wahrhafte Vaterstadt im echten und rechten Sinne, denn von dort schreibt sich das Meiste, ja wohl Alles, was wir in unserer eigenen Seele für gut achten dürften.
Friedrich Schlegel liegt auf dem alten katholischen Friedhof in Dresden begraben. Da man kaum einmal etwas über ihn in unserer Stadt liest, war es mir wichtig, einmal auf ihn aufmerksam zu machen.
Euer Ronald
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