
Mitten in Kalk, neben dem schönen Einkaufszentrum direkt am Parkhaus steht er. Der alte Wasserturm, 1904 gebaut und mit 43,6 Metern eh nicht zu übersehen. 270 Kubikmeter Wasser fasste er und garantierte damit die Wasserversorgung bei eventuellen Engpässen der Fabrik.
Überhaupt hat sich das ganze Viertel total verändert. Heute Einkaufszentrum und Parkhäuser. Früher war es hier nicht so heimelig. Schlote qualmten, es roch auch etwas anders. Über 2.000 Menschen fanden hier Arbeit, da bekommt man eine ungefähre Vorstellung über die Größe und Bedeutung der CFK damals für Kalk. Hier stand die „Chemische“. Ein Soda produzierender Betrieb. Dieses Salzmineral ist schon seit dem Altertum bekannt und wurde sogar zur Trocknung der Leichen verwendet um die Mumifizierung vorzubereiten und zu beschleunigen. Heute wird das Mineral als Rohstoff für Waschmittel und Farben genutzt.
Im Jahre 1858 wurde der Vorläufer der CFK von Julius Vorster und dem Chemiker Hermann Grüneberg gegründet. Dafür nutzten die beiden das Gelände einer stillgelegten Eisengießerei. So wurde nach und nach aus einem Betrieb mit 10 Mitarbeitern, mehr brauchte man nicht, um die Holzbottiche, Fässer und Pferdewagen zu bedienen, eine Riesen-Firma.
Anfangs wurde Kalisalpeter hergestellt, dies war Bestandteil von Schießpulver und Sprengpulver. Dann nach Ende des ersten Weltkrieges stiegen die beiden in die Düngemittelproduktion ein. Vorster und Grüneberg wurde zum Aushängeschild und zu einem Vorreiter in der Düngemittelindustrie. Sie schafften es, Kaliumchlorid als Düngerzusatz am Markt fest zu etablieren. Nachdem dies gelungen war und die Geschäfte immer besser liefen, wurde weiter geforscht und ausprobiert, und tatsächlich stellten sich weitere bahnbrechende Erfolge ein. So konnte man dann auch Stickstoffdünger und Phosphatdünger anbieten, und zwar mit großem Erfolg. In den Jahren um 1870 dominierten sie den deutschen Markt.
1892 dann wurde die Firma in „Chemische Fabrik Kalk GmbH“ umbenannt, kurz CFK. Ihren Hauptumsatz aber erzielten sie trotz allem mit ihrem Bereich Schwerchemikalien. Die Firma wuchs beständig und so fanden hier viele Menschen Arbeit. Waren es 1914 immerhin schon 800 Mitarbeiter, zogen sie immer weiter an und bereits 1939 arbeiteten hier 1.500 Menschen. In den 60ern waren es sogar über 2.000 Menschen, die hier in Lohn und Arbeit standen. Später ging die Firma an K & S, dem größten Salzproduzenten. Ihr Verfahren, um aus Kalisalzen Kaliumchlorid zu gewinnen, wird im Grunde genommen bis heute angewendet. 1988 wurde die Produktion von Düngemittel eingestellt. Dann, 1993 das traurige Ende. Die letzte Schicht, bevor sich die Tore für immer schlossen.
Später wurde auf dem Gelände neu gebaut, die Zeit bleibt auch in Kalk nicht stehen. So entstand hier das „Odysseum“, die Köln Arcaden und das Kölner Polizeipräsidium.
Einzig der Wasserturm blieb stehen und ist in das Parkhaus des Einkaufszentrums mit integriert. Neben dem Turm steht eine alte Turbine und am Parkhaus ist ein CFK- Firmenschild angebracht. Alles sehr schön gemacht, am meisten gefreut habe ich mich allerdings, als ich sah, das im Turm eine Zweigstelle der Stadtbibliothek untergebracht ist.
Aber auch heute finden wir einige Hinweise auf die Fabrik, im Odysseum und einigen anderen Handelshäusern treffen wir auf „Reste“ der CFK. So wurden eine Stromturbine und ein Schaltpult wieder aufgebaut. Auch Straßennamen erinnern an die Fabrik. So die Julius Vorster Str., benannt nach dem CFK Gründer. Auch wurde hier ein Krankenhaus durch CFK-Gelder finanziert. Eine Zeitlang war im Gespräch, im Wasserturm ein Museum einzurichten. Dies wäre zweifellos eine tolle Sache geworden. Leider ist dies bis heute nicht geschehen und wohl auch nicht mehr aktuell. Sehr schade, finde ich.
Viel los ist hier in der Umgebung des ehrwürdigen Wasserturmes immer noch, nur halt anders. Schaut ihn euch ruhig mal näher an, wenn ihr mal hier in der Gegend seid. Der Wasserturm der CFK, ein Relikt aus längst vergangenen Zeiten, aber ein wichtiges Stück Kalker Geschichte.
Viel Spaß beim Entdecken wünscht euch Ronald
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