„Un et Arnöldche fleut…“

„Un et Arnöldche fleut…“
„Un et Arnöldche fleut…“

Habt ihr das gelesen? Diesen Montag, den 19.08, stand im Stadt-Anzeiger, dass man die Flöte vom Arnöldche wieder gefunden hat!

Durch den Wasserschaden im Stadtmuseum, musste auch der Kölner Heimatverein sich schnell eine neue Bleibe suchen und hat dabei in seinen Beständen eben diese Flöte wiederentdeckt.

„Un et Arnöldche fleut…“ singen wir ja immer noch. „Fleuten Arnöldche“ muss ja ein Popstar seiner Zeit gewesen sein, so oft, wie man in Köln immer noch von ihm hört. Oder? Wer war er?

Eigentlich heißt er „Arnold Wenger“. Geboren wird er am 12. Februar 1836 in der Sankt-Apern-Straße 34. Sein Vater, Theodor Wenger, hat dort sein Auskommen mit einer Wirtschaft. Von ihm hat Arnold auch sein musikalisches Talent. Der Vater schon spielt gut und unterhält seine Gäste mit Musik. Eigentlich ein großartiges Talent, dass ihm ja auch zur Berühmtheit verhilft. Aber dieser frühe Kontakt zur Wirtschaft bringt Arnold eben auch zu seinem größten Problem. Natürlich wird „Et Arnöldche“ mit den Weinkrügen in den Keller zu den Weinfässern geschickt, um diese zu befüllen. Befüllt bekommt er diese, indem er den Wein über einen Schlauch ansaugt. Natürlich landet ein Schluck im Mund… Und jetzt mal ehrlich: Wer hier spuckt ihn aus? Na? Arnöldche sicher auch nicht.

Der kleine, rundliche Arnold beherrscht seine Querflöte virtuos. Er kann einiges spielen, vom Volkslied bis zur Opernarie, insbesondere den „Freischütz“ mag er sehr. Er ist ein harmloser, geduldiger Mensch, der keine großen Ziele hat. Aber genau eines kann er nicht: sich einfügen. Orchester und Kapellen spielen für ihn keine Rolle. Er möchte allein spielen. Er entscheidet sich tatsächlich für ein einfaches, vielleicht naives Leben, ohne große Zwänge. Und so ist der Weg vorgegeben.

Morgens zieht es ihm zum Markt. Die derben Frauen, die im Sommer wie im Winter ihre Waren auf dem Alter Markt anbieten, sind seine Freunde. Die derbe, zotige Art, die jeden heutigen Köbes rot werden lässt, liegt ihm. Auch die Marktfrauen mögen ihn. Und so zieht es alle oft gemeinsam in die nächste Wirtschaft.

Hier ist er in seinem Element. Er wird fröhlich begrüßt, wenn nicht gerade ein anderer Lebenskünstler anwesend ist: Maler Bock. Die beiden mögen sich nicht. Aber diese herrliche Geschichte erzähle ich an anderer Stelle. War er nicht da, war alles gut. Hier war er der Star. Er lehnt an der Theke, spielt mit der Flöte und begleitet sich mit einem „Bass“, wenn er mit der nackten Ferse über das Thekenholz streicht. Und dabei trinkt und trinkt er. Ein Kreislauf. Ein Kreislauf? Eine Abwärtsspirale.

Er trinkt so viel, dass er oft morgens in der Gosse wach wird. Seine Kleidung zerlumpt, er stinkt, sein Gesicht ist rot und mit kleinen Eiterpusteln übersät. Das ist kein Verhalten, das die preußische Polizei lange durchgehen lässt. Er wird 1875 in die Arbeitsanstalt Brauweiler geschickt. Körperliche Arbeit für unseren kleinen Arnold…

Arnold ist aber auch ein Glückspilz. Er erbt in diesem Sommer 6000 Mark. Das macht es ihm möglich, mit der Stadt Köln einen Vertrag zu schließen. Er gibt die 6000 Mark ab und zieht dafür als Invalide in ein Bürgerhospital ein, wo er versorgt wird. Keine Arbeit mehr… Dieses aber wiederum platzt bald wegen Überbelegung aus allen Nähten. Zudem kann er eines nicht sein lassen: das Saufen. Bereits ein Jahr später wird er in die Krankenanstalt Lindenburg verlegt, wo er ein Pensionärshaus bezieht.

Hier wird er ein bisschen glücklicher. Oft stellt er sich neuen Patienten stolz mit „Ich bin hier Pensionär“ vor. Sein Gesundheitszustand bessert sich zusehends. Er übernimmt leichte Gartentätigkeit und wird bei dieser Gelegenheit von alten Freunden mit Alkohol versorgt…
Mit den Jahren aber gerät er in Vergessenheit. Er stirbt letztlich erst am 25. Oktober 1902 – an einem Kehlkopfleiden, nicht am Alkohol.

Und? Was sagt Ihr zu diesem Leben? Geht es Euch auch so, dass ihr diese Flöte gern mal betrachten würdet?

Michael

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