Jan Wellem – König von Mülheim

In Mülheim steht das Jan Wellem Denkmal

Sagt euch der Name Jan Wellem etwas? Wahrscheinlich nicht viel, oder? Dann werde ich heute mal einiges über ihn erzählen und euch einen Düsseldorfer vorstellen, von dem es ein Denkmal in Köln gibt. „Dickes Ding“, würde unser Michael jetzt sagen.

Ein Denkmal in Köln für einen, der Krieg mit Köln führte

Jan Wellem, oder offiziell Herzog Johann Willem II., Kurfürst von der Pfalz, lebte von 1679-1716. Geboren und gestorben ist er in Düsseldorf, dort befindet sich auch sein Grab. Im Alter von 21 Jahren war Jan Wellem Herzog von Jülich und Berg. Später war er dann Pfalzgraf – Kurfürst von der Pfalz.

Sein Traum, König zu werden, erfüllte sich nicht, obwohl er zu seiner Zeit zu den einflussreichsten Menschen in Europa gehörte. Dies zeigen wohl auch seine Frauen. Wellems erste Ehefrau war die Tochter des deutschen Kaisers Friedrich III. Bei seiner zweiten Ehefrau handelte es sich um die Prinzessin Anna Maria Luisa de Medici.

Hier kann ich euch von einem Kuriosum berichten, denn seine zweite Ehefrau heiratete er in Abwesenheit, das heißt, er ließ sich vor dem Altar in Florenz vertreten. Unfassbar.

Wellem ließ Schloss Bensberg bauen

Wellem liebte die Kunst und herrliche Bauten, so geht auch Schloss Bensberg auf ihn zurück. Übrigens, die Mittelachse des Gebäudekomplexes ist exakt auf den Kölner Dom ausgerichtet, spannend.

Spannend wurde es auch 1701. Es war Krieg, und der Kölner Kurfürst stand in diesem Krieg auf der Seite der Franzosen und versuchte mit allen Mitteln, vor allem aber mit sehr viel Gold, unseren Jan Wellem auf seine Seite zu ziehen.

Dieser ließ sich aber nicht kaufen und zog im Oktober 1702 mit seinem riesigen deutschen Heer in Richtung Bonn, um den Kölner Kurfürsten aufzuhalten.

Leider zu spät, denn der Kölner Kurfürst war bereits durch das bergische Land nach Mülheim vorgedrungen und hatte das Umland und Mülheim geplündert. Als jedoch Wellem mit seinem Heer anrückte, zog sich der Kölner Kurfürst über den Rhein zurück. Nun hatte Jan Wellem Mülheim mehr oder weniger „befreit“ und sorgte dafür, dass sich hier einiges tat.

So gab es bisher nur eine Fähre über den Rhein, diese gehörte dem Kloster Altenberg. Der Kurfürst konnte in Verhandlungen mit dem Abt eine sogenannte „Fliegende Brücke“ durchsetzen und so den Verkehr über den Rhein entscheidend verbessern.

Erbsen und Speck

Einmal war er während einer ausgiebigen Wanderung im Bergischen müde auf einem Bauernhof eingekehrt. Die Bauern erkannten ihn nicht und gaben ihm ein sehr einfaches Essen.

Dieses mundete dem Fürsten aber sehr und so ließ er später die Bauersfrau holen, um noch einmal in den Genuss dieser wunderbaren Mahlzeit zu kommen. Allerdings schmeckte es ihm diesmal gar nicht.

Wellem aber nicht dumm, merkte woran es lag. Die Hauptwürze, der Hunger fehlte. Er verstand, warum es den hart arbeitenden Menschen schmeckte.

So entstand der Spruch:„ Wer sich vor Arbeit nicht tut schrecken, dem wird’s wie dem Jan Wellem schmecken.“

Ein Düsseldorfer wird in Mülheim König

Schützenkönig, immerhin. 1711 kam Wellem von Schloss Bensberg zufällig in Mülheim vorbei. Hier auf der Vogelwiese trugen die Schützenbrüder gerade ihr Vogelschießen aus. Wellem machte spontan mit und gewann.

Er stiftete sogar einen 700 Gramm schweren Silber-Vogel, der seitdem jedes Jahr an den amtierenden König weitergegeben wird. So wurde er doch noch König. Schützenkönig. Aber dieser etwas seltsame Fürst wurde von den Mülheimern geliebt und noch Mitte des 19. Jahrhunderts hingen in vielen Häusern Bilder von ihm.

Mülheim wird eingemeindet

Es war in der Zeit um 1912/1913, Köln wuchs und hatte ein Auge auf Mülheim geworfen. Das zu dieser Zeit noch eigenständige Mülheim hatte eine funktionierende Industrie und so eine sehr gute Finanzlage. Zudem hatte man in Mülheim 1912 gerade erst das neue Rathaus eingeweiht.

Damit war Mülheim natürlich sehr interessant für Köln und die Pläne der Eingemeindung wurden forciert. Im Jahre 1914 wurde Mülheim dann eingemeindet, was nicht sehr friedlich ablief, nein, man kann wohl sagen, sie streiteten heftigst.

In der Zeit dieser Auseinandersetzung stiftete die Unternehmerfamilie Andreae zum 200-jährigen Firmenjubiläum ihrer Firma das Jan Wellem Denkmal. Denn auch sie waren Jan Wellem sehr zu Dank verpflichtet.

Dieser hatte sie 1714 nach Mülheim geholt, als die Protestanten Köln verlassen mussten. Wellem hatte ihnen Religions- und Steuerfreiheit zugestanden, und viele Mülheimer Betriebe gehörten evangelischen Eigentümern, die ebenfalls durch die tolerante Konfessionspolitik des Kurfürsten Wellem nach Mülheim gekommen waren.

Das Denkmal für den Kurfürsten

So hat es wohl eher einen politischen Hintergrund, warum dieses Denkmal gestiftet wurde. Das Denkmal für den KurfürstenAber, so wie Jan Wellem damals zu spät mit seinem Heer eintraf, so wurde auch das Denkmal erst 28 Tage nach der Eingemeindung zu Köln eingeweiht.

Schauen wir uns jetzt das Denkmal an. Der Sockel, im Barockstil gebaut, trägt das Mülheimer Stadtwappen. Auf diesem Sockel steht die 3,15 Meter hohe Figur des Jan Wellem. So, wie es sich für einen Kurfürsten gehört, in vornehmer Jagdkleidung mit Stiefeln, Dreimaster und Büchse.

Unter dem Stadtwappen befinden sich zwei Tafeln mit Inschriften: „Jan Wellem (1658–1716)“ und „Unserem König 1711“. Letztere von der Sebastianus–Schützenbrüderschaft Köln-Mülheim von 1435.Übrigens stand das Denkmal früher auf der Südseite des Wiener Platzes und wurde nach dem zweiten Weltkrieg an seinen heutigen Standort versetzt.

Schaut es euch doch einmal an. Es steht am Rande des sehr schönen Mülheimer Stadtgartens.

Tja, und so gibt es in Köln einen Düsseldorfer, dem ein Denkmal errichtet wurde.

Euer Ronald

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