
Ihr ahnt es vielleicht schon…es zieht uns heute in eine düstere Zeit. Köln gehörte neben anderen Städten zu jenen Orten, an denen die Hexenverfolgung besonders schlimm war. Zu jener Zeit, um die es jetzt geht, war die schlimmste Phase dieses aus heutiger Sicht gesehenen Wahnsinns bereits vorbei, jedoch kam es immer wieder noch vor, dass Menschen verbrannt wurden. Auch Kinder…
Ihr fragt euch jetzt, Kinder? Wirklich? Ja, die Grausamkeit kannte wohl damals keine Grenzen. Selbst vor einem 10jährigen Mädchen machte sie nicht Halt. Der Name des Mädchens war Entgen Lenarts und ich erzähle euch ihre Geschichte…
Entgen
Wir befinden uns im Köln des Jahres 1653…ein kleines Mädchen, 10 Jahre alt, lebt mit ihren beiden kleinen Geschwistern in den Straßen Kölns. Leben müssen sie von Erbetteltem. Kein Zuhause, keine Eltern. Der Vater vor Jahren von einem Rittmeister erschossen, die Mutter weggezogen zu einem anderen Mann, der die Kinder aber nicht haben wollte.
Ist sowas vorstellbar? Für mich nicht, was haben diese Kinder erlitten…meine Geschichte heute dreht sich um die älteste der drei Kinder, die nun für ihre Geschwister mit sorgen musste und für sie verantwortlich war, um oben genannte Entgen.
Sich in diesem zarten Alter um jüngere Geschwister zu kümmern, nein, kümmern zu müssen, ist eine Bürde, die das Mädchen kaum tragen kann. So flüchtet sie sich in Tagträume, in Fantasien, in denen ihre Mutter noch bei ihr ist. Nichts böses ahnend, erzählt sie anderen Kindern davon. Neugierig, wie das gehen soll, schildert Entgen „ihre Wahrheit“. Die Mutter besucht sie in Form einer Katze, denn sie ist eine große Hexe. Weiterhin erzählt sie, dass ihre Mutter ihr auch die Kunst der Magie beigebracht hätte.
Hexenfantasien
Wie verhängnisvoll dieses Äußerungen sind, muss Entgen bald erfahren, denn diese sprechen sich herum. Wie gesagt, wir befinden uns mitten im 17. Jahrhundert, heute würden die Erwachsenen wohlwollend lächeln und das Kind in seinem Glauben lassen, es als Spiel abtun. Nicht so damals…es dauert nicht lange und Entgen wird verhaftet und vernommen. Was sie nun tut, ist ihr Todesurteil.
Denn anstatt nun zu sagen, dass sie sich das nur ausgedacht hat, um sich ihrer Mutter näher zu fühlen, was dem Spuk vermutlich ein Ende bereitet hätte, baut sie dieses Gespinst immer weiter aus. Sie erzählt, dass sie mit ihrer Mutter oft beim Hexentanz gewesen wäre, wo sie – natürlich – hingeflogen sind.
Des Weiteren erzählt sie, dass ihr bei einer ihr vom Teufel persönlich aufgetragenen Arbeit ein Missgeschick widerfahren sei und er sie daraufhin verprügelt hat. Das schlimmste aber, was sie nun sagt und was vermutlich letztendlich den Ausschlag gegeben hat, war die Aussage, sie hätte mit ihrem Blut einen Vertrag unterschrieben, in welchem sie ihre Seele verkauft und Gott abschwört, ebenso den Heiligen und wie sie einen Zauber an ihrem Bruder angewendet hat. Sie erzählt immer weiter, verstrickt sich immer tiefer…
Die Verurteilung
Den Beamten ist „die Teufelsgespielin“ unheimlich und sie glauben fest, dass Entgen eine Gefahr für die Allgemeinheit ist. Die Empfehlung, sie zum Tode zu verurteilen, kommt vom Erzbischof Maximilien von Bayern, der das Urteil am liebsten sofort vollstreckt sehen würde. Dennoch dauert es zwei Jahre, in denen das Mädchen im Kerker sitzt. Denn die Schöffen sind sich uneinig.
Was tun? Das Recht verbietet es, Kinder hinzurichten und der Gedanke widerstrebt ihnen trotz allem, was sie gehört haben. Der Erzbischof jedoch bleibt dabei. Entgens Prozess unterliegt nun nicht dem üblichen Recht, sondern es findet ein Hexenprozess statt und nach dessen Recht dürfen auch Kinder „Opfer“ einer Verurteilung zum Tode werden. So geschieht es…am 18. Februar 1655 findet Entgen Lenarts Leben auf Melaten ein Ende. Bevor ihre Leiche auf dem Scheiterhaufen verbrannt wird, wird sie enthauptet…
Entgens Hinrichtung war die letzte Vollstreckung eines zum Tode verurteilten Menschen in einem Hexenprozess in Köln. Verurteilungen gab es demnach noch aber diese Menschen endeten nicht mehr auf dem Scheiterhaufen.
Die „Seuchen“ der damaligen Zeit, die Hexenverfolgung, Foltereien und brutalste Hinrichtungsarten waren grausam und ich möchte in dieser Zeit nicht gelebt haben. Wer weiß, bei jenem Angstglauben damals hätte es jeden treffen können, auch mich. Ob ich allerdings in der heutigen Zeit gut aufgehoben bin, da bin ich mir auch nicht wirklich sicher.
Passt auf euch auf und bleibt gesund, eure Ramona