Vincenz Statz – „und fertig wird er doch“

Vincenz Statz

Heute ist er kaum noch jemanden ein Begriff, dabei hat er eine Menge interessanter Sachen hinterlassen, und als echter Kölner natürlich auch in unserer Stadt. Der Neugotische Stil war seiner und gerade in der Neustadt sind einige Kirchen in diesem Stil anzutreffen. Und des Öfteren fällt dann auch sein Name.

Geboren am 09.04.1819 in Köln in der Streitzeuggasse, hat er eine sehr erfolgreiche Laufbahn als Architekt „hingelegt“. So arbeitete er ab 1845 als Werkmeister in der Dombauhütte unter Ernst-Friedrich Zwirner, hat den Beginn der Dombauhütte miterlebt und war so gut, dass dieser ihn sogar seine Pläne bearbeiten ließ.

1861 wurde er zum Baumeister ernannt und nur zwei Jahre später sogar zum Diözesanbaumeister der Erzdiözese Köln. So war er in fast ganz Europa unterwegs und studierte mit großer Hingabe die Gotik. Und überall hinterließ er Spuren. Neapel, Wien, Linz, Berlin und viele andere Stationen seines Schaffens sind da zu nennen.

Egal ob Altäre, Kanzeln, große Ausstellungsstücke oder ganze Bauprojekte. Überall hatte der umtriebige Statz seine Finger im Spiel. Es ist fast unmöglich, all seine Arbeiten und Stationen zu nennen. Aber einige muss ich natürlich aufführen:

  • er war für einige Zeit Dombaumeister in Linz
  • er war am Kölner Dombau beteiligt
  • noch in der Dombauhütte tätig, plante er die neue Pfarrkirche St. Marien (eigentlich: St. Mariä Himmelfahrt) in Nippes. Diese wurde  am 19.11.1882 von Weihbischof Baudri eingeweiht. Statz war mit der Familie Baudri stark verbandelt. Im zweiten Weltkrieg wurde die Kirche leider bis auf die Grundmauern zerstört.
  • die Mauritiuskirche in Köln. Kommerzienrat Heinrich Nikolaus Frank, war Stifter der neugotischen Kirche. Sie wurde 1865 auf Wunsch des Stifters nach Plänen von Vincenz Statz erbaut. Nach 1945 standen nur noch Teile der Außenmauern und der Turm der Kirche. Erst im Jahr 1956 wurde mit der Errichtung eines jetzt kleineren Kirchenbaues begonnen. Wir können sie also heute leider nicht mehr so bewundern, wie Statz sie bauen ließ.
  • die von Vincenz Statz in neugotischen Formen geplante Kirche St. Dionysos in Longerich wurde 1898 bis 1899 errichtet. Der Außenbau hat sich in den 100 Jahren wenig verändert, bis heute präsentiert er sich als neugotische, dreischiffige Backsteinbasilika ohne Querschiff und mit seitlichem Turm im Südwesten.
  • er erbaute das alte Ehrenfelder Rathaus an der Venloer Straße zwischen Hansemannstr. und Ehrenfeldgürtel. Im Krieg wurde es zerstört und Ende der 50er Jahre wurden die letzten Reste beseitigt.
  • 1849 erwarb der Kölner Kaufmann Johann Adam Jansen das Schloss Weißhaus und beauftragte Statz, eine Schlosskapelle zu entwerfen.

–  St. Johannes vor dem Lateinischen Tore in Bocklemünd entstand nach einem Entwurf von Vincenz Statz zwischen 1851 und 1853 als einschiffige Saalkirche mit dreiseitig geschlossenem Chor. Der Westturm wurde im Jahr 1875 errichtet.

  • die Sankt-Maternus-Kirche in Rodenkirchen.  Vincenz Statz begann 1865 mit dem erst 1867 beendeten Bau der dreischiffigen Hallenkirche aus unverputzten roten Ziegeln. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche, wegen ihrer Nähe zur Rodenkirchener Rheinbrücke, stark beschädigt.PSX_20200326_171147
  • für Melaten gestaltete Statz Grabmale: Meist Hochkreuze wie für den Juristen Ernst August Reichensperger oder für den Freiherrn von Thimus.
  • das Sinziger Schloss, das auf den Resten einer Wasserburg errichtet wurde.
  • die Basilika in Rheinbrohl
  • dem Altar der Liebfrauenkirche in Trier.

Weitere Bauten, an denen Statz beteiligt war:

  • der Neue Dom in Linz in Oberösterreich
  • die Marienkirche in Aachen
  • die Wallfahrtskirche in Kevelaer.

Desweiteren steuerte er Entwürfe für die Votivkirche in Wien, den Berliner Dom sowie die Kathedrale von Lille bei.

Mehrere Bücher hat er ebenfalls verfasst. So zum Beispiel das „ Musterbuch der Gotik“. Dieses schrieb er gemeinsam mit August Reichensperger über mittelalterliche Architektur.

Dies ist nur ein sehr kleiner Auszug seines Schaffens.

Das Aquarell „und fertig wird er doch“

Nun, dieses wirklich sehr bekannte Aquarell muss ich dann doch extra erwähnen, denn es wurde von Statz  als Geburtstagsgeschenk für Dombaumeister Zwirner, den er als seinen Ziehvater ansah gefertigt. Es war ein visionäres Bild, denn es zeigte ein Bild des vollendeten Domes. Dieser war allerdings zu dieser Zeit noch lange nicht vollendet. Es war sein visionärer Blick in die Zukunft. Heute ist es im Wallraff-Richartz Museum zu bestaunen.

Trotzdem trennten sich 1854 ihre Wege. Da Statz durch vielerlei andere Arbeiten sein Schaffen in der Dombauhütte vernachlässigte, wurde ihm von Zwirner gekündigt. So arbeitete er seitdem als Architekt. Später Durfte er sich sogar „Privatbaumeister“ nennen.

Vincenz Statz hat Zeichnungen für etwa 150 Kirchen und Kapellen, 47 andere Kirchengebäude, 15 Pfarrhäuser und acht Krankenhäuser sowie mehr als 200 Pläne und Zeichnungen für die Einrichtung von Kirchen (Kanzeln, Altäre, Statuen, Fenster) geliefert. Und es ist noch immer nicht alles entdeckt.

Nun, Statz war ein Netzwerker und Klüngler vor dem Herrn. Egal ob Kirche, Karneval oder Politik, er hatte überallhin unfassbar gute Verbindungen und nutzte diese geschickt. So ließ er mit Vorliebe in Backstein bauen. Das Material lieferte sehr wahrscheinlich die Ziegelei von Johann Wahlen, seinem Schwiegervater.

In Köln-Braunsfeld ist eine Straße nach ihm benannt, die im September 1977 durch die Entführung Hans-Martin Schleyers eine traurige Berühmtheit erlangte

Nach seinem Tod im August 1898 wurde Vincenz Statz standesgemäß auf der Millionenallee des Melaten-Friedhofs beigesetzt. Auf seinem Grabstein steht sein letzter und größter Titel: „Königlicher Baurat“. Natürlich hatte er das Grabmal selbst entworfen, allerdings weicht der heutige Zustand vom Original ab.

Was für ein Tausendsassa. Er war wirklich sehr aktiv und hat allein in Köln viele Spuren hinterlassen. Schade, dass so ein Mensch fast vergessen ist.

Bleibt neugierig

Euer Ronald

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