Karl Marx in Köln

Karl Marx in Köln
Karl Marx in Köln

Karl Marx in Köln? Jetzt übertreiben die Kölschgänger aber wirklich. Mitnichten, liebe Freunde, denn der weltberühmte Philosoph und Journalist hatte hier in unserer Stadt gleich zweimal seine Zelte aufgeschlagen.

Und ich lege noch einen drauf, auch Friedrich Engels mischte hier munter mit. Im November 1842 lernten die beiden sich in den Redaktionsräumen der „Rheinischen Zeitung“ hier in Köln kennen und schätzen. Engels wohnte übrigens auch unweit des Gürzenich.

Das Haus gibt es nicht mehr und auch die direkte Umgebung wurde komplett anders gestaltet, aber wenn ihr die Treppenstufen zum Wallraf-Richartz Museum hinaufgeht, dann stellt euch vor, ihr geht gerade durch die frühere Wohnstube Friedrich Engels, denn diese müsste etwa an diesem Platz gewesen sein.

Zurück zu Marx. Er, Sohn eines Anwalts, studierte Rechtswissenschaft, Philosophie und Geschichte, war während seiner Zeit in Köln in einigen Kölner Vereinen aktiv. Dieser übernahm 1842 die Chefredaktion der „Rheinischen Zeitung“, er übertrieb es allerdings ein wenig mit seinen politischen Ansichten, und so ließen die Berliner Regierungsbehörden die Zeitung 1843 einstellen. Marx verließ daraufhin die Stadt, aber bereits fünf Jahre später trat er erneut auf den Plan.

Wir schreiben das Revolutionsjahr 1848, und Marx versuchte erneut Einfluss auf die politische Entwicklung zu nehmen. Er legte die Zeitung neu auf, sie nannte sich jetzt „Neue Rheinische Zeitung“. Und erneut fand er sich im Fadenkreuz der Regierung wieder. Am 18.05.1849 wurde seine Zeitung verboten und Marx musste Köln verlassen, diesmal auf polizeiliche Anordnung.

Die Auflage seiner Zeitung umfasste etwa 6000 Exemplare. Es muss teilweise sehr heftig zugegangen sein, Marx muss seine Mitarbeiter wie ein Diktator behandelt haben, Engels soll noch weniger Fingerspitzengefühl für seine Mitarbeiter aufgebracht haben. Er selbst sagte einmal: In Abwesenheit von Marx hätte sich die Situation so zugespitzt, dass er glaubte, die Probleme nur mit Duellen lösen zu können.

Nun, ein Denkmal gibt es in Köln nicht, aber immerhin erinnert eine kleine Plakette an diese Zeit. Am Heumarkt 65 hängt sie. Allerdings waren die Räumlichkeiten der Zeitung nicht immer hier. Anfangs befand sich die Redaktion auf der Schildergasse 99, dort steht also die Wiege des Marxismus. Genau 150 Jahre nachdem Marx am Heumarkt im ersten Stock seine Redaktionsräume sowie seine Druckerei im Erdgeschoss hatte, wurde diese Plakette angebracht.

Aber wir wären ja nicht in Köln, wenn es in dieser Geschichte nicht noch eine „Besonderheit“ gäbe. Aber erstmal einige Daten dazu in Kurzform: 1983 wurde beschlossen, eine Gedenktafel aufzuhängen, es folgten Streitereien, ob Marx im Text als „Begründer des wissenschaftlichen Sozialismus“ gewürdigt werden soll.

Nach zwei Jahren erscheint die Tafel ohne die Würdigung, dies stört die SPD, besonders den Ratsherrn Vollmann der einige Jahre später als Stasi-Informant entlarvt wird. Die SPD lässt eine Tafel mit neuem Text anfertigen der aber faktisch falsch ist, also alle Tafeln ab und es passiert erst einmal nichts mehr, einige Zeit später, wir schreiben mittlerweile das Jahr 1989, wurde am VHS Gebäude eine neue Tafel angebracht, diese war aber so dilettantisch angebracht, dass sie wenige Wochen später geklaut wurde.

Danach passierte wieder jahrelang nichts, erst 1998 kam es dann zur heutigen Plakette. Mein Gott Kölle. Und wir wollen neue Brücken und U-Bahnen bauen – mir wird Angst und Bange bei dem Gedanken.

Es gibt auch eine nette kleine Geschichte zum Schmunzeln zu diesem Thema. 1992 war es, die „Kölner Stadt Revue“ erlaubte sich einen kleinen Scherz. In Zeiten, in denen in der ehemaligen DDR die Marx-Büsten verschwanden, wurde in dem Monatsmagazin aufgerufen, eine Bürgerinitiative zu gründen, um in Köln ein Marx-Denkmal aufzustellen. Die Frage nach dem Standort brachte alle möglichen Stadtpolitiker in Wallung, Sie fielen darauf herein und beteiligten sich voller Inbrunst an der Diskussion.

Karl Marx kommt übrigens aus Trier, und bis heute kommen etwa 40.000 Menschen, darunter viele aus China, jedes Jahr dorthin, um das Haus zu sehen, in dem er 1818 geboren wurde und seine ersten 17 Lebensjahre verbrachte. Karl Marx wäre am 05. Mai 2018 200 Jahre alt geworden.

Tja, hier hängt sie also, eine kleine unscheinbare Plakette, aber dahinter verbirgt sich wahrhaft große Geschichte. Vielleicht hätte man doch eine Büste aufstellen sollen. In anderen Städten hätte man sich mit dieser Geschichte „geschmückt“.

So gehe ich langsam weiter in Richtung Rhein, und einige werden sich über den Mann gewundert haben, der kopfschüttelnd und mit einem großen Fragezeichen im Gesicht in Gedanken an ihnen vorbeigeht. Solche Geschichten gibt es eben nur in Köln.

Euch eine gute Zeit, bleibt neugierig,

euer Ronald

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