Johannes Duns Scotus

Johannes Duns Scotus

Mein Altargeschenk – da ist es wieder, das Wörtchen -und ich, wenn wir sonntags einen Spaziergang machen, sehen wir nicht selten Sachen, bei denen bei mir der Groschen pfennigweise fällt.

Hier, das Kerlchen auf dem Foto, habe ich vor Jahren schonmal gesehen, als ich die Wilhelm-Backhaus-Straße entlanggegangen bin. Dort steht die Figur im Vorgarten der theologischen Institute. Das fand ich zuerst drollig und dachte „musst du dich mal drum kümmern, wer das ist“.
Monate später war ich in der Minoritenkirche und da hörte ich mit halben Ohr von einem Schotten, der hier gelehrt hat und hier liegt. Jetzt war ich mit dem Kopf nicht bei der Sache und dachte mir „musst du dich mal drum kümmern, wer das ist“.84870769_709008889504424_2131936871410827264_o

Ja und dann komme ich zwei Jahre später bei einem Gang mit dem Altargeschenk schon wieder bei der Figur vorbei, mache wieder ein Foto und gucke zufällig auf das Schild im Hintergrund „Johannes Duns Scotus“. Ist klar, dass ich da denke „Das ist doch der von da, was macht der hier? Warum ist er hier und auch da? Und hast du ihn nicht noch ganz woanders gesehen? Wo war das?“ – Das war ganz oben auf dem Rathausturm, da wo die Hände nicht zittern dürfen, wenn du ein Bild machen willst. Und am Südportal vom Dom ist er als Relief zu finden, habe ich gerade gelesen.

Johannes Duns Scotus, warum ist er so oft in der Stadt zu finden? Kennt Ihr den? Ich hatte noch nie von ihm gehört.

Er ist ein Theologe, der in Duns in Schottland geboren wurde. Man vermutet, dass er im Jahr 1266 an das Licht der Welt kam. Da kommt man hin, weil er im Jahr 1291 die Priesterweihe empfängt und die bekommt man zu der Zeit nicht bevor man 25 Jahre alt ist. Man glaubt, dass er schon im Jahr 1280 dem Franziskaner-Orden beitritt. Die Franziskaner haben zu dieser Zeit in Oxford in England eine Schule, in der sie ihm Philosophie und Theologie beibringen.
Er ist pfiffig, Priester wird er sicherlich im Mindestalter.85000770_709008939504419_1830877818787987456_o

Aber die Priesterweihe ist nicht das Ende der Ausbildung. Diese zieht sich noch bis 1301. Man weiß nicht genau, ob Johannes Duns Scotus am Ende schon in Paris war, aber ganz sicher ist er das ab 1302. Er lehrt ab dann bis 1307 dort. In dieser Zeit wird er berühmt. Sein Ruhm ist sogar mit dem von Albertus Magnus und von Thomas von Aquin zu vergleichen. Wenn er lehrt, erklärt er, wie die großen Philosophen der Antike, zum Beispiel Aristoteles und Augustinus mit dem katholischen Glauben zusammenpassen. Ich meine, das musst du erstmal hinbekommen, die unbefleckte Empfängnis mit der Logik von Aristoteles zu vereinbaren. Weil er das so feinsinnig macht, nennen sie ihn „Doctor subtilis“ und, weil er es so mit der Jungfrau hat und das mit der Empfängnis erklären kann, auch „Doctor Marianus“.

Unterbrochen wird die Zeit nur von einem Jahr im Exil. Grund war, dass Papst Bonifatius VIII. und König Philipp IV. von Frankreich sich streiten und der König von den Gelehrten will, dass sie zu ihm halten. Johann möchte das aber nicht und so muss er flüchten. Wo genau er war, weiß man nicht, aber es könnte sein, dass er da das erste Mal in Köln war. Ich glaube auch, dass er hier war und nicht woanders, weil:

Im Jahr 1307 wollen die Franziskaner, dass er hier in Köln das Generalstudium leitet und schicken ihn hierhin. Hier wirkt er aber nur etwas mehr als ein Jahr. Am 8. November 1308, er ist gerade 42, stirbt er – und man weiß nicht weshalb… Sicher, das gibt in der Folgezeit Spekulationen. Man sagt sogar, dass er nur krank war und lebendig ins Grab gelegt wurde – unheimlich, was?84750256_709008979504415_1355130682321403904_o

Weil er nur so kurz gelebt hat, es sein wissenschaftliches Werk eine Sammlung von Manuskripten und Mitschriften. E geordnetes Gesamtwerk gibt es so nicht. Und weil recht wenig von ihm bekannt ist, man zwar die Schriften hat, aber sonst vom Menschen Johannes Duns Scotus so viel um Dunklen liegt, schaffen es gute Christen im Jahr 1706, 1710 und 1905 nicht, ihn selig sprechen zu lassen. Bewegung kommt in die Sache erst als wir am 15. November 1980 Besuch von Papst Johannes Paul II. hier in Köln haben. An diesem Tag geht er an den Sarkophag, der in der Minoritenkirche steht und kommt wohl ans Nachdenken. Am 20. März 1993 feiert der Papst für den Seligen Johannes Duns Scotus die Vesper im Petersdom.

Johannes Duns Scotus war ja, als er noch gelebt hat, nur kurz in Köln. Aber irgendwie sind wir stolz drauf. Auf dem Grab steht „Schottland hat mich geboren, England hat mich aufgenommen, Frankreich hat mich gelehrt und Köln behält mich“. – Auf Latein naürlich.

Michael

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