Gesegnete Weihnachtszeit-Eine kleine Geschichte

Der Kölner Dom zur Weihnachtszeit

Ich habe heute keine Lust über die Geschichte Kölns zu erzählen. Heute erzähle ich Euch ein Geschichtchen, das schon ein paar Jahre zurückliegt. Dieses wollte ich immer schon mal aufgeschrieben haben und heute ist die Gelegenheit. Wie gesagt, es geht nicht um Köln. Oder vielleicht doch? Eigentlich geht es um Männer und Frauen und – ach, Ihr wisst es schon…

Noch aus der späten Pubertät

Als ich noch jung war, war mir das Weihnachtsfest lästig. Nach dem Abendessen und ein paar Stündchen, musste ich immer noch hinaus und mit Freunden ein Kölsch trinken. Das habe ich all die Jahre so gehalten. Später dann wusste dies ein Freund, nennen wir ihn für die Geschichte „Franz“. Auch wenn Franz und ich uns ab und an ein ganzes Jahr nicht gesehen haben, haben wir uns Heiligabend wie verabredet immer in derselben Kneipe getroffen. Den Ort gibt es nicht mehr, aber oft treffen wir uns noch am Heiligabend. So auch in diesem Jahr.

Ein Handy und ein Tannenbaum

Als er in diesem Jahr an der Theke neben mir sitzt und wir erzählen, schaut er immer wieder kurz auf sein Handy. Irgendwann zeige ich auf das Teil und sage „Franz, du machst mich verrückt mit der Handy-Guckerei. Bist du jetzt auch schon so?“ – „Entschuldige, nein, Michael, nein, wir haben nur einen Christbaum dieses Jahr.“ Könnt Ihr Euch den Grund vorstellen, warum man auf ein Handy guckt, wenn man einen Weihnachtsbaum hat? Natürlich denke ich bei so etwas „Dickes Ding, sie haben den ‚Smart-Tree“ erfunden.“. Aber Franz hat einen anderen Grund wegen des Christbaums auf das Handy zu gucken.

Ein guter Grund

Er erklärt mir, dass seine Sophie und er noch nie einen Christbaum an Weihnachten hatten. Sie wollten es nie und haben das jedes Jahr so ausgemacht. Jetzt muss man dazu sagen, dass die beiden den Heiligen Abend immer bei den Eltern sind, er bei den Seinen und sie bei den Ihren. Er kommt danach oft in die Wirtschaft, sie geht danach etwas später ins Bett. Geschenke tauschen sie am nächsten Tag aus. Das haben sie über zwanzig Jahre so gehalten – ist so, jeder wie er es mag. Nur dieses Jahr hat er heimlich einen Tannenbaum besorgt und in der Garage versteckt. Als sie unterwegs war, hat er schnell den Baum hervorgeholt, Lichter und Schmuck drangehangen, Geschenke drunter platziert und ist zu seiner Mama und seinem Vater gefahren. Und jetzt sitzt er neben mir und ist ganz nervös, was Sophie wohl sagt. Sie könnte das ja für vollkommen bescheuert halten. – Aber so etwas Schönes erzählst du nicht ungestraft Michael – also mir.

Eine Frage ist zu klären

„Christiiiineee“, mich reitet der Teufel, „Christiiinee, zwei Kölsch und eine Frage, bitte!“ – Sie kommt mit zwei Kölsch und der Frage, die ich bestellt habe „Was hast du denn?“. „Du, Christine, wenn dir dein Freund heimlich einen Christbaum aufstellt, obwohl ihr beschlossen habt, dass ihr keinen haben wollt, was würdest du da sagen?“. Ich muss jetzt nicht erwähnen, dass von meiner Seite das „Du Arschgesicht“ schneller kam als eine Antwort von Christine. Christine vertritt aber die Ansicht, dass man ja beschließen kann, was man möchte. Wenn man sagt, dass man keinen Baum haben will, könnte das ja erst recht der Auftrag für den Mann sein, dass man als Frau gern überrascht werden will. Sie würde sich in jedem Fall freuen, wenn dann doch einer da stünde.

Franz nippt an seinem Kölsch und schaut schon wieder auf sein Handy: „Da! Sie macht sich auf den Weg.

Aus einer Frage wird eine Umfrage

Jetzt ruft Christina zu Marie herüber „Marie, Christbaum, ja oder nein? Franz hat über zwanzig Jahre keinen Baum aufgestellt!“ Marie regt sich auf „Franz, echt jetzt? Das könntest Du mit mir nicht machen. Wenn Matthias mir keinen hin stellt, mach ich es für ihn auch nicht mehr. Basta!“ Matthias sagt nur „Versprochen?“ Auf einmal ist die ganze Kneipe in einer Diskussion. Die Mädchen meinen fast alle, dass ein Baum sein müsste, den Jungs ist es mehr oder weniger egal.

Ein Versprechen

Franz wird ganz betrübt „Aber Sophia ist anders. Die will das bestimmt nicht.“ Ich sage nur „Glaube ich nicht“. Ufuk fehlt schon ein Stück vom Abend und er fragt „Ja, was hat sie denn überhaupt gesagt, als sie den Baum gesehen hat?“ Franz, Christine und ich „Sie ist ja noch gar nicht da!“. „Wann kommt sie denn?“ ruft einer von ganz hinten. „Jeden Moment!“ rufe ich genervt zurück. Franz hat mittlerweile tatsächlich Schweiß auf der Stirn und sagt, fast als wenn er ein heiliges Versprechen vorträgt „Wenn das gut geht, gebe ich eine Runde…“ – kurz ist Stille.

Es eskaliert etwas, als…„Frauen können so gemein sein.“ sagt Matthias ins Schweigen hinein. „Was soll das heißen?!“ droht Maria. Franz interessiert das alles nicht. Er guckt auf sein Handy. Ich sage „Maria, guck doch auf den armen Jungen hier!“ und zeige auf Franz, der auf sein Handy stiert. Maria meint, dass Sophia nichts dazu kann, sie wüsste ja von nichts. Christoph meint „Naja, ihr Frauen könnt ja schon mal sagen, was ihr wirklich wollt. Immer muss man sich etwas einfallen lassen und ist am Zittern, ob es gut ist oder nicht.“ Andreas neben ihm entrüstet sich „Ja, man geht immer ein Risiko ein! Ein klarer Auftrag…“

. Seine Freundin Saskia fällt ihm ins Wort „Ja ist das so schlimm? Einmal im Jahr nachdenken???“. So geht das eine ganze Zeit. Ich traue mich schon gar nicht mehr etwas zu sagen, als Franz auf einmal aufsteht, nochmal auf das Display guckt, das Handy in die Höhe reißt und in den kleinen Tumult ruft „Ich bin der beste Freund auf der ganzen Welt!!!“. Es ist nicht nur eine Runde, die er an diesem Heiligen Abend gibt. Und da! Richtig glückselig wird der Abend, als das erste Mal seit zwanzig Jahren Sophia durch die Tür der Wirtschaft kommt.

Michael

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