Eine außergewöhnliche Zitronenpresse

Kirche in Riehl
Eine außergewöhnliche Zitronenpresse
Moderndes Design und so ganz anders als alle anderen. Nein, ich mache keine Werbung für Haushaltsartikel, keine Sorge! Ich bin auf einem Spaziergang unterwegs, ohne Ziel eigentlich. Als es mich nach Riehl verschlägt und ich dort so durch die Straßen laufe, sehe ich ein eigenartiges Gebäude.
Dass dieses eine Kirche ist, erschließt sich mir nicht auf den ersten Blick, denn die Form weicht so gänzlich von der einer üblichen Kirche ab. Na, wisst ihr schon, wo ich bin? Richtig, St. Engelbert.
Tatsächlich hat dieses Bauwerk die Form einer Zitronenpresse. Es handelt sich um eine Rundkirche, bestehend aus acht Tonnengewölben. Ein Architekt würde diese Formen sicherlich komplett anders beschreiben, da kämen dann Worte wie Parabel oder dergleichen vor, aber da ich diese Berufsbezeichnung nicht trage, bleibe ich lieber bei dem dieser Kirche gegebenem Spitznamen der Zitronenpresse.
Nun bin ich auch neugierig, wie diese wohl in ihrem Inneren aussieht. Als ich hineingehe, macht sich Staunen breit. Diese äußere Form setzt sich auch im Innenraum fort. Schlicht, aber aufgrund der Bauweise und der doch auch vorhandenen, wie in allen anderen Kirchen vorkommenden, Figuren, Engel usw, sowie einem Lichteinfall direkt auf den Altarraum, wird man auch hier zum innehalten „aufgefordert“.
Bei meinem, und in diesem Fall passt das Wort tatsächlich sinngemäß „Rundgang“, entdecke ich eine Tafel, auf der folgendes zu lesen ist:
– Auf der Kanzel dieser Kirche sagte Kardinal Josef Frings in seiner Silvesterpredigt 1946: „wir leben in Zeiten, da in der Not auch der Einzelne das wird nehmen dürfen, was er zur Erhaltung seines Lebens und seiner Gesundheit notwendig hat, wenn er es auf andere Weise, durch seine Arbeit oder durch Bitten, nicht erlangen kann.“ Daraufhin prägte der Kölner Volksmund das Wort FRINGSEN –
Kardinal Frings dürfte sich mit diesem Ausspruch und aber auch seines herzlichen Wesens wegen bei der kölschen Bevölkerung unsterblich gemacht haben.
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Erschaffen hat dieses Gotteshaus übrigens Dominikus Böhm im Jahre 1932. Dass seine modern anmutenden Pläne einige Jahre zuvor beim Generalvikariat nicht unbedingt auf Gegenliebe stießen, dürfte klar sein. Zu befremdlich waren die Formen und man bat ihn sogar, um es mal milde auszudrücken, doch eher am Traditionellen festzuhalten. Böhm konnte aber wohl Vorbilder solcher Kirchenbauten aus dem Mittelalter benennen und so durfte er schließlich St. Engelbert nach seinen Plänen entstehen lassen. Am 6. Juni 1932 wurde Einweihung gefeiert.
St. Engelbert hatte, wie viele andere auch, bereits eine Vorgängerin. Nicht genau an derselben Stelle, aber nur ca. 200 Meter entfernt, existierte schon einmal eine Notkirche, die ebenfalls unter dem Patrozinium des heiligen Engelbert von Berg stand, der zwischen 1216 und 1225 Erzbischof von Köln war. Im Jahre 1897 geweiht, wurde sie 1932 entweiht und 1944 brannte sie völlig aus.
Eigentlich würde ich nun sagen, wenn ihr mal in der Nähe seid, besucht St. Engelbert doch einmal. In diesem Fall lohnt sich aber auch, sich auf den Weg in diese nicht ganz so zentral gelegene Kirche zu machen. Sie ist auf ihre ganz eigene Art etwas Besonderes.
Ach eine Kleinigkeit noch: wenn ihr euch fragen solltet, was der Turm neben der „Zitronenpresse“ für eine Bedeutung hat, das ist KEIN Schornstein. Das ist der Glockenturm, den man extern hat bauen lassen, um das architektonische Bild der Kirche nicht zu stören.
Bis bald, eure Ramona

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