Ein Glücksrad im Kölner Dom

Klingt etwas seltsam, weil man ein solches in einem Dom eher nicht vermuten würde oder? Aber dazu gleich mehr…

Wenn man den Dom betritt

Betritt man den Dom, schaut man zuerst fasziniert nach oben zu den Gewölbedecken, zu den teils noch aus dem Mittelalter stammenden Fenstern oder durch das Mittelschiff Richtung Dreikönigenschrein. Der ein oder andere zündet eine Kerze für seine Lieben an und beginnt dann seinen Rundgang durch den Dom, bewundert die vielen alten und teils riesigen Gemälde oder Skulpuren, die einzelnen Chorkapellen mit ihren kostbaren Kunstwerken, unter anderem dem Originalriss der Westfassade, der unter einem grünen Samtvorhang in einem Glaskasten aufbewahrt wird (ich erwähnte ihn schon mal in einem früheren Beitrag).Schließlich steht man dann vor dem „Bauwerk“, für welches der Dom gebaut wurde.

Geht man ein Stück zurück, kann man in einer der Holzbänke Platz nehmen, um für einen Moment zur Ruhe zu kommen oder um die Stimmung, die man im Dom spürt, einfach auf sich wirken zu lassen, bevor man anschließend wieder hinaus geht.

Ein besonderes Kunstwerk

Ein Kunstwerk allerdings – nimmt man kaum bis gar nicht wahr.Während man sich nämlich auf die eben genannten konzentriert, tritt man es buchstäblich mit Füßen. Und dabei handelt es sich um das Kunstwerk „Chormosaik“, der Fußboden im Bereich der Vierung, des Binnenchors und des Chorumgangs, wohingegen im restlichen Dom eher schlichte Platten liegen.

Die Entwürfe für all das lieferte Ende des 19. Jahrhunderts August Ottmar Essenwein, ein Architekt, der sich aber auch an der Restaurierung von Kirchen, wie z. B. der Frauenkirche in Nürnberg oder des Braunschweiger Domes, sowie einiger Kölner Kirchen, wie St. Maria im Kapitol oder Groß St. Martin beteiligte. Das Domkapitel wünschte allerdings keine Abbildungen von heiligen Gegenständen oder Personen, einem Kreuz oder Sakramenten, um diese eben nicht „mit Füßen zutreten“. Und so entschied er sich für Dinge wie Tierkreiszeichen, menschliche Temperamente, die Himmelsrichtungen und vier Elemente Wasser, Feuer, Erde und Luft.

Weiterhin erscheinen zwischen den Chorgestühlen Lebensalter von Menschen und deren Tätigkeiten unter Planeten. Im Hochchor sind der Kaiser mit den 7 freien Künsten, großen europäischen Flüssen und Nationalkirchen zu sehen, vor dem Hochaltar erscheint der Papst (alles aus damaliger Zeit natürlich).Essenwein stellte für den Chorumgang eine Liste mit Namen von 93 Bischöfen und Erzbischöfen Kölns zusammen, allen voran Hildebold und Konrad von Hochstaden, der am 15. August 1248 den Grundstein zum Bau unseres schönen Domes legte.

Ein Glücksrad im Dom?

Aber da war doch noch was mit einem Glücksrad…Es handelt sich natürlich nicht um ein solches Glücksrad, wie man es jetzt vielleicht vor Augen hat. Nein, es ist ein weiteres Mosaik im Binnenchor und ich würde es eher „Rad des Schicksals“ nennen (kleiner Hinweis: bei dem gezeigten Foto handelt es sich nicht um genanntes Mosaik). Es soll die Wechselfälle des Lebens symbolisieren, gleichzeitig aber auch vor allzu großer Gier nach irdischen Gütern warnen.

Vorbild war vermutlich eine ähnliche Darstellung in der Kathedrale von Siena. Wenn ein vollständiges Besuchen unseres Domes wieder möglich ist, werde ich…wie immer, weil ich gar nicht anders kann…den Blick durch meinen Dom schweifen lassen…auch wie immer voller Ehrfurcht und niemals endender Faszination. Aber ich werde auch mit dem Blicknach unten gerichtet eines der größten Kunstwerke im Dom wahrnehmen und betrachten – das Chormosaik. Und ich bin mir sicher, ihr werdet das auch…

Eure Ramona

Köln, Dom, Impressionen des Innenraums Copyright Foto: Ramona Krippner