Dreimol null…

Dreimol null…
Dreimol null…

Ja, ihr singt automatisch ein Lied, wetten? Diese beiden Worte in der Überschrift reichen aus in Köln, jeder fängt sofort an, eines der bekanntesten Lieder hier zu singen. Aber die Geschichte dahinter ist spannend und der Text des Liedes stimmt ja eigentlich nicht so ganz, und da möchte ich euch heute etwas zu erzählen. Aber erstmal der Text des Liedes:

In d`r Kayjass Nr. 0
En d’r Kayjass Nummer Null
steiht en steinahl Schull
un do hammer dren studeet.
Unser Lehrer, dä hieß Welsch,
sproch en unverfälschtes Kölsch
un do hammer bei jelihrt.
Un da hammer hin un her üvverlaat
un han für dä Lehrer jesaht:

Nä, nä dat wesse mer nit mih,
janz bestemp nit mih
un dat hammer nit studeet.
Denn mer wore beim Lehrer Welsch en d’r Klass
un do hammer sujet nit jelihrt.
Ävver, ävver, ävver dreimol Null es Null, es Null,
denn mer woren en d’r Kayjass en d’r Schull;
dreimol Null es Null, es Null,
denn mer woren en d’r Kayjass en d’r Schull.
Es en Schiev kapott, es ene Müllemmer fott,
hät d’r Hungk am Stätz en Dos‘:
Kütt dä Schutzmann anjerannt,
hät uns Pänz dann usjeschannt, –
saht: Wat maat ihr zwei dann blos!
Un da hammer hin un her üvverlaat
un han för dä Schutzmann jesaht:

Nä, nä dat wesse mer nit mih…
Ävver, ävver, ävver dreimol Null es Null, es Null…

Neulich krät uns en d’r Jass
die Frau Käzmann beim Fraaß, –
saht: Wo wollt ihr zwei dann hin?
Uns Marieche sitz zo Hus,
weiss nit en un weiss nit us:
Einer muss d’r Vatter sin!
Un da hammer hin un her üvverlaat
un han för die Käzmanns jesaht:

Nä, nä dat wesse mer nit mih…
Ävver, ävver, ävver dreimol Null es Null, es Null …

„En d’r Kayjass Nummer Null“, da geht es schon los. Die kleine Straße am Großen Griechenmarkt gelegen und nach einer Familie „Keige“ oder „Keye“ benannt, hat gar keine Nummer null. Dä. Hätte mich auch gewundert. Und eine Schule steht da in der Straße auch nicht, wer also den Ort aufsuchen möchte, hat leider gelitten.

Eine Schule steht aber zumindest dort am Großen Griechenmarkt 87 in direkter Nähe, verwirrend, aber immerhin der erste Anhaltspunkt. Doch diese Schule sieht irgendwie gar nicht steinalt aus, stimmt da unser Text schon wieder nicht? Zumindest steht fest, diese ganze Ecke wurde im Juni 1943 komplett zerstört. Da stand nichts mehr. Von 1891 bis 1939 gab es hier aber tatsächlich eine Sonderschule. Dass es heute also nahe der Kaygasse eine Schule gibt, ist wohl eher Zufall.

Aber, und hier stimmt der Text schon wieder nicht, einen Lehrer Welsch gab es nicht. Zumindest hier nicht. Es gab einen am Klingelpütz unterrichtenden Lehrer Welsch, dieser war im Lied aber nicht gemeint.

„Unser“ Lehrer Welsch hat sich seinen Ruhm aber trotzdem verdient, und ist deshalb wohl der berühmteste Lehrer Kölns, und das zu recht. Heinrich Welsch war ein Pädagoge, der sich für benachteiligte Kinder in Köln einsetzte. Und er lehrte auch tatsächlich in Köln, erst ab 1877 in Worringen, damals allerdings noch nicht zur Stadt gehörend, denn Worringen wurde ja erst 1922 eingemeindet.

Kurze Zeit später lehrte er in Sülz. Ab 1881 dann war er Lehrer und später Rektor der ersten Kölner Hilfsschule in Kalk, die er 1905 selbst gegründet hatte. Er starb 1935 in Köln und liegt auf dem Kalker Friedhof in Merheim begraben. Hört sich komisch an, ist aber so. Sein Grab ist sogar ein Ehrengrab und wird deshalb von der Stadt gepflegt.

In Flittard gibt es eine Schule, die seinen Namen trägt. Seit 2004 wird sogar ein „Lehrer-Welsch-Preis“ verliehen. Im Jahre 2008 bekam ihn Ludwig Sebus, der dazu folgendes sagte:

„Das Vermächtnis des legendären Lehrers Welsch ist doch viel mehr als drei mal Null. Er verkörperte die kölsche Seele. Als Lehrer hat er alle Menschen gleich gesehen und gleich behandelt.“

Welsch gründete auch die erste Volksbibliothek in Kalk. Dazu kam es, weil er Betriebe in Kalk überzeugen konnte, Bücher zu spenden. So kamen stolze 1.700 Bücher zusammen.

So, nun habe ich euch einiges zum Lehrer Welsch erzählt, aber berühmt wurde er ja durch das Lied. Dieses wurde 1938 von den „drei Laachduve“ komponiert. Da sich die Straße der Kalker Schule, es war die Hollweghstraße aber ganz schlecht zum Reimen eignete, wurde der Lehrer Welsch in die Kaygasse „versetzt“.

Der Text wurde wohl einige mal geändert und erst die „Vier Botze“ unter anderem mit Hans Süper Senior und Richard Engel, dem Vater Tommy Engels brachten die Version 1945 heraus und machten einen Hit daraus, der bis heute unvergessen ist. Heutzutage kennen wohl die allermeisten die Version der Bläck Fööss.IMG_20191113_102558

Schon früher erinnerte eine Bronzetafel an diese Geschichte, diese wurde leider zerstört. 1953 spendete der Spediteur Kasper Braun, der dort ein Wohnhaus errichtete an der Ecke Großer Griechenmarkt/Kaygasse, eine neue Tafel, die an die Elementar-Freischule, später Hilfsschule und diesen wunderbaren Song erinnert.
Auf der Tafel steht folgender Text:

HE AN DEM PLÄTZGE
STUND EN STEINAHL SCHULL
WO GERECHNET WOHT
DREIMOL NULL ES NULL
GEBAUT 1953
Kaspar Braun

Tja, das war die Geschichte über diesen Song, den wir alle gerne singen, gerade in der Karnevalszeit. Und jetzt, wo ihr die Geschichte dazu kennt, die gar nicht so komisch ist, denn der Lehrer Welsch kümmerte sich um Kinder, denen Lernen etwas schwerer fiel, bekommt das Lied eine viel größere Bedeutung. Und deshalb werde ich dieses Lied immer im Herzen tragen, als Dankeschön an einen wirklich tollen Menschen.IMG_20191113_101802

(Sorry für das schlechte Bild von seinem Grabstein. Ist momentan sehr verwittert und daher ist die Schrift kaum zu lesen)

Euer Ronald

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