Die Weihnachtswichtel zu Köln

"Wichtelstein von Kerstin Ruhe".

Kuschelig warm war es in dem kleinen Wohnwagen, der seit vielen Jahren das Zuhause von Blinki und Flinki war. Sie lebten im Bettkasten und hatten das ganze Jahr über geruht. Doch jetzt war es Ende November und sie mussten ihre Arbeit, die sie immer zur Weihnachtszeit hatten, aufnehmen.

Kuschelig warm war es in dem kleinen Wohnwagen, der seit vielen Jahren das Zuhause von Blinki und Flinki war. Sie lebten im Bettkasten und hatten das ganze Jahr über geruht.

Ahnt ihr es schon? Blinki und Flinki sind Weihnachtswichtel und nun war es wieder soweit. Die Novembernebel gaben bereits den Blick auf den 1. Advent frei, die Weihnachtsbäume wurden geschlagen, bunte Lichterketten schmückten jeden Tag neue Häuser und die beiden Wichtelmännchen wussten, es war nun ihre Einsatzzeit.

Sie zogen ihre Filzhütchen an, damit sie nicht direkt gesehen werden konnten, diese wirkten wie kleine Tarnkappen. Die beiden krabbelten durch die Lüftung ins Freie, denn niemand außer ihrer großen Wichtelfamilie wusste, dass die zwei kleinen Wichtelmännchen in dem Wohnwagen lebten.

Besonders schön fanden sie, dass der Wohnwagen einer Schaustellerfamilie gehörte, die jedes Jahr zum Weihnachtsmarkt nach Köln fuhr und sich mit ihrem Lebkuchenstand auf den Heinzelmännchen-Markt stellte. So waren Blinki und Flinki direkt mitten drin, im Weihnachtstrubel und natürlich auch bei ihrer Familie, gab es davon doch einige, die ebenfalls bei Schaustellerfamilien lebten und sich jedes Jahr auf ein Wiedersehen freuten.

„Brrr ist das kalt!“ schüttelte sich Flinki, der als erster durch die Lüftung nach draußen geklettert war. Blinki folgte ihm und schüttelte sich ebenfalls. „Es scheint jedes Jahr kälter zu werden.“ Eine Katze, die sehr gute Augen hatte, erkannte die beiden trotz ihrer Filzhüte und ein Hund mit guten Ohren hörte die beiden. Wütend kläffte er in ihre Richtung und der Besitzer glaubte, dss sein Hund böse auf die Katze sei. „MORITZ AUS!!!!“ schimpfte er mit ihm. Die Wichtel grinsten, die Menschen sahen sie also nicht und so waren sie alsbald auf der Suche nach einer Aufgabe.

Dies war nämlich das große Geheimnis ihres Wichtellebens. Sie mussten jemanden finden, dem sie eine Freude machen konnten oder dem sie zu einem Glücksmoment zu Weihnachten verhelfen konnten. Dafür lebten die Weihnachtswichtel schon seit Jahrhunderten unter den Menschen.

„Lass uns am Kinderkarussell gucken, da finden wir vielleicht am schnellsten jemanden, der uns braucht und die Katze traut sich nicht an uns heran.“ flüsterte Blinki in Flinkis Ohr. Die Katze schaute ihnen hinterher. Auf dem Karussell war noch nicht so viel Betrieb. Die zwei Wichtelmännchen setzten sich auf die Rückbank eines kleinen roten Feuerwehrautos und drehten einige Runden mit auf dem schönen alten Karussell. Die Kinderaugen leuchteten wie eh und je, wenn sie zum Karussell kamen und die schönen alten Fahrzeuge betrachteten. Der Heinzelmännchen-Markt war nämlich sehr nostalgisch und so fühlten sich Blinki und Flinki dort richtig wohl.

Es kamen Kinder reicher Eltern und erzählten sich, was sie alles zu Weihnachten bekommen wollten. Sie nahmen Platz im Feuerwehrauto und redeten während der gesamten Fahrt über die Geschenke, die sie bekommen würden. Nicht einen Augenblick stellten sie ein Geschenk in Frage. Für sie war klar, sie würden alles bekommen, was sie auf ihre Wunschzettel schrieben.

Flinki flüsterte in Blinkis Ohr: „Was sind das doch arme Kinder, sie brauchen unsere Hilfe nicht!“ „Nein Flinki, die brauchen unsere Hilfe wirklich nicht.“ So vergingen mehrere Stunden und einige Kinder, die ähnlich redeten, wie die vorangegangenen, fuhren mit auf dem schönem alten Karussell. Die beiden Weihnachtswichtel wollten schon einen anderen Ort aufsuchen, damit es ihnen heute noch gelingen würde, jemanden glücklich zu machen, als plötzlich ein kleiner Junge vor dem Karussell stand. Er schaute sehnsüchtig auf das Feuerwehrauto und zog einen Euro aus seiner Hosentasche. Auf dem Schild stand: eine Fahrt 1,50 Euro. Er hatte also zu wenig, um mitzufahren.

Da kam ein Obdachloser und schaute mit ihm auf das Karussell. „Gefällt dir das alte Teil?“ Der Junge nickte. Der alte Mann kramte in seiner Jacke und fand tatsächlich noch 50 Cent. Er wollte sie dem Jungen in die Hand drücken, da hörte man ein lautes Magenknurren. Der Junge schaute den Mann an und fragte: „Haben sie Hunger?“ „Ja, ich habe heute noch nichts zu essen gehabt.“ Da zückte der Junge seinen Euro und gab diesen dem Obdachlosen. „Hier dafür gibt es schon eine Brezel!“ Der alte Mann lächelte dankbar und fragte ihn: „Willst du denn nicht lieber Karussell fahren?“ „Ist Hunger nicht schlimmer, als der Wunsch, etwas unnützes zu tun?“ fragte der kleine Junge zurück.

Die beiden Wichtel waren sehr überrascht über diese beiden und beschlossen, sie hätten ihre Aufgabe für heute gefunden und so kam es, dass der Schausteller plötzlich aus seinem Kassenhaus trat und den Obdachlosen fragte, ob er nicht für den Weihnachtsmarkt in seine Dienste treten wollte und Fahrchips einsammeln wollte. Er würde ihm zu essen geben und eine warme Unterkunft. Der alte Mann sagte: „Ja, aber nur wenn der Junge hier freie Fahrten bekommt.“ Der Schausteller stimmte zu und kratzte sich ein wenig am Ohr. Dort ging Flinki in Deckung, denn er hatte gerade seine Wichtelaufgabe erfüllt. Blinki und Flinki waren ganz sicher, der kleine Junge war nicht wirklich reich und doch war er reicher als die Kinder vor ihm, denn er trug in sich die Liebe und diese war viel wertvoller als die Habgier.

© (Eine Adventsgeschichte von Elisabeth van Langen, alle Rechte vorbehalten. Erstveröffentlichung 2013)

„Wichtelstein von Kerstin Ruhe“.

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