Die Schlacht an der Ulrepforte

Gerhard Overstolz, Köln
Gerhard Overstolz am Kölner Rathausturm

Wir erinnern uns? Letzte Woche liegt im Oktober 1268 in der Schlacht an der Ulrepforte das Oberhaupt des Geschlechts der Overstolzen, Matthias Overstolz, tödlich verwundet in seinem Blut und die Familie droht, alles zu verlieren. Erzbischof Engelbert II. von Falkenburg hat sich mit dem Geschlecht der Weisen und ein paar anderen, die nur zu gern Köln und den Overstolzen schaden wollen, verbündet und greift Köln an.

Schlacht an der Ulrepforte

Die 5000 Soldaten vor der Mauer, die der Erzbischof auf seiner Seite hat, sind nicht das Problem. Aber die 300 Soldaten, die schon innerhalb der Mauer sind, schon. Matthias Overstolz stellt sich ihnen mir nur 40 Männern entgegen. Mit letzter Kraft macht er den Kölschen klar, dass es hier um Köln geht. Wenn man hier verliert, gehen nicht nur die Overstolzen unter, vielmehr wird Köln auch nie mehr frei sein und für alle Zeiten unter der Herrschaft des Erzbischofs bluten…

Gerhard übernimmt

Ich bekomme nicht heraus, wie alt Gerhard ist, als er die Schlacht dreht. Aber ich weiß, dass die Damen, die das hier lesen, ihn bestimmt gern mal „gedatet“ hätten: er ist ein Baum von einen Mann und dabei nicht hässlich. Auf jeden Fall schnappt er sich seine Axt und fängt an, alles umzuhauen, was sich ihm in den Weg stellt. Darauf fassen sich viele Kölner ein Herz und stehen ihm bei. Es war eine blutige Schlacht – nur damit ihr es nochmal gelesen habt.

Gut, Engelbert entzieht sich dem, aber die Schlacht und damit sein Anspruch auf mehr Macht über Köln, ist verloren – wenn er auch der oberste Stadtherr bleibt.

Gerhard an der Macht

Gerhard Overstolz, kann man sagen, dass er ein Anführer war? Richtig an die Macht möchte er nie, obwohl er 1273 Oberbürgermeister wird. Er übernimmt das Amt von Daniel Overstolz. Aber Ämter anhäufen wie sein Vater, das ist nicht seine Art. Gut, er ist natürlich auch im Rat der Stadt und zieht mit seiner vollen, gutklingenden Stimme, und intelligenten Reden, die Menschen auf seine Seite. Er weiß auch immer, was zu tun ist – was ihn am Ende das Leben kostet…

Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte

Ab dem Jahr 1275 heißt der Erzbischof Siegfried von Westerburg – was nicht heißt, dass sich die Probleme für die Kölschen ändern. Da bekommen sie auf einmal die Gelegenheit, diesen Streit ein für alle Male zu klären:

1279 stirbt Herzog Walram V. von Limburg und hat keine Erben. Aber das Erbe bedeutet einen unglaublichen Machtgewinn, wenn man es dann bekommen kann. Herzog Johann I. von Brabant hat zu dieser Zeit auch seine Träume, wie er seinen Einfluss mehren kann und konstruiert um ein paar Ecken einen Anspruch auf das Erbe. Zudem bringt er unter anderem den Grafen von Berg auf seine Seite, der auch ein Stück des Erbes haben will, aber nicht die Macht hat, dies durchzusetzen. Auf der anderen Seite steht unser Erzbischof Siegfried von Westerburg, der Kurköln durch diesen Machtgewinn in der Nachbarschaft bedroht sieht. Er schlägt sich auf die Gegenseite und lässt diesen Streit eskalieren.

Die Overstolzen am Kölner Rathausturm
Die Overstolzen am Kölner Rathausturm

Was meint Ihr, was sich Gerhard Overstolz denkt? Ja klar! Das ist die Gelegenheit, die Sache für Köln zu entscheiden, wenn man dem Herzog von Brabant hilft. Wie immer vertritt er seine Gedanken im Rat und vor der Stadt und zieht auch diesmal die Kölner auf seine Seite.

Die letzte große Schlacht des Mittelalters

Am 5. Juni 1288 ist es soweit. 4200 Männer gehen für den Erzbischof am Fühlinger Feld in die Schlacht bei Worringen und 4800 für den Herzog von Brabant. Es ist die letzte große Ritterschlacht im Mittelalter, die durch Panzerreiter entschieden werden soll – aber davon hat der Erzbischof 500 mehr.

Auch diese Schlacht ist ein Gemetzel. Sie tobt hin und her. Der Erzbischof liegt vorn, als Gerhard Overstolz in seiner prächtigen Rüstung vor die Kölschen reitet und sie anstachelt. Als Führer, der etwas taugt, geht er mit den Seinen: er steigt vom Pferd und stellt sich an die Spitze der Kölner und marschiert auf den Feind zu. Ein gutes Stück sind sie gelaufen, als er auf einmal zusammenbricht und stirbt. Sein Herz hat unter der Belastung, in voller Rüstung im Sommer zu laufen, den Dienst quittiert. Er ist einer von nur drei Kölschen, die an diesem Tag ihr Leben lassen. Die Kölner werden im Anschluss für die Ritterlichkeit im Feld gelobt – vielleicht bedeutet das, dass sie sich zurückgehalten haben.

Man muss dazu festhalten, dass die Schlacht die Bauern des Grafen von Berg gewonnen haben. Sie konnten Freund und Feind nicht unterscheiden und haben einfach auf alles geschlagen, was eine Rüstung trug – im Zweifel die Panzerreiter. Es wird gesagt, dass man so keine ordentliche Schlacht führen konnte und sie diese mit wüster Gewalt gewonnen haben. – Naja, was ist eine Schlacht denn sonst?

Vater und Sohn am Rathaus vereint

Gerhard Overstolz wird als toter Sieger nach Köln getragen und gilt bis heute als der Mann, der den Anfang vom Ende der Macht der Erzbischöfe eingeläutet hat.

Schaut mal auf das Bild, dass ihn mit seinem Vater, Matthias Overstolz, als Figuren am Rathaus zeigt. Ich meine die Sockel. Beim Vater sieht man einen Bären. Matthias Overstolz war oft wütend und hitzig. Der Bär ist ein Symbol dafür. Aber unter Gerhard hängt ein Mensch und ein Bär. Dieser Mensch ist wohl ein Bärenführer. Die Eigenschaft des Gerhards war es mehr, die Menschen und am Ende auch den Zorn der Menschen zu führen. Er zeigt mit seinem Finger aber auch auf seinen Vater: „Da, von diesem habe ich das geerbt. Er hat mich zu dem gemacht, was ich war. Durch uns ist Köln jetzt frei.“ Kölle Alaaf – nichts geht über Köln.

Michael

Jetzt seht Ihr diesen Beitrag und habt den von letzter Woche verpasst? Hier findet Ihr ihn nochmal:https://koelschgaenger.net/die-overstolzen-in-koeln/

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