Das KVB – Straßenbahnmuseum in Thielenbruch

Heute gibt’s Kultur, ich gehe ins Museum, ich werde mir das Straßenbahnmuseum der KVB anschauen. Was eignet sich also zum Einstimmen besser als…. richtig, eine Fahrt mit der KVB. Angenehmerweise kann ich mit der Linie 18 bis zur Endhaltestelle Thielenbruch fahren. Gesagt, getan.

Direkt an der Haltestelle, einem kleinen Kopfbahnhof, ist das Museum, nicht zu verfehlen, also gehe ich auf den übrigens sehr schön gemachten Eingang zu, einen alten im Mauerwerk integrierten Eisenbahnwaggon. Hat was. Dann geht es durch einen Vorraum, dieser wird als Restaurant genutzt und ist ebenfalls gut gelungen. Aber ich will jetzt nicht speisen, ich will jetzt endlich die Straßenbahnen sehen, habe mich schon darauf gefreut, schließlich „begleiten“ diese Bahnen mich schon seit meiner frühesten Kindheit. Also durch den Vorraum und ab in den Ausstellungsraum. Raum? Nee, Halle. Große Halle. Cool, das verspricht spannend zu werden.

Diese Halle hat an sich schon eine lange Tradition, diente sie doch schon ab 1905 als Wagendepot des Betriebshofes Thielenbruch. Rund 2.500 Quadratmeter Fläche, etwa 20 Straßenbahnen und diverse andere Sachen sind hier zu bestaunen. Modellwelten aus Pappe die Bahnstationen darstellen, Stelltafeln, und vieles andere mehr, klasse. Ich stelle schnell fest, viele der Sachen hier habe ich noch selbst im alltäglichen Gebrauch erlebt, jetzt stehen sie hier im Museum. Hoffentlich behalten die mich nicht auch gleich hier, geht mir noch so durch den Kopf, aber bevor ich weiter darüber nachdenken kann, zieht mich das schon wieder in seinen Bann.

Zu Beginn aber erstmal ein kleiner Einblick in die Geschichte der KVB. 1882 wurde die Cölnische Straßenbahn-Gesellschaft gegründet und 1899 standen unfassbare 756 Pferde in Diensten der Stadt. In der Mülheimer Freiheit existiert noch heute ein ehemaliges Straßenbahndepot mit Skulpturen von Pferdeköpfen am Mauerwerk.

Hier weitere spannende Daten zur KVB. 1914 wurden mit 1000 Fahrzeugen etwa 152 Millionen Passagiere befördert. In den 30er Jahren gab es auf einigen Strecken sogar abgetrennte Raucherabteile.

Am 11.02.1906 wurde die Rheinuferbahn zwischen Köln und Bonn eröffnet. Um Punkt 14.00 Uhr wurde die erste mit vier Waggons ausgestattete und festlich geschmückte Bahn von der Trankgasse aus in Richtung Bonn geschickt. Pünktlich, heute kaum vorstellbar. An allen Stationen wurde die einfahrende Bahn mit großem Jubel und Böllerschüssen begrüßt. Vielleicht sollten wir das wieder einführen, natürlich nur, wenn die Bahn wirklich pünktlich ist, so als kleine zusätzliche Motivation. Die Kosten würden sich im Rahmen halten. Genug gelästert, zurück ins Jahr 1906. Die beiden Oberbürgermeister speisten übrigens damals unterwegs in der „Zugrestauration“. Zu dieser Zeit war die Rheinuferbahn die modernste Schnellbahn in Deutschland. Kaum zu glauben. Sie fuhr satte 70 Stundenkilometer, das war einzigartig in Deutschland. Tja, so ändern sich die Zeiten. Heute freuen wir uns über jeden Zug, der überhaupt fährt.

Ab 1968 wurden nach und nach immer mehr Tunnel gebaut, um die Straßenbahn vom üblichen und immer mehr werdenden Straßenverkehr zu lösen. Oft sehen wir sogenannte U-Bahn Zeichen, dabei ist die KVB eigentlich eine Mischung aus unter- und oberirdischen Strecken.

Nun aber zum Museum, in der Halle fällt mir direkt ein Wagen auf,ein absoluter „Eyecatcher“, der Pferdewagen 211 von 1894. Die „Päädsbahn“ fuhr 30 Jahre lang.
Dann das alte Modell der ersten „Elektrischen“, so nannten die Kölner sie. Wagen 407, 1901 eingeführt, sieben Jahre später gab es in Köln bereits 371 Exemplare davon.

Leider gibt es kein Original mehr, für das Museum wurde deshalb aus einem Bonner Triebwagen ein Modell von 1902 modelliert. 1901, fuhren die ersten elektrischen Bahnen durch Köln. Zuerst wurden die Verbindungen vom Dom zur Flora und vom Zoo zum Ubierring eröffnet. Heute kaum noch vorstellbar, aber selbst die engen Gassen der Altstadt hatten 1798 einen Straßenbahnanschluß. Die Elektrische fuhr bis zu 25 km/h, 16 Passagiere finden im Inneren auf Längsbänken Platz, zusätzlich gab es noch 17 Stehplätze.

Die Einführung der Elektrischen hatte sich wegen dem Widerstand der Karnevalisten verzögert. Sie bangten wegen der Oberleitungen um die Existenz der hohen Festwagen. Das Problem wird gelöst, die Leitungen werden in 7,50 Meter Höhe aufgehängt. Bereits 1903 sind 12 Linien unterwegs. Viele weitere Wagen sind hier zu bestaunen, und man merkt gar nicht, wie die Zeit vergeht, Langeweile kommt hier nicht auf. Natürlich möchte ich euch jetzt nicht alles verraten, was es hier zu sehen gibt, nur soviel, ihr werdet staunen.

Dann gibt es sogar noch einen kleineren Ausstellungsraum, wo Werkzeuge und andere Utensilien wie Fahrscheine, Schaffnertaschen, Uniformen und Werbematerialien zu sehen sind. Damals gab es noch megacoole Hinweisschilder wie “ Damen mit übergroßen Hutnadeln müssen draußen bleiben“. Da es häufig zu Verletzungen durch Hutnadeln gekommen war, gab die Verwaltung eine Verordnung heraus, die das Tragen dieser Nadeln in der Bahn verbot. Alles hier zu entdecken. Krass.

So, das war ein kleiner Blick ins KVB Museum, es gibt noch viel mehr zu entdecken, einen Besuch kann ich euch nur empfehlen.

Nach dem Besuch hier im Museum ist mir eines klar geworden. Ja, wir meckern gerne über unsere KVB. Aber das Wachstum der Stadt in den letzten 130 Jahren ist auch untrennbar mit der Geschichte der KVB verbunden und gar nicht so einfach zu handeln. Leute, gönnt euch einen Besuch hier, es ist spannend, und wollen wir doch mal ehrlich sein, auch wenn wir gerne schimpfen, eigentlich mögen wir unsere KVB doch.

So, jetzt gönne ich mir noch ein Käffchen und lasse das Ganze noch ein Weilchen auf mich wirken, aber eines steht für mich fest.

Mein Fazit nach diesem Besuch. Unsere KVB ist OK. Daumen hoch.

Euer Ronald

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.